Titel des Monats Mai 2014:
»Eine launische Frucht namens Hoffnung«
von Gret Weyden
Wartest du noch oder heiratest du schon?

In Sibille Frischs Vorstellung vom Beziehungsparadies hängen keine sündigen Äpfelchen am Baum der Erkenntnis, sondern reizvoll verpackte Ananasdosen. Doch die (ent-)halten leider nur selten das, was sie versprechen: leckere Frucht. In der Regel bleibt es bei Saft, und irgendwann ist sogar der verbraucht.
Da die Zeiten biblischen Alterns längst vorbei sind, sieht sich Bille angesichts ihrer fünfunddreißig Jahre mit der Frage konfrontiert: Wartest du noch oder heiratest du schon? Im aktuellen Angebot wäre da ihr »Dauerfreund« Matthias. Beamter, beziehungserprobt, einwandfreie Gene – ein solides Schnäppchen. Oder vielleicht der längst bereute Fehlkauf? Der ordentlich verkorkste Heiratsantrag lässt eher Letzteres vermuten.
Während Bille vor dem Regal des Lebens unentschlossen am Verlobungsringfingernagel kaut, fällt ihr unverhofft der Traummann vor die Füße. Klare Sache: Frischobst gefunden, Dose entsorgt, »Ja, ich will!«? Nix da! Denn die Umstände machen aus dieser vermeintlich perfekten Liebe einen Sündenfall, und auf den folgt bekanntlich die Vertreibung aus dem göttlichen Obstgarten.
Der Weg zum Traualtar führt Bille einmal quer durch die Hölle. Eine bittersüße Tortur, auf die sie liebend gerne verzichtet hätte.

Autorin Gret Weyden im Interview
Frau Weyden, die Protagonistin Bille vergleicht das Verliebtsein immer wieder mit einer Ananasdose – oder, im Glücksfall, mit einer frischen Ananas. Wie sind Sie auf dieses Bild gekommen?
Ganz ehrlich: Ich hatte in meinem Leben viele Beziehungen, in denen ich fest davon überzeugt war, einen tollen Mann, also eine super leckere Ananas, erwischt zu haben. Aber dann folgte der ersten Begeisterung in der Regel wenig Erfreuliches und vor allem nichts, was Hoffnung auf eine echte Beziehung mit Langzeitgarantie machte. Doch statt das Weite zu suchen, habe ich an der Idee, dass so einem tollen Anfang auch eine prima Mitte folgen muss, festgehalten. Und das hätte ich sicher nicht, wenn ich nicht fest davon überzeugt gewesen wäre, dass die Verpackung mit den Inhalt überein stimmt…

Meine Lieblingsstelle ist die Verlobung mit Matthias bei Ikea. Und natürlich habe ich so ziemlich jede eigene Tante und eigene Onkels in der Geschichte verbaut. Und ganz viele Gedanken von Bille sind auch meine. Sie können sich in etwa ausmalen, wie meine Mutter das Buch findet ;o) Sie legt übrigens großen Wert drauf, dass bei ihr Geschenkpapier nicht wieder verwendet wird. Ich weiß es besser…
Wenn Ihre eigenen Verwandten im Buch auftauchen – haben Sie sich dann auch schon einmal an jemandem persönlich gerächt?
Aber sicher doch! In einem Drehbuch über einen verdammt schlauen Jungen, habe ich meinen früheren Englischlehrer (mit vollständigem Namen) als komplett ignoranten Pädagogen eingebaut und zitiert, was er damals zu mir gesagt hat, als die Frage Abitur anstand: "Es gibt Rennpferde und es gibt Ackergäule, und die springen eben nicht über hohe Hindernisse, finde dich damit ab!" Allerdings - und das ist das tolle, wenn man schreibt - habe ich meine Figur eine verdammt coole Antwort geben lassen, viel cooler, als ich damals war: "Rennpferde springen auch höchst selten über Hindernisse!" Ja, das war ein guter Moment.
Welches Buch aus Ihrer Kindheit hat Sie geprägt?
Bücher. Hanni und Nanni ließen in mir den dringenden Wunsch erwachen, aufs Internat zu gehen. Sogar meine Eltern wären damit einverstanden gewesen, um mich - ich war wirklich ein schreckliches Kind - los zu werden. Wurde leider nix draus, denn Internate waren schon damals verdammt teuer ...
Worüber haben Sie sich zuletzt besonders gefreut?
Als meine Tochter, 5, zum ersten Mal mit vollendetem Parallelschwung den Berg runtergefahren ist!
Vielen Dank Frau Weyden, dass Sie sich Zeit genommen haben!