Lade Inhalt...

Geschichten und Gedanken aus dem Bräustüberl

©2014 84 Seiten

Zusammenfassung

Herzlich willkommen im Bräustüberl am Tegernsee: Sie, werter Leser, sind hier genau richtig. Lehnen Sie sich zurück, bestellen Sie eine Halbe und erfreuen Sie sich mit Dominik Pförringers „Geschichten und Gedanken aus dem Bräustüberl“ am bayerischen Lebensgefühl. Sie sind kein waschechter Bayer? Der Wiesn-Wahnsinn, die richtige Wahl der traditionellen Tracht und der fachgerechte Verzehr der vielgerühmten Weißwurst bringen Sie um den Verstand?

Zielsicher, humorvoll und charmant führt der Autor Sie zwischen Toleranz und Tradition um jedes Fettnäpfchen herum und erspart Ihnen so die eine oder andere Blamage im schönsten Tal der Welt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Copyright der E-Book-Ausgabe © 2014 bei Hey Publishing GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverbild: © Tegernseer Tal Tourismus GmbH / Foto: Wolfgang Ehm
Autorenfoto: © privat
ISBN: 978-3-95607-014-3

Besuchen Sie uns im Internet:
www.heypublishing.com
www.facebook.com/heypublishing

Vorwort: Interview mit Dominik Pförringer

Wie muss ein Kolumnist beschaffen sein, um auf der begehrten letzten Seite der Bräustüberl-Zeitung zu reüssieren?

Quasi als Haus- und Hofschreiber der bekanntesten bayerischen Wirtshauszeitung verstehe ich meine schreibende Rolle als eine große Ehre. Ich sehe mich dabei als grundpatriotische, humoreske Feder mit gesunder gesellschaftskritischer Handschrift. Mein Ziel ist es, das Sprachtalent eines Franz Josef Wagner mit dem Scharfsinn und der spitzen Zunge des großen Harald Schmidt zu vereinen.

Ihre Botschaft an die Leser?

Geschätzte Leser, bleiben Sie neugierig und kritisch sowie selbstbewusst und selbstkritisch. Und: Carpe diem, nutzen Sie jeden Tag, denn wer weiß, wie lange wir auf diesem Planeten zu Gast sein dürfen. Versuchen Sie, jeden Tag einen Menschen, den Sie kennen oder auch nicht, zum Lachen oder Lächeln zu bringen, verschenken Sie Freude, in welcher Form auch immer. Denken Sie positiv und vergessen Sie bitte nie die zwei großen D – Dankbarkeit und Demut. Diese leiten mich jeden Tag. Für dieses Bewusstsein bin ich dankbar.

It’s nice to be a Preiß, but it’s higher to be a Bayer – Bayern ein Paradies?

Ich weiß zwar nicht, wie das Paradies aussieht, bin mir aber sicher, dass man auf Erden an selbiges nirgends so nah herankommt wie hier bei uns. Dass Bayern die legitime Vorstufe zum Paradies ist, schmeckt man doch auch irgendwie in jeder Schaumigen, finden Sie nicht?

Warum schreibt ein Unfallchirurg fürs Bräu, wie kommt man auf solche Kolumnen?

Wer wie ich tagsüber Muskeln und Sehnen mit filigranem Skalpell schonend trennen sowie im Anschluss wieder vernähen darf, Menschen zurück zur Mobilität verhelfen und heilen darf, der hat einen, wenn nicht den schönsten Beruf auf Erden. Da ist es eine Freude, ebenso filigran mit Sätzen und Worten umzugehen und dabei den Ernst des Lebens ein wenig ruhen zu lassen.

(aus: 10 Jahre Bräustüberl-Zeitung. Höchste Zeit, dass wir uns vorstellen!, Ausgabe 61)

Saisonale Sehnsüchte

Nebelschwaden hüllen die Republik ein, das Tegernseer Tal taucht in den Winter, die waldfestlose und biergartenfreie Zeit ist da … – Kein Grund zur Trauer, vielmehr der Startschuss zur Vorfreude. Mit dem ersten Schnee freuen wir uns auf den Skilauf, blicken auf die weißen Gipfel und nähern uns der vermeintlich staaden Zeit.

Der Mensch genießt die Dinge, die nicht von Dauer sind, intensiver. Sei es die Gamsjagd, das Bockbier oder die Wiesn, es sind die zeitlich begrenzten Freuden, nach denen wir uns sehnen. Darum, werter Leser: begrüße den Winter, herze den Schnee und genieße die heiligen Hallen des Bräustüberls nach Wochen des Kastanienschattens.

Keinesfalls zum Winterschlaf, nein – zur Winterwonne und Reiselust neigt der Bajuware. So mancher lernt: „Der kälteste Winter, den ich je erfuhr, war ein Sommer in San Francisco“ – nur um festzustellen, dass das Urlaubsfieber primär dazu dient, uns die bayerische Heimat noch ein Stückchen schmackhafter zu machen. Keine Reise ohne Abschiedsweißwurst am Seeufer, ohne Heimkehr-Helles, um dem Körper zu signalisieren, dass der Himmel nun wieder weißblau, die Beschallung blechbläsern und die Küche alpin ist. Wie gut schmecken uns Bierbratl und Wammerl nach Genüssen aus dem Wok, wie golden fließt bayerisch-reiner Gerstensaft nach Gallonen von Chardonnay. Warum also in die Ferne schweifen, wenn wir im Paradies leben? – Erkenntnisse von einem, der auszog, seinen Blick in der tropischen Ferne zu schärfen, um die Schönheit Bayerns noch deutlicher zu erkennen.

(Bräustüberl-Zeitung, Ausgabe 37)

Fasching und Fasten, des Bajuwaren fesche Frühjahrsfreuden

Der Januar ist überstanden. Dieser Monat der Dunkelheit muss als Phase der Bestrafung nach der Völlerei im Dezember erdacht worden sein. Der Wallberg unter Schnee, die Tage stetig länger und die kurze Lederhosn in greifbarer Nähe, so blicken wir dem Frühjahr entgegen.

Doch halt: Kein Winter ohne Fasching, kein Ostern ohne vorherige Fastenzeit. Nicht ohne Grund haben weise Mönche diese Strecke der Flüssignahrung in ihren Jahresrhythmus eingeflochten und damit unser Leben maßgeblich zu beeinflussen verstanden. Zu Zeiten der Entgiftung und Enthaltsamkeit greift der Mensch auf die Nahrung zurück, deren Zubereitung dem ältesten aller Lebensmittelgesetze folgt. Der Bayer an sich, weiß ohne jede Büttenrede und jegliches Faschingspräsidium „Jeder Tag ohne Bierkonsum stellt ein Gesundheitsrisiko dar.“ An diesen Leitspruch halten wir uns in diesen 40 Tagen besonders exakt. Aufgrund des Reinheitsgebotes dürfen wir Körper und Geist am mineral- und vitaminhaltigen Gold laben und erleben die sieben Wochen zwischen Aschermittwoch und Ostern als das katholische Pendant zum Ramadan, jedoch dank Derbleckn, Starkbier und Josefi in Bayern weitaus genuss- und erlebnisreicher als in fernen Wüsten.

img1

Jedes Kind weiß: „Wer im Rahmen einer Diät 14 Tage auf fette Speisen, Alkohol und Zucker verzichtet, der verliert 2 Wochen.“ Somit rate ich Ihnen, werter Leser, sich auf die urbayerische Form des Fastens (= die Reduktion der Kalorienzufuhr auf das traumhafte Bier) zu konzentrieren, und jeden zu derblecken, der sich anderweitig quält. Unter Jojo-Effekt verstehen wir dann auch nur die periodisch fröhliche Rückkehr ins Bräustüberl.

(Bräustüberl-Zeitung, Ausgabe 38)
 

Weißblaue Leidenschaften

It’s nice to be a Preiß, but it’s higher to be a Bayer”, dies wurde uns allen in Vancouver wieder mehr als deutlich. Was die Politik außerhalb Bayerns zu oft vermissen lässt, das machen die Sportler uns auf internationaler Bühne vor: Deutschland ist wieder die Nummer eins und Bayern der erheblichste Teil davon. Die Frühjahrssonne erwärmt unsere Herzen und den Tegernsee um die Wette, die Winterreifen weichen den Sonnenschirmen, die Ski verschwinden so schnell wie die kurzen Krachledernen wiederkommen. Doch wir haben olympische Großtaten zu verzeichnen: Neben dem flüssigen im Kruge gibt es nun auch solides Gold am Tegernsee. Das gesamte Tegernseer Tal und selbstverständlich das Bräustüberl sind stolz auf Viktoria – die Siegreiche – Rebensburg.

Nicht nur sportlich, nein auch verbal sind wir immens durchgestartet und beim Derbleckn galt wieder „mir san mir und Uns schreibt ma groß.“ Nico Schifferer hat es beeindruckend verstanden, uns verbal vom Landratsamt Miesbach via neuen Umlaufsteg über die mediale Omnipräsenz nach Brüssel und von dort zurück zur unbeugsamen Schranke vor den Toren des Bräus zu führen. Chapeau an dieser Stelle vor diesem Verballooping.

Bei solchen Höchstleistungen ist es verständlich, dass der Buzi am Revers sich von grün auf silber verfärbt hat, für unsere Olympioniken doch tatsächlich auf Gold. Hier entscheidet jedoch nicht die Performance im Schnee, sondern vielmehr das Sitzfleisch und der Durst. Die Parallele findet sich dann wieder im jahrzehntelangen Training, bei uns halt im Reißen in der Halbliterklasse am Stammtisch. Prost.

(Bräustüberl-Zeitung, Ausgabe 39)

Bier ist wie Bayern – einfach schön und schön einfach

Unlängst in einem Café in unser aller schönen Hauptstadt. Ich spare mir die gedankliche Ouvertüre (Sagt der Ossi zum Wessi: „wir sind ein Volk“ sagt der Wessi: „ja, wir auch“) ausnahmsweise. Da wagt es der haferlbeschuhte Mann aus dem südlichsten der „alten Länder“, sich einen banalen Milchkaffee zu ordern. Wohl wissend zwar, dass der proteinhaltige Anteil zum Getränk kaum aus den Eutern glücklicher Kühe von weißblauen Äckern stammen wird, jedoch keineswegs gefasst auf das, was dann kommt: die Detailrückfrage. Da bekomme ich in breitestem Berlinerisch, was ja sehr charmant sein kann, entgegengeschleudert: „Als triple-chay soy mocca doppio con latte oder als double half-decaf grande frappucino extra whipped macciato to-go?“ Mir fehlt der Verstand, oder zumindest das Verständnis. Ein Volk, zwei Sprachen? Auf die Wiederholung meiner Initialbestellung eines M-I-L-C-H-kaffees blickt mir die Berliner Schnauze ungefähr so entgegen wie der gams-bebartete Münchner, der gefragt wird, wie man denn von den (! allein dieser linksrheinisch gern verwendete Plural stellt schon den primären Affront dar) Theresienwiesen auf das Oktoberfest komme – nämlich fassungslos. Ich verlasse den Laden, durstig aber fröhlich, denn ich weiß ja, heute Abend geht’s zurück in den Süden – und das in dem sicheren Wissen, dass bei uns in den Voralpentälern die Welt in Ordnung ist.

Da stellt sich die simple Alternative: Hell oder Spezial, die man einmal trifft. Das Leben in Bayern ist einfach schön und jetzt auch auf dem Gendarmenmarkt zu haben, dort heißt es dann sinngemäß Hell oder Edelstoff. Endlich. Prost.

(Bräustüberl-Zeitung, Ausgabe 40)

1810 – 2010 Jubiläum hin oder her – die Wiesn naht

Kaum ist die Waldfestsaison angebrochen, hat der Tegernsee endlich seine Badetemperatur erreicht, da naht es schon wieder: Das Wiesnfieber, der Oktoberfest-Oktopus fängt uns alle mit seinen maßkrugschwenkenden Armen ein und zieht die Münchner, die Möchtegerns und die Adabeis magisch an:

„Seid mir gegrüßt Ihr Wiesnpilger,
Ihr drei Millionen Maß Vertilger,
ich muss an bierverklebten Tischen,
mich wieder fröhlich mit Euch mischen,
muss mit Euch jauchzen im Verein,
hier bin ich Mensch – hier darf ich sein,
so denkt, wenn auch ein wenig schlichter,
als es hier ausgedrückt der Dichter,
so etwa: Mir ist alles Wurscht,
ich geh auf d’Wiesn, hab an Durscht,
soll’s Gerschtl hi wern meinetweng,
doch d’Wiesngaudi muaß i seng.“

Diese entliehenen Zeilen beschreiben die Seele unseres geliebten Festes.

Wo jedes Jahr Myriaden von Neuseeländern knapp 20.000 Kilometer Reise auf sich nehmen, wo sich über das mittlere, das sogenannte Italienerwochenende der Römer zum Bajuwaren über den Brenner schwingt, da muss es wahrlich was zu erleben geben – weit mehr als Bier und Brezn, als Dirndl und Debreziner. Die Wiesn in Worte zu fassen, ist wahrlich ein Ding der Unmöglichkeit, eine Aufgabe so komplex wie jemanden von der elitären Qualität des Tegernseer Bieres zu überzeugen. Komplex? Nein, an und für sich wirklich simpel, denn wer es einmal erleben durfte, wird es nie wieder vergessen, nie wieder missen mögen, dieses Gefühl, das goldene Nass unter akustischer Zuhilfenahme des Bayerischen Defiliermarsches in alle Zellen des Körpers schwemmen zu dürfen.

(Bräustüberl-Zeitung, Ausgabe 41)

Der Summer is umma, Bayern ist zu jeder Jahreszeit schön

Die Wiesn, sie kommt im Sommer und geht im Herbst. Trefflicher lässt sich das Ende der warmen Jahreszeit kaum definieren. Das finale Bajuwarische Feuerwerk als Schlussstrich unter der alljährlichen Biergarten- und Waldfestbilanz. Anno 2010 wurden wir leider um die Wärme und die herzerfreuenden Sonnenstrahlen ein wenig betrogen – so weckte Mitte Juni der See noch eher den Gedanken ans Eisstockschießen denn an die kurze Krachlederne im Karwendel.

Doch keinesfalls Trübsal zu blasen ist des Bayern Eigenart sondern justement au contraire, sich laufend und ununterbrochen daran zu erfreuen, dass wir im wahrlich schönsten Land der Erde residieren dürfen und das zu jeder Jahreszeit. Der gebürtige Bajuwar hat den gigantischen Standortvorteil, die Region, in der so mancher gerne kurzfristig Urlaub macht, seine Heimat nennen zu dürfen. Dies tut uns gut und wir tun es auch gerne kund. Das „mir san mir und schreiben uns uns“ wird an jeder Stelle und jedem Fleck gerne gelebt und ebenso gerne zur Schau gestellt. Wen verwundert es da, dass dieser traumhafte Flecken Land auch anderweitig hoch gelobt wird. Die Legende sagt, ein prominenter österreichischer Landeslenker habe sich mit folgendem Zitat geschmückt: „Das Schöne an Bayern ist: dass man nicht mehr in Österreich und noch nicht in Deutschland ist.“ Drum rate ich Ihnen, werter Leser, sich just in diesem Augenblicke dieses Privilegs bewusst zu werden, einen tiefen Schluck zu nehmen, um im Anschluss zufrieden dem Herbst in die Augen zu blicken. Wir wissen schließlich alle: „Über Bayern lacht die Sonne, über Preußen die ganze Welt.“ Prost.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2014
ISBN (eBook)
9783956070143
ISBN (Buch)
9783956070211
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (September)
Schlagworte
Bräustüberl Tegernsee Geschichten Gedanken Dominik Pförringer Humor Satire Bayern Bier Tradition Gemütlichkeit Gesellschaft Kolumne Bräustüberl-Zeitung
Zurück

Titel: Geschichten und Gedanken aus dem Bräustüberl
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
84 Seiten