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Titel: Heiße Fracht für Mexiko

Heiße Fracht für Mexiko

Luke Sinclair Western, Band 27

von Luke Sinclair

Seiten: (ca.) 82
Erscheinungsform: Originalausgabe
Erscheinungsdatum: 24.6.2015
ISBN: eBook 9783956071256
Format: ePUB und MOBI (ohne DRM)

US$ 1,99

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Autor

Autor: Luke Sinclair
Luke Sinclair (Autor)
33 eBooks
Übersicht Leseprobe Autor

Eigentlich dachte Dave Shannon, seines Zeichens verwegener Abenteurer und ausgezeichneter Schütze, immer, kein Bandit könne es mit ihm aufnehmen. Doch dann trifft er in der Kleinstadt Agua Dulce auf seinen Erzfeind Barry Donovan, dessen Schergen für ihre Gerissenheit und Grausamkeit bekannt sind. Shannons Ende scheint gekommen, als plötzlich ein mysteriöser Fremder auftaucht und ihn aus seiner brenzligen Lage befreit. Der Retter ist Gil Griffin, der auf einer geheimen Mission unterwegs ist und Shannon kurzerhand als Partner rekrutiert. Die beiden Männer sollen die schöne Tochter eines mexikanischen Coronels in die Vereinigten Staaten geleiten, nicht ahnend, dass Elena Olivera nicht die einzige Fracht ist, die es zu beschützen gilt…

Details

Titel
Heiße Fracht für Mexiko
Untertitel
Luke Sinclair Western, Band 27
Autor
Luke Sinclair
Seiten
82
Erscheinungsform
Originalausgabe
Preis (eBook)
1,99 EUR
ISBN (eBook)
9783956071256
Sprache
Deutsch

Leseprobe

Luke Sinclair

Heiße Fracht für Mexiko

Wie zwei Partner zu Todfeinden wurden

In der Bodega herrschte die Stille des Todes. Der Mann, der soeben durch den klirrenden Glasperlenvorhang getreten war, hielt einen schweren Revolver in der Faust. Die Waffe war auf den hageren Fremden gerichtet, der allein an der niedrigen Theke stand, mit dem Rücken zur Tür. »Jetzt ist es soweit, Dave Shannon. Endlich habe ich dich verdammten Bastard erwischt. Wenn du dich umdrehst, schieße ich. Aber ich werde auch schießen, wenn du mir weiterhin deinen Rücken zeigst. Ich gebe dir noch eine Minute, um zu beten. Falls du so etwas überhaupt kannst.«

Dave Shannon stand ganz ruhig da. Seine rechte Hand berührte den Kolben seines Revolvers. Barry Donovan war gekommen, um ihn zu töten. Es hatte keinen Sinn, hier noch etwas zu sagen oder um Gnade zu betteln. Auf die Herausforderung dieses unerbittlichen Feindes gab es nur noch eine Antwort: Kampf bis aufs Messer. Mit einer blitzschnellen Bewegung zog Dave Shannon seinen Colt und feuerte unter der linken Achsel hindurch …

Barry Donovan wurde gegen die Adobewand neben der Tür geschleudert und ging mit weit aufgerissenen, ungläubig starrenden Augen zu Boden, während das Gewehr auf den Boden polterte.

Jetzt erst drehte Dave Shannon sich von der Bar weg, und seine Blicke huschten schnell und wachsam durch den Raum. In solch einer Situation konnte man nie wissen, wie andere Leute reagierten. Aber niemand machte Miene, sich an der Schießerei zu beteiligen. Auch nicht dieser schlaksige Amerikaner da hinten, der die Lehne seines Stuhles gegen die Wand gekippt hatte und das ganze aus schmalen Augenschlitzen beobachtete.

Die rauchende Waffe in Shannons Hand war noch immer auf den Mann neben der Tür gerichtet, der am Boden hockte und sich stöhnend die blutende Schulter hielt.

»Ich hätte dich töten können«, sagte Shannon beinahe gleichgültig. »Aber das wäre viel zuviel Aufwand wegen dieser Lappalie. Irgendwann wird einer kommen, der weniger Skrupel hat als ich.«

Dave Shannon steckte den Revolver ein, warf eine Münze auf die Bar und wandte sich zur Tür.

»Ich an deiner Stelle würde nicht da hinaus gehen«, sagte der schlaksige Amerikaner fast beiläufig. Er ließ seinen Stuhl nach vorn in seine natürliche Lage zurückfallen und deutete mit einer schwachen Kopfbewegung auf Donovan. »Als ich den zuletzt sah, hatte er eine ganze Armee bei sich.«

Shannon war seitlich neben der Tür stehengeblieben. Er hatte nicht die Absicht gehabt, schnurstracks hinauszulaufen, dafür war er zu erfahren und zu vorsichtig. Aber ohne diese Warnung hätte sein Mißtrauen schließlich nachgelassen, und es hätte ihn vielleicht erwischt.

»Was hast du damit zu tun?« fragte er.

Der Mann an der Wand lächelte und stand auf. Sein Körper war hager und drahtig, und zwei dünne Falten gaben seinem Mund einen spöttischen Zug.

»Ich kann es nicht leiden, wenn ein guter Mann von einem Wolfsrudel zerrissen wird.«

Plötzlich fuhr seine Hand zur Hüfte. Ein Schatten tauchte jenseits der Perlenschnüre auf, und Shannon sprang zur Seite.

Eine Kugel pfiff an ihm vorbei, und der Revolver in der Hand des Fremden donnerte los. Das Geschoß ließ ein paar dieser Glasperlen zerplatzen, und der Schatten dahinter verschwand mit einem Fluch. Shannons Schuß ließ die Lampe an der Decke zerbersten, und es war dunkel im Raum.

»Danke«, sagte er in die folgende Stille.

»Mein Name ist Griffin«, antwortete der andere, »Gil Griffin. Wir sollten machen, daß wir hier wegkommen.«

»Gibt es eine Hintertür?«

»Nein.«

»Hm«, machte Shannon, »dann höre ich gern deinen Vorschlag, Hombre.«

»Mit einem Lächeln in den Tod.«

»Ein Witzbold, wie?«

Dave Shannon hörte, wie Griffin in der Dunkelheit herangekrochen kam.

»Was werden die da draußen von uns erwarten?« raunte er leise.

»Das einzige, was wir tun können«, flüsterte Shannon zurück. »Uns hier drinnen verschanzen und warten, bis es draußen hell wird.«

»Stimmt. Und genau das sollten wir nicht tun, denn darauf werden sie sich einstellen.« Etwas lauter sagte er: »Ist dieser verdammte Kerl noch da neben der Tür? Wir sollten ihm den Rest geben, ehe wir hier weitermachen.« Er spannte deutlich hörbar den Hammer seiner Waffe.

Barry Donovan bewegte sich bei der Tür. Die Augen der Männer hatten sich mittlerweile so weit an die Dunkelheit gewöhnt, daß sie vor dem schwachen Schimmer irgendwelcher Lichtquellen draußen erkennen konnten, wie sich der Glasperlenvorhang an der Tür leicht bewegte.

»Hier ist Donovan. Nicht schießen, Jungs, ich komme jetzt ’raus!«

Gil Griffin stieß Shannon in die Seite. »Los, jetzt! Ich hoffe, unsere Gäule stehen noch draußen.«

Sie sprangen gleichzeitig hoch, aber Dave Shannon war als erster bei der Tür. Die Perlenstränge flogen zur Seite, und es hörte sich an wie das todbringende Rasseln einer Klapperschlange. Einer oder zwei von ihnen rissen ab, aber Shannon achtete nicht darauf. Er sprang sofort zur Seite, um Gil Griffin Platz zu machen. Barry Donovan hatte sich unweit von ihnen halb aufgerichtet.

Unter den Arkaden auf der anderen Seite bewegte sich etwas. Dann krachte ein Schuß. Ein zweiter Schuß kam von weiter rechts und klang wie ein Nachhall des ersten.

Barry Donovan ließ sich sofort wieder auf den Boden fallen und fluchte.

Dave Shannon und Griffin begannen wie auf Kommando zu schießen, und fast augenblicklich schien die Hölle loszubrechen. Es sah aus wie das Flackern eines mexikanischen Feuerwerkes, und im Gebrüll der Revolver konnte man kein anderes Geräusch mehr vernehmen. Nur das Jaulen der Querschläger, die von den Säulen der Arkaden abprallten oder über die Adobemauern schrammten.

Undeutlich sah Shannon eine Gestalt zu Boden gehen, ehe er selbst flach auf dem Bauch landete. Staub spritzte ihm ins Gesicht, und er roch förmlich die sengende Bahn der Kugel dicht an seiner Nase vorbei.

Gil Griffin hatte sich nach der anderen Seite geworfen. Er packte Donovans Gestalt und zog sie ein Stück näher an sich heran. Der Mann fluchte laut unter seinen Schmerzen und versuchte, sich loszureißen.

»Bleib noch ein bißchen bei uns, Amigo!« zischte Griffin hintergründig. Er hörte auf zu schießen und packte den Verletzten fester, um ihn in die andere Richtung zu zerren.

Dave Shannon rollte sich durch den Staub in Richtung der Pferde. Die zehn Yard kamen ihm wie eine Meile vor.

»Der Boß ist da irgendwo«, rief jemand. »Seid vorsichtig!« Sporen rasselten in der Dunkelheit unter den Arkaden.

Shannon jagte eine Kugel hinüber und setzte dicht daneben noch eine zweite. Der Aufschrei eines Mannes bewies, daß Shannon getroffen hatte.

Ein Feuerblitz stach aus der Schwärze eines Torbogens, und etwas fuhr heiß über Shannons Gesicht. Jemand war bei den Pferden und lenkte ihn ab. Er feuerte zweimal, ehe der Hammer seines Revolvers auf eine leergeschossene Hülse traf. Der Mann bei den Pferden wurde zu Boden gerissen und schleppte sich mühsam in die schützende Dunkelheit.

Shannon sah sich um und versuchte noch immer, den Kugeln dieser gottverdammten Horde zu entgehen.

Griffin kam geduckt näher und schleifte Donovans Gestalt über den Boden.

»Wo, zum Teufel, bleibst du denn?« keuchte Dave Shannon ungeduldig. »Wenn es ein bißchen heller wäre, hätten die Burschen uns schon in Stücke geschossen.«

»Komm lieber her und faß mit an!« zischte Gil Griffin durch den Lärm der Schüsse zurück.

Shannon rutschte durch den Staub auf ihn zu. »Wir könnten längst bei den Gäulen sein.«

»Oder tot.«

Einer versuchte es zu Pferde, aber eine Kugel der eigenen Leute erwischte das Tier und riß es zu Boden.

»Hört endlich mit dieser blödsinnigen Knallerei auf, ihr Idioten!« schrie Barry Donovan gepreßt. »Eine Kugel genügt mir.«

Es knallten noch ein paar einzelne Schüsse, dann war es still.

Dave Shannon mußte husten und lud mit hastigen Fingern seinen Revolver.

»Du hast verdammtes Glück, Donovan, daß deine Leute so miserabel schießen.«

»Sie werden dich schon noch erwischen, du Bastard!« schnappte der Verwundete gereizt zurück. Shannon packte ihn am Kragen seiner Jacke und zog ihn wie einen jungen Hund hinter sich her.

»Wenn ihr uns zu nahe kommt, kriegt euer Boß ’ne Kugel in den Wanst!« warnte Griffin die Meute, die in den dunklen Ecken lauerte.

Das Abklingen der Schüsse hatte die Pferde etwas beruhigt, sie scheuten jedoch vor dem Blutgeruch, den Donovan an sich hatte.

»Willst du ihn mitschleppen?« fragte Gil Griffin. Aber die da sollten wir darüber im unklaren lassen.« Dave Shannon machte dabei eine vage Geste in die Dunkelheit hinein und meinte damit Donovans Leute. »Also los, hauen wir ab!«

Er ließ Barry Donovan liegen und löste hastig die Zügel seines Grauen.

»Verdammter Mist«, schimpfte Griffin. »Eigentlich hatte ich etwas ganz anderes hier vor.«

»Das fällt dir ziemlich spät ein. Du hättest dich nicht einzumischen brauchen. Jetzt komm endlich!«

»Schon vergessen.« Griffin fuchtelte mit seinem Revolver herum. »Der wird sich die Lunge aus dem Hals schreien, wenn wir auf den Gäulen sitzen.« Er bückte sich zu dem dunklen Klecks am Boden und schlug kurz und fest zu. Dann riß er rasch die Zügel vom Holm und schwang sich in den Sattel.

Die Pferde drehten sich im Kreis und jagten durch eine enge Gasse davon. Ihre Hufe polterten dumpf auf den festgestampften und durch Sonne und Trockenheit steinhart gewordenen Boden. Irgendwo wurde hastig eine Tür zugeschlagen. Ein Hund kläffte wütend und rannte zehn Yards hinter den beiden Reitern her.

Die ungezielten Schüsse hinter ihnen konnten sie nicht mehr erreichen, denn sie wurden viel zu spät abgefeuert.

Gil Griffin hielt sein keuchendes Pferd an und drehte sich zu Shannon um. Er hatte eine Whiskyflasche aus der Satteltasche genommen und trank einen kräftigen Schluck.

»Ich kenne die Gegend ein bißchen. Hier können sie uns nicht überraschen.«

Dave Shannon drehte sichernd den Kopf und nickte. »Sie werden nicht so dumm sein, uns während der Nacht verfolgen zu wollen. Außerdem haben sie vorläufig mit ihrem Boß zu tun.«

Ein kleiner Hügel hob sich sanft aus dem fast ebenen Land, und durch einige Bäume auf seiner Kuppe erhielt er etwas Markantes.

Gil hielt ihm die Flasche hin, aber Shannon lehnte ab.

»Ich habe noch nie einen Mann so gekonnt schießen sehen wie dich«, grinste Gil Griffin, »außer mich selbst natürlich.« Er schob ein paar dicke Zweige ins Feuer. »Wir sollten uns zusammentun.«

»Willst du hier einen Leuchtturm unterhalten?« fragte Shannon, ohne auf Griffins Bemerkung einzugehen, und beobachtete besorgt das Hochzüngeln der Flammen. Er mochte Schmeichler nicht sonderlich, vor allem die nicht, die etwas damit bezweckten.

Griffin hatte bereits ausgiebig aus seiner Flasche getrunken.

»Laß sie nur kommen«, knurrte er selbstsicher. »Dieser Narr hat mich vielleicht um einen recht einträglichen Job gebracht.« Er schaute prüfend in Shannons Gesicht. »Oder mir einen Partner verschafft. Hast du Lust mitzumachen, wenn die Sache doch noch steigt?«

»Welche Sache?« fragte Shannon, ohne das Gesicht zu verziehen.

»Näheres weiß ich noch nicht. Jemand braucht hier ’ne fixe Kanone und einen fähigen, zuverlässigen Mann, wie er schrieb. Wofür?« Griffin zuckte mit den Schultern und stocherte in der Glut. »Habe den Verdacht, daß es mit dieser Revolution zu tun hat, wie die Mexikaner es nennen. Ist mir auch verdammt gleichgültig, aber meine Nase sagt mir, daß unter Umständen ’ne Menge Geld drinsteckt.«

Dave Shannon sagte nichts. Er konnte über seine Zeit verfügen wie er wollte, und ein paar Goldpesos kamen ihm in seiner Lage schon recht. Anhören konnte man die Sache ja mal.

»Also, was sagst du?« wollte Gil wissen. »Bei diesen Mexen ist mir wohler, wenn ich noch einen guten Mann im Rücken habe.«

Jetzt kam die Katze aus dem Sack. Eine heiße Sache, die ihm allein vielleicht zu heiß war. Shannon dachte an die Vorfälle vorhin in dieser Kneipe. Alles nur Berechnung, aber Griffin war ein Mann, der schnell handeln konnte, der schnell seine Chancen erkannte und genauso schnell zuzupacken verstand.

»Wir werden sehen«, sagte er nur, »wenn es sich lohnt …«

Gil Griffin sah eine Weile in die Flammen, die leise knackten. Dann wandte er unvermittelt den Kopf und sagte: »Dieser Kerl da vorhin, ich an deiner Stelle hätte ihn fertiggemacht. Leute wie er kommen einem im ungünstigsten Moment in die Quere.«

Shannon machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vergiß ihn.«

»Er war aber verdammt wild auf dich.«

»Yeah, das war seine Frau auch. Sie hatte es sich in ihren hübschen Kopf gesetzt, mit mir durchzubrennen. Es gibt immer Männer, die sich wegen einer Frau zum Narren machen.«

Griffin lachte. »Vielleicht war er nur so wütend, weil du es nicht getan hast. Immerhin hättest du eine reiche Witwe heiraten können und wärst aus dem Schneider.«

»Und ein Narr wie Barry Donovan«, antwortete Shannon und erhob sich. Er hielt nichts von einem Plauderstündchen am nächtlichen Feuer. Gil Griffin hatte offensichtlich nichts dagegen, gefunden zu werden. Aber es war nicht unwichtig, zu wissen von wem. Donovan war ein verrückter Hund, und niemand konnte vorhersagen, was ihm in den Sinn kam. Wut und verletzter Stolz hatten einen zähen Idioten aus ihm gemacht.

Als er den Rand der Büsche erreicht hatte, blieb er stehen, und obwohl er nicht gesehen werden konnte, trat er instinktiv dichter an den Stamm des nächsten Baumes.

Zwischen dem niederen Chapperal in der Ebene bewegte sich etwas, aber er konnte nicht erkennen, um wieviele Reiter es sich handelte. Auf jeden Fall waren es mehr als fünf, und da war es besser, vorsichtig zu sein.

Er wandte sich um und fluchte, als er den Widerschein des Feuers an den Zweigen der Bäume sah.

»Mach das verdammte Freudenfeuer aus, da kommen Reiter!« zischte er.

Gil Griffin warf Sand in die Flammen, und der flackernde Schein erstarb. Rauch zog beißend durch die Sträucher und verflüchtigte sich.

»Donovan?« erkundigte sich Gil verwundert.

»Kaum«, sagte Shannon und machte eine Bewegung nach rückwärts. »Die Stadt liegt auf der anderen Seite.«

Die Reiter waren nähergekommen, und man konnte bereits ihre Gestalten unterscheiden: Blankes Metall schimmerte im Mondlicht.

»Soldaten«, stellte Shannon fest.

»Mit Harnisch und Helm«, sagt er verächtlich. »Das kann nur der Teniente sein, den ich hier treffen sollte. Reitet in voller Uniform mit einer Handvoll von Maximilians Zinnsoldaten in der Gegend herum. Und das, wo es hier im Norden nur so von Juaristas wimmelt. Manche Leute verlieren den Verstand, sobald sie eine Uniform anziehen und eine Fahne flattern sehen.« Er drückte mit einem quietschenden Geräusch den Korken in die Flasche und steckte sie in die Tasche seiner Jacke. »Mit Verrückten sollte man keine Geschäfte machen, aber er ist ja nur der Mittelsmann. Komm, wir holen unsere Gäule und zeigen uns. Die würden selbst vorbeireiten, wenn wir das ganze Gebüsch hier in Brand steckten, denn sie sind auf eine kleine Cantina in Agua Dulce programmiert.«

»Ein Teniente?« wunderte Dave Shannon sich. »Willst du dich von den Soldaten anwerben lassen?«

Gil Griffin band sein Pferd los und führte es durch die Büsche.

»Keine Angst«, erwiderte er. »Uniformen ziehen wir nicht an. Aber bei Geld ist es mir egal, woher es kommt. Diese Geheimnistuerei macht mich neugierig.«

Shannon folgte ihm. Sie bestiegen ihre Pferde und ritten langsam den Hang hinunter.

Als die Soldaten sie bemerkten, hielten sie auf ein Kommando des Teniente an, drehten ihnen ihre Pferde entgegen und griffen zu ihren langen, altmodischen Gewehren. Doch als sie sich lediglich zwei Reitern gegenübersahen, verhielten sie abwartend.

»Hallo, Teniente!« rief Griffin ihnen zu und winkte mit der Hand.

»Señor Griffin?«

»Ja, der bin ich. Wer sollte wohl sonst in der Nacht hier auf Sie warten? Und wenn wir Juaristas wären, dann wären Sie und ihre Männer bereits tot. Ich hatte Sie eigentlich allein erwartet und in Zivil.«

Teniente Rivas saß steif im Sattel seines andalusischen Hengstes. Er bewegte nicht einmal den Kopf, als er erwiderte: »Soll ich mich wie ein Dieb durch irgendeine Hintertür schleichen?«

»Bei den Kräfteverhältnissen hierzulande würde ich es tun«, antwortete Griffin leichthin.

»Das glaube ich Ihnen, Señor. Sie würden es tun.«

»Teniente, kommen wir zur Sache!«

Der Leutnant schaute auf Shannon. »Wer ist dieser Mann?«

»Vielleicht mein Partner.«

»Darüber wird der Colonel entscheiden. Es war vereinbart, daß wir uns in Agua Dulce treffen.«

»Stimmt. Aber es hat dort Ärger gegeben.«

Der Offizier musterte sie einen Moment nachdenklich.

»Natürlich«, sagte er dann als nähme er diese Erklärung als selbstverständlich hin. »Der Coronel will selbst mit Ihnen verhandeln, Señor.«

»Weshalb ist er dann nicht hier?« fragte Griffin reichlich respektlos. Der Teniente hielt es indessen für unangebracht, darauf zu antworten.

»Wenn wir uns nicht lange aufhalten, können wir bald nach Tagesanbruch dort sein.«

»Schöner Mist«, knurrte Griffin. »Glaubt Ihr Coronel denn, daß wir niemals schlafen?«

»Es war nicht meine Idee«, sagte der Teniente steif wie ein Butler. »Ich halte nichts von Pistoleros.«

Griffin machte eine unbeherrschte Bewegung zur Waffe hin, aber Dave Shannon legte ihm die Hand auf den Arm.

»Es kann niemand über seinen Schatten springen.«

»Na schön«, erklärte Gil Griffin warnend. »Dann mögen wir uns beide nicht.«

Teniente Rivas zog sein Pferd herum. »Sind Sie bereit, Señores?«

»Natürlich«, sagte Shannon, ehe Griffin wieder eine bissige Bemerkung machen konnte. »Hören wir uns an, was der Coronel von uns will.«

Es war tatsächlich heller Tag, als sie die Garnison von Bacoachi erreichten und in deren Hof von den staubigen Pferden kletterten. Gil Griffin war nicht in bester Stimmung. Er hatte des öfteren an der Flasche genippt, um sich wach zu halten. Jetzt waren seine Augen von Whisky, Staub und Müdigkeit gerötet. Er riß den Hut vom Kopf und schlug sich damit den Staub aus den Kleidern.

»Ich hoffe nicht, daß ihr Coronel noch schläft«, sagte er aggressiv zu dem Teniente. »Wenn doch, dann wecken Sie ihn.«

Rivas lächelte dünn.

»Folgen Sie mir, Sie können vor seinem Zimmer warten.«

Der nächtliche Ritt hatte auch ihm nicht mehr viel Humor gelassen, aber er würde sich diese Blöße niemals eingestehen.

»Coronel Olivera Mendoza ist ein Madrugador, verstehen Sie, Señores. Ein Frühaufsteher. Aber um diese Zeit pflegt er zu frühstücken.«

»Ausgezeichnet«, bemerkte Griffin sehr selbstbewußt. »Uns knurrt ebenfalls der Magen.«

Ohne Umschweife stieß er die Tür zu Oliveras Räumen auf und trat ein. Dave Shannon folgte ihm mit einem belustigten Grinsen über Rivas, der ein Gesicht machte, als hätte man Seine Majestät den Kaiser in Unterhosen überrascht.

»Hallo, Ollie«, sagte Gil mit gereiztem Humor und angelte sich mit dem Fuß einen Stuhl. »Hier sind wir.«

Teniente Rivas folgte ihnen hastig. »Ich bitte um Entschuldigung, mi Coronel«, stammelte er bestürzt. »Ich lasse die beiden sofort arrestieren.«

Coronel Olivera Mendoza runzelte zwar ungehalten die Stirn, hob aber mit einer beschwichtigenden Geste seine Hand.

»Dafür habe ich Señor Griffin nicht herkommen lassen«, sagte er ruhig. »Manche Männer haben gewisse Eigenarten, und wir müssen sie nehmen, wie sie sind.«

Es war eine sehr behutsame Formulierung für Griffins Auftreten, und Dave Shannon war wirklich gespannt, wofür der Coronel einen Mann wie Gil Griffin so dringend brauchte.

Oliveras Aufmerksamkeit wandte sich Shannon zu, und er fragte: »Arbeiten Sie nicht allein, Señor Griffin?«

»Ich dachte mir, daß ein Partner nicht schaden würde. Shannon ist ein guter Mann.«

Der Coronel nickte. »Einverstanden. Es ist Ihre Sache, mit wievielen Männern Sie Ihren Sold teilen.«

»Die Lage in diesem Teil unseres Landes wird immer unübersichtlicher«, begann er vorsichtig. »Ich habe eine Tochter, um deren Sicherheit ich mir als Vater Sorgen mache. Ich werde sie zu einer Cousine von mir nach Tucson schicken und wünsche, daß Sie sie dorthin begleiten und für ihre Sicherheit sorgen. Sie kann sich dort in den Vereinigten Staaten freier bewegen als hier, wo ich befürchten muß, die Banditen von Juarez bringen sie in ihre Gewalt, um sie als Druckmittel gegen mich zu benutzen. Stellen Sie sich vor, Señores, in was für eine prekäre Situation mich das brächte. Dieses Risiko kann ich nicht auf mich nehmen. Teniente Rivas wird Sie mit einer Escorte begleiten. Ihre eigentliche Aufgabe beginnt also erst jenseits der Grenze.«

Während der Coronel sprach, begann es in den Zügen von Rivas’ Gesicht zu arbeiten, und seine Lippen wurden immer schmaler.

»Erlauben Sie mir eine Bemerkung, mi Coronel«, stieß er schließlich erregt hervor. »Ich fühle mich durchaus in der Lage, die Sicherheit der Señorita zu garantieren. Und ich brauche keine Pistoleros dazu.«

»Ihr Teniente fühlt sich gekränkt«, grinste Gil Giffin.

»Ich schätze Ihre Fähigkeiten durchaus«, antwortete Olivera langsam. »Aber Sie vergessen, daß unsere Soldaten die Grenze nicht überschreiten können. Nur Sie selbst werden sie bis Tucson begleiten, denn Sie werden diese Reise in Zivil antreten.«

»Mi Coronel, ich …!« fuhr Rivas auf, aber Olivera ließ ihn nicht weiterreden.

»Wollen Sie meine Anordnungen kritisieren, Teniente Rivas?« Seine dünne, nasale Stimme hatte plötzlich etwas Scharfes an sich.

Rivas mußte all seine Beherrschung aufbieten, um seinen Zorn zu unterdrücken. »Natürlich nicht«, preßte er hervor. »Gestatten Sie mir wegzutreten, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen?«

Nachdem Rivas den Raum verlassen hatte, sagte Shannon: »Sie haben ihn verärgert, Coronel. Ich fürchte, es wird unterwegs Schwierigkeiten geben.«

Olivera Mendoza lächelte väterlich. »Er ist stolz, aber seine militärische Disziplin ist untadelig. Ich werde ihn noch mit genauen Instruktionen versehen.«

Gil Griffin räusperte sich. »Dann ist in Tucson unser Job zu Ende?«

Olivera nickte. »Für unvorhergesehene Umstände muß ich mir aber ausbedingen, daß Sie in Tucson den Anweisungen meiner Tochter folgen. Das heißt, wenn sie ihre Dienste noch weiter benötigt, werden Sie ihr zur Verfügung stehen. Ich konnte meine Cousine aus Sicherheitsgründen nicht verständigen. Wenn es daher notwendig ist, müssen Sie meine Tochter wieder zurückbringen.«

»Wir haben ja Zeit«, sagte Griffin gedehnt. »Aber über das wichtigste haben wir noch nicht gesprochen.« Er machte mit den Fingern der rechten Hand die Geste des Geldzählens. »Wie steht es damit?«

»Sie erhalten tausend Dollar in mexikanischen Goldmünzen.«

Griffin grinste unverschämt. Diese ganze komische Geschichte, die Olivera da erzählt hatte, stank oberfaul.

»Sagen wir zweitausend. Das muß Ihnen doch I hre Tochter wert sein.«

»Ich bin kein Straßenhändler«, antwortete der Coronel reserviert. »Die Summe bezieht sich auf die Reise bis Tucson. Wenn Sie weiter benötigt werden, erhalten Sie noch einmal so viel.«

Griffin erhob sich ohne Hast, aber nachdrücklich. »Kommst du, Dave?«

Shannon folgte ihm ohne ein Wort. An der Tür holte sie Oliveras Stimme ein.

»Tausendfünfhundert.«

Griffin drehte sich um. »Klingt schon besser, Dave, nicht wahr. Und für den Rückweg nochmal dasselbe.«

Der Coronel hatte sich erhoben und kam um den wuchtigen Schreibtisch herum, an dem er gefrühstückt hatte.

»Bueno«, sagte er nach einer Weile kurz. »Ich erwarte dafür absolute Loyalität. Und wenn Sie die Grenze überschritten haben, stehen Sie ausschließlich meiner Tochter zur Verfügung!«

»Ist doch klar«, grinste Griffin, »mit allem, was wir haben. Dieser Zinnsoldat ist sowieso nicht mein Typ. Nur noch eine Frage Coronel. Weshalb schicken Sie die Señorita nicht einfach in den sicheren Süden?«

Diese Frage brachte eine steile Unmutsfalte in Oliveras Züge, und es mußte ihm eine abweisende Antwort auf der Zunge gelegen haben. Schließlich war er diesen amerikanischen Herumtreibern keine Erklärung schuldig. Aber dann sagte er: »Der Weg ist kürzer. Die Juaristas haben schon einmal versucht, meine Tochter in ihre Gewalt zu bringen. Und ganz unter uns gesagt, ist mir nach dem Abzug der Franzosen das Risiko zu groß.«

Sie sahen malerisch aus in ihren roten Uniformjacken und den in der Sonne glänzenden Helmen. Ein Sargento, der den Wagen fuhr, und zwölf Berittene. Nur Teniente Rivas war in schmucklose Zivilkleider gehüllt, was ihm offensichtlich schwerfiel.

»Ein bißchen mickrig, bei den Befürchtungen des Coronel«, meinte Shannon und blickte an der Phalanx der Reiter entlang.

Gil Griffin warf ihm einen bedeutsamen Blick zu.

»Wenn dieses reizende Töchterchen nicht nur eine hübsche Tarnung ist, fresse ich meinen Hut. Aber ich komme schon noch dahinter.«

Elena Maria Olivera Pinzón war ohne Zweifel ein schönes Mädchen, aber irgendwie fehlte ihr etwas von der stolzen Zurückhaltung, die Frauen ihres Standes sonst gegenüber fremden Männern zeigten. Die Blicke ihrer weichen, dunklen Rehaugen waren direkt und wichen denen der Männer nicht aus. Alles in allem machte sie einen recht couragierten Eindruck. Sie saß neben dem Sargento auf dem Kutschbock eines Kastenwagens, wie ihn Schausteller und fahrende Quacksalber benutzten, und der für solch eine Reise etwas groß und ungeeignet wirkte.

Während der Mittagsrast versuchte Griffin, sich ihr zu nähern. Er nahm den Hut ab und machte eine etwas linkisch wirkende Verbeugung.

Ein abschätzender, aber nicht unfreundlicher Blick huschte zu Dave Shannon hin, der die beiden über den Rand seines Kaffeebechers hinweg beobachtete.

Griffin war nicht weit gekommen, doch es war erst der Anfang.

»Wir brechen auf!« sagte Rivas in diesem Moment kurz angebunden. Dem Teniente schien die ganze Sache äußerst zu mißfallen. Aber sie mußten tatsächlich sehen, daß sie weiter kamen. Im Norden zogen dunkle Wolken herauf, und sie mußten vor dem Unwetter noch über den Rio Sonora. Also räumten sie ihre Sachen zusammen und machten sich wieder auf den Weg.

Die Soldaten ritten voraus und Griffin und Shannon am Schluß, während Rivas sich ständig in der Nähe des Wagens hielt.

»Der streicht um den Wagen herum, als hätte er Maximilians Kronschatz zu bewachen«, meinte Shannon. »Möchte nur wissen, was da drin ist.«

»Dem Gewicht nach nicht viel«, stellte Gil Griffin fest. »Aber für irgendeinen Zweck haben sie ihn mitgenommen.« Er schaute zu den düsteren Wolken, die rasch höher zogen. »Im Moment bin ich aber noch mehr gespannt, ob wir noch über den Fluß kommen, ehe das da losgeht.«

Rivas trieb seine Leute an, und der Sargento begann, mit seiner Peitsche auf die Mulis einzuschlagen. Das Sechsergespann legte sich in die Riemen, und der Wagen raste durch den platschenden Regen. Ein Blitz flammte vom bleigrauen Himmel herunter und ließ die nassen Felsen aufleuchten. Der Donner rollte schwer und dröhnend zum Fluß hinunter und ließ das ganze Land erzittern. Die Pferde schnaubten ängstlich und waren kaum noch zu halten.

»Den Wagen nicht zurückfallen lassen!« schrie der Teniente und hielt sein bockendes Pferd zurück. Die Formation der Reiter geriet durcheinander und schien sich hinter den Regenschwaden zu verlieren.

»Schneller, adelante!« brüllte Dave Shannon neben dem Wagen. »Der Fluß schwillt an!«

Ein neuer Blitz zuckte über ihre Köpfe. Die Mulis streckten sich, und der Wagen tanzte über die Unebenheiten des Weges, die sich unter glitzernden Wasserlachen verbargen. Shannon befürchtete, er könnte umkippen oder seine Räder an Steinbrocken zerschellen.

Die Detonation von mindestens hundert Kanonen ließ den Boden unter ihnen erbeben. Eines der Pferde brach mit schrillem Wiehern nach der Seite aus und geriet dabei gegen die Gespanntiere, schreckte von Panik ergriffen zurück und warf seinen Reiter ab. Der verzweifelte Ruf des Mannes ging in dem Lärm aus Regen, Hufschlag und dem Poltern des Wagens unter. Das Muligespann wurde etwas zur Seite gedrägt, und das Gefährt schleuderte bedenklich.

Shannon zog seinen Grauen etwas nach rechts, um nicht von den schlingernden Bewegungen des Wagens erfaßt zu werden. Er hörte Elenas spitzen Schreckensruf, aber sie blieb auf dem Wagen, und es war nicht nötig, ihr zu Hilfe zu kommen. Er schaute sich nach dem abgeworfenen Reiter um, aber sein Pferd war nicht zu bremsen.

Hinter dem Gefährt tauchte Gil Griffin auf. Wasser schwappte von der Krempe seines Hutes.

»Ein Mann ist gestürzt!« rief Shannon durch den herabstürzenden Regen.

Griffin riß den Mund auf. »Seine Sache! Wir haben uns nur um das Mädchen zu kümmern.«

Es ging alles verteufelt schnell. Das Land fiel rasch ab, und der Sargento versuchte, die Mulis zurückzuhalten. Der Weg machte von Felsen gesäumt eine leichte Kurve, die den Wagen fast zum Umstürzen brachte, und urplötzlich war im flackernden Schein eines Blitzes die von Windböen und Regen aufgepeitschte Wasserfläche vor ihnen.

Der Sargento riß an den Zügeln, aber er konnte den Schub des Kastenwagens nicht abfangen. Die Mulis rasten weiter und zogen das Fahrzeug mit vollem Tempo in das aufspritzende, reißende Wasser, das schmutzigbraun an ihren Leibern emporschäumte. Die Pferde der Soldaten wieherten schrill und wollten zurückdrängen. Sie drehten sich im Kreise, und ihre Reiter versuchten, sie in der Strömung des angeschwollenen Flusses zu halten.

»Worauf wartet ihr?« schrie Rivas sie an. »Das verdammte Wasser steigt mit jeder Minute!«

Dave Shannon war wieder neben dem Wagen, und Griffin hielt sich noch immer dahinter. Der Sargento schrie aus Leibeskräften und schlug auf die Mulis ein. Der Regen klatschte mit unverminderter Heftigkeit auf das Wasser, das schnell dahinschoß und den Wagen seitlich wegdrückte. Er schien schwer wie Blei geworden zu sein. Die Mulis keuchten und zerrten in den Riemen, aber sie brachten ihn kaum noch von der Stelle.

»Den Wagen sichern!« Die Stimme des Teniente vermochte kaum noch das Getöse zu durchdringen. »Todo acá!«

Das Hinterteil des Gefährtes wurde mehr und mehr herumgezogen.

»Er ist verloren!« rief Shannon. »Wir müssen ihn zurücklassen. Die Strömung wird immer stärker.«

Er sah das blasse Gesicht des Mädchens auftauchen und ritt dichter an den Wagen heran. »Los, springen Sie!«

Doch sie schüttelte den Kopf.

Rivas trieb sein Pferd nach vorn durch die schäumenden Fluten, die dem Tier bis zur Brust reichten.

»Bleiben Sie von dem Wagen weg!« brüllte er wütend. »Ich habe hier das Kommando, und ich sage, er kommt ans andere Ufer!«

»Verdammter sturer Hund!« knurrte Shannon und spuckte das Wasser aus, das ihm in den Mund lief. Er nahm sein Lasso vom Sattelknauf und warf die Schlinge um eine Strebe des Bockes. Langsam zog er an und trieb den Grauen vorwärts. Er sah wie Griffin auf der anderen Seite das gleiche Manöver vollzog wie er. Ein paar Soldaten versuchten das Heck des Wagens gegen den Strom zu drücken. Die Mulis versuchten verzweifelt, das andere Ufer zu erreichen und dem tödlichen Sog des Wassers zu entrinnen.

Mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, den Wagen über die Mitte des Flusses hinauszuziehen. Das erste Gespann erreichte das Ufer, aber es gelang den Tieren nicht, die aufgeweichte Böschung zu nehmen. Das gurgelnde Wasser riß Wagen und Mulis wieder zurück, und die eisenbeschlagenen Räder rutschten seitlich über die großen runden Steine im Flußbett.

Der Graue unter Dave Shannon strengte sich an, daß seine Sehnen und Muskeln zitterten, die Mulis an der Böschung keuchten angstvoll. Zwei der Soldaten hatten den Uferwall bereits erklommen. Sie banden hastig ihre Pferde an und kamen zurück, versuchten, in der rauschenden Strömung den Wagen vorwärts zu schieben, konnten sich jedoch selbst nicht halten. Sie wurden umgerissen und erreichten zwanzig Yards stromab keuchend das rettende Ufer.

Sie kamen zurück und zerrten an den Geschirren des vorderen Gespannes. Der Fahrer ließ die Peitsche klatschen. Die Tiere rutschten ab, fanden Halt und versuchten es wieder, wurden gezogen und geschoben und rollten angstvoll mit den Augen, aber sie gewannen an Boden.

Shannon und Griffin trieben ihre Pferde an. Ihre Lassos waren gespannt wie Bogensehnen.

Die ersten beiden Mulis schafften es, und die nachfolgenden hatten es leichter. Widerwillig und zornschäumend gab der Fluß den Wagen frei. Zitternd und dampfend standen die Mulis im rauschenden Regen. Selbst Blitz und Donner konnten sie nicht mehr erschrecken.

Dave Shannon holte sein Lasso ein und rollte es auf. Er sah Griffin um den Wagen herumreiten. Rivas schüttelte das Wasser von seinem Hut.

»Ich habe es doch geschafft«, sagte er beinahe selbstherrlich.

»Ja, Sie ganz allein«, knurrte Griffin hinter ihm. »Diese verdammte Karre bedeutet Ihnen mehr als ein paar Menschenleben, wie?«

»Ich bin nicht unterwegs, um Kinder zu hüten«, sagte der Teniente abweisend.

»Sie nicht«, konterte Shannon, »aber wir. Und wir haben nicht die Absicht, uns unseren Job vermasseln zu lassen. Wir werden die Señorita nach Tucson bringen, ob mit oder ohne diesen beschissenen Wagen.«

Die Augen des Teniente funkelten ihn an wie polierter Onyx. »Vergessen Sie nicht, daß Sie unter meinem Kommando reiten! Ihnen fehlt die nötige Übersicht, um wichtige Entscheidungen zu treffen.«

Er sah nicht mehr sehr eindrucksvoll aus in seiner durchnäßten und schmutzigen Kleidung, die an seiner mageren Gestalt klebte, aber er hatte noch immer die Pose eines Feldherrn an sich.

»Wir sollten uns nicht mehr als nötig in die Quere kommen«, meinte Shannon und rutschte aus dem nassen Sattel.

Donner rollte dumpf und schwer über ihre Köpfe.

Elena Olivera hatte sich von ihrem Sitz erhoben. Auch sie war völlig durchnäßt, und Shannon half ihr vom Wagen herunter. Unter ihrer offenen Jacke klebte die dünne weiße Bluse fast durchsichtig an ihrer Haut, und er konnte die Form ihrer vollen Brüste mit den dunklen Warzen sehen, als hätte sie nichts mehr an. Sie wippten weich und elastisch, als sie vom Kutschbock sprang.

Das Mädchen bemerkte seinen hungrigen Blick, aber es schien ihm nichts auszumachen.

»Gracias«, sagte sie nur und lächelte überlegen. Dann nahm sie betont langsam den flachkrempigen spanischen Hut ab und ließ das naß gewordene schwarze Haar herunterfallen.

Der Gedanke, daß auch Griffin und die anderen das Mädchen so sehen konnten, begann ihn mit einem Male zu stören, und er sagte schnell: »Sie können im Innern des Wagens Ihre nassen Kleider trocknen.«

Sie nickte, zog ihre Jacke vorn zusammen und drehte sich um.

Dave Shannon schluckte und schaute zu Rivas hin, der ihn mit harten Augen beobachtete.

»Die Mulis ausspannen!« ordnete der Teniente an. »Wir warten hier das Unwetter ab.« Und dann fügte er völlig überflüssigerweise hinzu: »Sargento Mendoza, die Señorita Olivera Pinzón befindet sich im Wagen. Passen Sie auf, daß niemand ihn öffnet!«

Griffin warf Shannon einen belustigten Blick zu und stieß verächtlich die Luft durch die Nase. Dann band er sein Pferd an den Wagen und holte seine Whiskyflasche aus der Satteltasche.

Nachdem sie etwa eine Stunde gerastet hatten, hörte es auf zu regnen. Die Sonne kam durch die Wolkenfetzen, und es wurde sehr schnell drückend heiß. Die Feuchtigkeit verdampfte in der heißen Luft und schwebte als Nebelschwaden über dem Rio Sonora. Der Sand war schon bald wieder trocken.

Man rieb die Pferde ab und machte sich wieder auf den Weg. Gegen Abend erreichten sie ein lichtes Gehölz, an dessen Saum sie ihr Lager aufschlugen. Sie hatten eine anstrengende Etappe hinter sich, und die Reiter waren müde. So wurde kaum gesprochen, als sie etwas von ihrem Proviant verzehrten und den heißen Kaffee schlürften.

Elena Maria Olivera trug ihr langes Haar offen, und der Flammenschein des Feuers brachte einen Ausdruck von Wärme in ihr schönes Gesicht, als wollte er ein Gemälde zum Leben erwecken.

Der Kastenwagen stand mit dem Heck zum Feuer, und die Tür war geöffnet, damit die Señorita nicht in der stickigen Luft schlafen mußte.

Als der Mond über die Wipfel der Bäume kam, hatten sich alle bereits schlafen gelegt, nachdem der Teniente die Wachen eingeteilt hatte. Nur Elena und Dave Shannon saßen noch am Feuer. Letzterer rauchte schlecht getrockneten Tabak und betrachtete die Schläfer unter ihren Decken. Alle waren da, nur einen konnte er nicht sehen.

Gil Griffin hatte die Gelegenheit benutzt und war unter seiner Schlafdecke wieder hervorgekrochen, die fast unsichtbar in der Dunkelheit unter einem Baum lag. Das Mädchen saß noch mit Shannon beim Feuer. Es war also niemand im Wagen, und er hatte sich schnell entschlossen, die Chance zu nutzen, die vielleicht so schnell nicht wiederkehrte.

Im Schatten des Wagens konnte er von niemand gesehen werden. Einer der mexikanischen Soldaten hielt auf der anderen Seite Wache, und Gil Griffin sah dessen Gestalt sich deutlich vor dem helleren Nachthimmel abheben.

Die Mulis waren unter den Bäumen an einem gespannten Seil angebunden und würden seine Annäherung nicht verraten. Nur eine Schwierigkeit gab es. Die Tür des Wagens befand sich im flackernden Schein des Feuers, und das Mädchen saß so, daß sie diese ständig im Auge behalten konnte, ohne den Kopf zu wenden. Seine einzige Chance war Dave Shannon, wenn er ihn irgendwie verständigen könnte …

Er blieb im schwarzen Schatten dicht an der Seite des Wagens stehen und wartete. Geduld war nicht seine Stärke, und er hatte auch nicht viel Zeit. Jeden Augenblick konnte das Mädchen schlafengehen.

Shannon redete mit ihr und rauchte. Griffin fluchte leise vor sich hin. Vielleicht sollte er auf eine bessere Gelegenheit warten? Er konnte allzuleicht entdeckt werden, und im Innern des Wagens war es wahrscheinlich zu dunkel, um irgend etwas zu sehen. Und diesem verdammten Teniente traute er zu, daß er irgendwo in der Dunkelheit hockte und diesen geheimnisvollen Wagen belauerte wie ein hungriger Hund seinen Knochen.

Aber dann kam die winzige Chance, die ihn alle seine Bedenken beiseiteschieben ließ.

Elena Olivera schaute einem Rauchring nach, den Shannon nach oben blies, und Gil Griffin winkte sofort mit der Hand, deutete schnell auf sich und dann auf den Wagen an seiner Seite. Er wußte nicht, ob Shannon ihn gesehen hatte, aber auffälliger konnte er sich nicht verhalten.

Dave erhob sich langsam und schob sich näher an das Feuer, nahm den Kaffeetopf, der auf einem Stein stand, und goß etwas in seinen Becher.

War das Zufall, oder hatte er ihn doch gesehen? Aber das war jetzt nicht wichtig. Er nahm für einen Moment dem Mädchen die Sicht auf den Wagen, und Griffin handelte augenblicklich.

Er schob sich um die Ecke und schlüpfte durch die offenstehende Tür. Rasch trat er zur Seite und schaute mißtrauisch zurück.

Aber das Mädchen konnte ihn nicht bemerkt haben. Shannon schob einige Holzscheite ins Feuer, und daran erkannte Gil Griffin, daß er ihn gesehen haben mußte. Es gab sonst keinen vernünftigen Grund, das Feuer jetzt noch zu nähren. Er wollte zweifellos ihm, Griffin, etwas mehr Licht verschaffen.

Gil wandte seinen Blick schnell vom Feuer weg, um seine Augen besser an die Finsternis zu gewöhnen. Der tanzende Feuerschein ließ ihn seine Umgebung jetzt notdürftig erkennen. Was er sah, war jedoch nicht viel. Außer einer Kleidertruhe und mehreren Decken war der Wagen leer.

Er öffnete den Deckel, hob die Kleider darin heraus und durchwühlte die Truhe bis auf den Boden, ohne jedoch etwas anderes in seinen Händen zu spüren als Tuch und Seide.

Enttäuscht hielt er inne und dachte nach. Es war nichts weiter da als der Fußboden, das Dach und die nackten Wände. Dennoch gab es Möglichkeiten, etwas zu verstecken, aber er konnte nicht den ganzen Wagen auseinandernehmen, jedenfalls jetzt noch nicht.

Sein Mißerfolg jedoch trieb ihn zu einem besessenen Eifer. Er tastete jeden Meter der Seitenwände und des Bodens ab.

Nichts.

Dann kam ihm ein neuer Gedanke. Er schob vorsichtig Stück für Stück die Truhe zur Seite und untersuchte den Boden darunter.

Alles war so wie an anderen Stellen. Doch plötzlich spürten seine Fingerspitzen einige Einkerbungen an den Kanten eines der Bodenbretter, als ob dort jemand ein Werkzeug angesetzt hatte.

Also doch, dachte er und lächelte in der Dunkelheit triumphierend vor sich hin. In dem hereinfallenden Lichtschein konnte er die Druckstellen jetzt sogar sehen. Das war nicht sehr clever gemacht.

Er schob das Hosenbein hoch und zog das Messer aus seinem Stiefelschaft, um damit das Brett hochzudrücken. Er hoffte, daß es ihm gelang, ohne daß die Klinge abbrach.

Ganz plötzlich zuckte er zusammen, als das Licht erlosch, weil ein schwarzer Schatten das Innere des Wagens ausfüllte. Gil fuhr herum, und ein lautloser Fluch lag auf seinen Lippen. Aber die Faust, die den Griff des Messers umschloß, zuckte nicht vor.

»Haben Sie gefunden, was Sie suchen?«

Gil Griffins Haltung entspannte sich, als er die Gestalt des Mädchens im hellen Rechteck der Tür erkannte.

»Beinahe«, sagte er zynisch. »Aber wenn Sie noch ein bißchen warten, zeige ich es Ihnen.«

»Ich glaube, Sie überschätzen sich.« Elena trat zur Seite, um den Mann im hereinfallenden Licht besser sehen zu können.

Griffin steckte das Messer weg und erhob sich.

»Ich bin neugierig«, erklärte er einlenkend. »Ich weiß gern, für was ich meine Haut zu Markte trage.«

»Und zu welchem Schluß sind Sie gekommen?«

Die Überlegenheit in ihrer Stimme ärgerte ihn. Er konnte es nicht leiden, wenn Frauen sich überlegen fühlten, und er würde ihr noch zeigen, wer er war.

»Sie bringen die Ersparnisse Ihres alten Herrn in Sicherheit, ehe die Juaristas sich den Kram holen.«

»Erscheint Ihnen das logisch?«

Wenn Gil Griffin genau nachdachte, mußte er diese Frage verneinen, Man kutschierte nicht mit einem großen, leeren Wagen in der Gegend herum, wenn man ein paar Wertsachen unauffällig beiseiteschaffen wollte.

»Warum schlagen Sie eigentlich nicht Alarm und rufen den Teniente zuhilfe?« fragte er.

Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Seitenwand des Wagens, und der schwache Feuerschein streifte ihr schönes Gesicht. Gil trat nahe an sie heran und seine Hand griff nach ihrem Busen.

»Vielleicht können wir ein Geschäft machen«, sagte er.

Elena nahm ohne Hast, aber mit Nachdruck seine Hand und schob sie beiseite. »Ich bin überzeugt davon, aber die Zeit dafür ist noch nicht reif, Señor.«

Zwischen den Bäumen fiel ein Schuß und dann noch einer. Schrilles Geschrei folgte, und im Lager entstand ein heilloses Durcheinander.

»Los mulos!« rief jemand. »Roban los mulos!«

Das Geschrei kam aus Apachenkehlen, das hörte Griffin sofort, und er sprang mit einem Satz aus dem Wagen. Er wollte dem Mädchen noch zurufen, die Tür zu schließen, aber sie krachte bereits zu, kaum daß er draußen war.

Dave Shannon kam vom Feuer herübergelaufen. Er hatte den Revolver in der Hand und schoß in die Dunkelheit unter den Bäumen. Mit Gil zusammen ging er hinter dem Wagen in Deckung. Ein Pfeil bohrte sich dumpf in das Holz. Die Mulis und Pferde schnaubten nervös. Gestalten bewegten sich zwischen dem lichten Baumbestand.

Griffin feuerte und sah eine zusammenbrechen.

»Sie haben es auf die Gäule abgesehen, diese verdammten Halsabschneider!« rief Shannon und rannte weiter. Sein Revolver donnerte zweimal.

Von links her hörten sie die Stimme des Teniente. Gewehrfeuer knatterte durch die Nacht. Die Indianer hatten die Leine zerschnitten, an der die Zugtiere festgebunden waren, und die Mulis, von den Schüssen erschreckt, liefen auseinander. Shannon und Griffin befanden sich aber bereits hinter ihnen und schwenkten schreiend ihre Hüte, um sie zurückzutreiben.

»Hoffentlich schießen uns die verdammten Zinnsoldaten nicht über’n Haufen!« brüllte Griffin.

Die Apachen suchten unter schrillem Geschrei das Weite. Ihre überraschende Aktion war gescheitert, und von einem Kampf bei Dunkelheit und mit einem wahrscheinlich überlegenen Gegner hielten sie nichts.

Shannon schoß hinter einer flüchtenden Gestalt her, ohne jedoch zu treffen. Die Mulis schrien, bockten, schlugen mit den Hinterläufen und sprangen wie Ziegenböcke im Kreis herum. Einer der Soldaten bekam einen Tritt in die Seite und ging zu Boden. Shannon fluchte, als ihm beinahe das gleiche passiert wäre, und schlug mit dem Hut nach dem bockenden Tier.

»Konntest du sie nicht noch etwas aufhalten?« fragte Griffin neben ihm. »Ich hatte den Zaster beinahe gefunden.«

»Sollte ich das Mädchen etwa mit Gewalt festhalten?«

»Ich glaube, sie bringt den Familienschatz außer Landes«, meinte Griffin. »Aber irgend etwas ist da faul, sage ich dir.«

»Möglich.« Shannon steckte seinen Revolver ein. »Doch damit wir uns richtig verstehen, Freund Gil, unser Job ist es, das Mädchen nach Tucson zu bringen, nicht sie zu bestehlen.«

Griffin starrte ihn an.

»Die Weiber haben es dir angetan, wie?« sagte er bösartig. »Naja, jedem das seine.« Damit ließ er ihn stehen.

Die Mulis beruhigten sich allmählich, und vom Feuer her brachte jemand ein brennendes Holzscheit herüber. Eines der Zugtiere fehlte, also waren die Apachen doch nicht ganz erfolglos gewesen. Aber sie hatten ihren Preis bezahlt. Ein toter Krieger lag unter den Bäumen, und Sargento Mendoza hielt das brennende Scheit über ihn.

»Chiricahuas«, stellte Shannon fest.

»Sie werden wiederkommen«, sagte Griffin von der anderen Seite. »Für Apachen ist Maultierfleisch eine Delikatesse, aber auch der Wagen wird sie neugierig gemacht haben.«

»Heute Nacht nicht«, meinte Teniente Rivas, »und morgen werden wir die Wachen verdoppeln.«

Morgen, das waren steinige Wege, Staub und eine mörderische Hitze. Und als der Mittag vorbei war, hatten sie die Apachen fast vergessen.

Der Weg führte bergab in einen tiefen Canyon, auf dessen Grund es Gras und sogar Bäume gab.

»Wenn uns die Apachen hier einen Hinterhalt gelegt haben, sieht es schlimm für uns aus«, sagte Dave Shannon.

Der Teniente sah ihn einen Moment nachdenklich an.

»Wenn wir einen anderen Weg nehmen, verlieren wir zwei Tage.«

»Und wenn wir so weitermachen, vielleicht das Leben. Sie tragen die militärische Verantwortung, Teniente, aber wir werden dafür bezahlt, die Señorita unbeschadet nach Tucson zu bringen. Und ich möchte die andere Hälfte der Bezahlung auch gern kassieren.«

»Ihr Americanos denkt immer nur an Geld«, sagte Rivas geringschätzig.

Shannon grinste ihn an. »In diesem Fall bedeutet Geld auch Leben. Wollen Sie das Ihre nutzlos vergeuden?«

Rivas drehte sich nach dem Wagen um, der hinter ihnen herrumpelte.

»Vielleicht haben Sie recht«, gab er widerwillig zu. »Nur, zwei Tage bedeuten auch zwei Tage mehr Gefahr. Wir können uns auch auf andere Weise schützen.«

»Na, schön«, sagte Shannon ironisch. »Was haben Sie denn für einen solchen Fall auf der Militärakademie gelernt?«

Teniente Rivas hielt es indes für unangebracht, einem Zivilisten hierüber Rechenschaft abzulegen. Er ließ den Wagen von zwei Reitern flankieren und schickte die übrigen als eine Art Vorhut nach vorn. Dann wandte er sich wieder Shannon zu.

»Sie werden mit Ihrem Partner die Nachhut bilden«, erklärte er kurz angebunden. »Der Abstand zum Wagen sollte nie weniger als eine Viertelmeile betragen. Auf diese Weise können wir nicht alle zusammen eingeschlossen werden.«

»Nicht schlecht«, nickte Shannon. »Hoffen wir, daß es auch funktioniert.«

Eine Weile ging alles glatt, und sie kamen gut voran. Dann hielt der Wagen plötzlich, und weder Dave Shannon noch Griffin konnten den Grund hierfür erkennen.

»Ich sehe einmal nach, was da vorn los ist«, erklärte Shannon. »Aber bleib du hier, damit Rivas’ Strategie nicht durchkreuzt wird.«

Er trieb den Grauen vorwärts, und als er auf gleicher Höhe mit dem Wagen war, konnte er erkennen, daß der Canyon blockiert war. Das Unwetter von gestern mußte einen Erdrutsch ausgelöst haben, der den größten Teil des Canyongrundes mit Geröll und Erdmassen bedeckt hatte.

»Verdammte Bescherung«, stieß Shannon hervor. »Scheint so, als ob wir die zwei Tage doch in Kauf nehmen müssen, oder glauben Sie, daß wir mit dem Wagen da noch durch können, Sargento?«

Mendoza zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, Señor. Aber wenn der Teniente erlaubt, werde ich mir das aus der Nähe ansehen. Vielleicht ist es auch möglich, einen Weg freizumachen.«

Rivas schaute mißtrauisch zu den Canyonwänden hinauf.

»Bueno, schauen Sie nach, Sargento«, stimmte er nach einer Weile zu. »Aber ohne den Wagen, der bleibt hier.«

»Es sieht nicht nach einem Hinterhalt aus«, beschwichtigte Elena. »Das war ein Erdrutsch.«

»Claro que si«, nickte der Teniente. »Aber ich gehe kein Risiko ein. Vasques, übernehmen Sie die Zügel!«

Einer der beiden Reiter überließ dem Sargento sein Pferd und kletterte stattdessen auf den Kutschbock.

Shannon zog es vor, ebenfalls bei dem Wagen zu bleiben. Wenn auch der Erdrutsch zweifellos eine natürliche Ursache hatte, so war ihm bei der Sache doch nicht ganz wohl. Ein solcher Sackcanyon konnte zu einer tödlichen Falle werden.

Teniente Rivas ritt fünf Pferdelängen vor das Gespann und schaute gespannt zu den Geröllmassen hin, die den Weg blockierten.

In diesem Augenblick brach die Hölle los.

Schüsse bellten wütend von den Wänden des Canyons herunter. Pferde wieherten, schlugen erschreckt mit den Hufen, drehten sich im Kreise oder gingen zu Boden. Männer schrien und stürzten aus den Sätteln. Über allem erschallte das entnervende Kriegsgeschrei der Angreifer, die von den steilen Felshängen heruntersprangen.

Der Wagen befand sich zum Glück nicht im Bereich des Hinterhaltes, wohl aber in Reichweite der Apachengewehre.

Bei den ersten Schüssen scheute Rivas’ Pferd, brach nach der Seite aus und warf seinen Reiter ab. Die Mulis gerieten in Panik und zerrten schreiend an den Geschirren.

»Den Wagen zurück!« brüllte der Teniente, während er durch den Staub rollte.

Dave Shannon drängte seinen Grulla mit harter Hand dicht an den Wagen, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten. Wenn dem Fuhrwerk die Kehrtwendung gelang, hatte er eine Chance, falls er in der jetzigen Position blieb. Dem Teniente konnte er im Augenblick nicht helfen. Er mußte selbst sehen, wie er zurechtkam. Außerdem war Shannon für das Mädchen verantwortlich, für sonst nichts.

Vasques, der jetzt den Wagen zu lenken hatte, versuchte Ordnung in das Durcheinander aus Maultierleibern und Riemen zu bringen. Er brüllte die Tiere an und ließ die Peitsche knallen. Die Mulis rasten nach einigem Hin und Her los, und Vasques zog das vorderste Tier in engem Bogen herum. Eine Kugel traf ihn dabei in die Brust, sein Körper schnellte wie im Krampf hoch, und er fiel kopfüber auf die Deichsel. Elena versuchte noch, die Zügel zu erwischen, aber durch die scharfe und ruckartige Kehrtwendung, mit der der Wagen herumgerissen wurde, verlor sie den Halt und stürzte seitlich vom Kutschbock. Sie schlug auf den steinigen Boden, und eine Sekunde lang glaubte Shannon, sie würde sich das Genick dabei brechen. Der Wagen schlingerte, und die großen Räder ratterten hart an Elenas Körper vorbei.

Dave Shannon riß sein Pferd zur Seite und herum. Der Wagen raste in wilder Fahrt den Weg zurück. Der Graue schnaubte und drehte sich mit stampfenden Hufen auf der Stelle. Eine Kugel zupfte an Shannons Ärmel. Er riß den Revolver heraus und drehte sich nach dem Mädchen um.

Der Teniente war eben auf die Füße gekommen. Er schwankte benommen und preßte die Hand mit dem rauchenden Revolver gegen den linken Ellenbogen. Er schrie seinen Leuten etwas zu, was im Lärm des Gefechts unterging. Sein Pferd lief mit baumelnden Steigbügeln zu den anderen hin.

Blödes Vieh, dachte Shannon und rief: »Zum Teufel, gehen Sie in Deckung!«

Rivas drehte sich flüchtig nach ihm um. Ein Geschoß streifte sein Ohr, und er ließ sich erschrocken zu Boden fallen.

Das Mädchen kam taumelnd hoch. Shannon drängte sein Pferd zu ihr, nahm den linken Fuß aus dem Bügel und streckte ihr die Hand hin.

Ende der Leseprobe aus 82 Seiten  - nach oben

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Autor: Luke Sinclair

Luke Sinclair

1940 wurde ich in Halle/Saale geboren und wuchs in derselben Stadt auf.
1961 wechselte ich in die Bundesrepublik über. Einige Jahre später absolvierte ich bei der Studiengemeinschaft Kamprath in Darmstadt ein zweijähriges Fernstudium >Technik der Erzählkunst<. Danach schrieb ich meine ersten Western für Zauberkreis Verlag und BEWIN Verlag (letzterer für Leihbüchereien) und war dann über nahezu drei Jahrzehnte nebenberuflich als Romanautor für Kelter- und Bastei Verlag tätig.
Da ich mich nun seit einiger Zeit im Ruhestand befinde, habe ich mich größeren Projekten zugewandt. Mein erster gebundener Roman erschien 2008 unter dem Titel: „Roter Bruder Abel“ im WJK Verlag, Hilden. Ein historischer Roman, der sich mit der Eroberung und Besiedelung des nordamerikanischen Kontinents befasst.
Ein weiterer Roman mit dem Titel: „Wer weiß schon, wann die Stunde schlägt“ erschien 2010.

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