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Titel: Im Banne von El Lobo

Im Banne von El Lobo

Luke Sinclair Western, Band 18

von Luke Sinclair

Seiten: (ca.) 91
Erscheinungsform: Originalausgabe
Erscheinungsdatum: 6.10.2014
ISBN: eBook 9783956071171
Format: ePUB und MOBI (ohne DRM)

US$ 1,99

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Autor

Autor: Luke Sinclair
Luke Sinclair (Autor)
33 eBooks
Übersicht Leseprobe Autor

Schwer verwundet schleppt Latigo sich über die mexikanische Grenze. Er ist auf der Flucht vor El Lobo, dessen Männer er getötet hat. Als er halb bewusstlos einen allein stehenden Hof erreicht, ahnt er noch nicht, dass Estela ihn dort erwartet, eine Mexikanerin, die genau wie er entschlossen ist, sich El Lobo in den Weg zu stellen...

Details

Titel
Im Banne von El Lobo
Untertitel
Luke Sinclair Western, Band 18
Autor
Luke Sinclair
Seiten
91
Erscheinungsform
Originalausgabe
Preis (eBook)
1,99 EUR
ISBN (eBook)
9783956071171
Sprache
Deutsch

Leseprobe

Luke Sinclair

Im Banne von El Lobo

Das Haus war aus rohen Steinen erbaut. An der Vorderfront zog sich eine mit Gras bedeckte Ramada entlang, welche die Tür vor der grellen Sonne schützte. Seitlich davon befand sich ein kleiner Stall und daneben ein Corral aus bröckligem Adobelehm, in dem einige Schafe standen. Hühner liefen überall herum, und der leichte Wind raschelte im Laub der beiden Cottonwoods, die seitlich vor dem Haus standen und einen kümmerlichen Schatten auf den Brunnen warfen.

Die Frau trat in die helle Sonne hinaus und blinzelte über das hitzeflirrende Land. Der heiße Wind bewegte ein paar schwarze Haarsträhnen, die auf ihren nackten Schultern lagen. Sie sah einen großen, hageren Mann mit einem eingefallenen stoppelbärtigen Gesicht und tiefliegenden, fiebrig glänzenden Augen auf das Haus zukommen. Schmutz, Blut und die primitive Krücke, mit deren Hilfe er sich noch mühevoll aufrecht hielt, gaben seiner Erscheinung ein elendes Aussehen. Als er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, blieb er schwankend stehen.

»Tag, Ma’am«, brachte er über seine aufgeplatzten Lippen.

Die Frau musterte ihn mit einem Blick, gepaart aus Furcht und Mitleid.

»Ich wollte …« Die Stimme versagte ihm den Dienst. Er machte noch einen Schritt, war aber nicht mehr fähig, dieser Gewichtsverlagerung standhalten zu können. Er knickte ein und versuchte, sich mit letzter Kraft an der Krücke zu halten. Die Frau sprang schnell hinzu, doch sie konnte den schweren Körper des großen Mannes nicht halten. Lang schlug er auf den Boden.

»Mein Gott«, flüsterte sie bestürzt und schaute zu den gewaltigen Massiven der Berge hin, als fürchtete sie, jemand könnte sie von dort aus beobachten. Darm schleifte sie unter Aufbietung aller ihrer Kräfte die große Gestalt durch den Staub bis unter die Ramada und von dort durch die offene Tür ins Haus.

Keuchend hielt sie inne und betrachtete den zerschundenen und völlig erschöpften Mann. Mit mechanischen Bewegungen löste sie die blanke Schnalle seines Revolvergutes und zog diesen unter seinem Körper hervor. Der Walnußgriff der Waffe war vom häufigen Gebrauch abgewetzt und dunkel, und ihr Blick fiel auf eine eingelassene Messingplatte. Sie zog die Waffe heraus und las den eingravierten Namen: Latigo.

Das Korn auf dem Lauf des Revolvers war vor langer Zeit schon abgefeilt worden. Ihre Hand glitt fast ehrfürchtig über den kalten Stahl. Langsam wanderte ihr Blick zu dem bewußtlosen Mann am Boden.

Latigo hatte vor kurzem jenseits der Grenze drei Männer erschossen. Sie hatte davon gehört und fürchtete sich vor ihm. Aber sie mußte ihm helfen. Ihr Blick kehrte vom Gesicht des Mannes zu dem Revolver zurück, den sie noch immer in den Händen hielt. Jemand, der solch eine Waffe besaß, war kein gewöhnlicher Streuner, wie sie hin und wieder durch diese einsame Gegend zogen.

Die letzten Stunden vor seinem Erwachen, hatte Latigo fest und ruhig geschlafen, ein Zeichen dafür, daß das Fieber zurückging. Es war sehr warm, und Latigo spürte weiche, kühle Hände auf seinem heißen Gesicht. Jemand wischte zart mit einem Tuch über seine Stirn. Zögernd öffnete er die Augen. Zuerst blendete ihn das helle Tageslicht, aber dann formte sich ein Bild vor ihm.

Was er sah, verwirrte ihn einen Moment. Schwarzes Haar umrahmte locker ein ovales Gesicht mit großen, dunklen Augen. Es dauerte Sekunden, bis er sich über die Bedeutung seiner Umgebung klar wurde. Diese Frau hatte ihm geholfen, als er gefallen war. Soviel wußte er noch. Sie sah aus wie eine Mexikanerin und hatte ein hübsches Gesicht.

»Haben Sie mich hier herein gebracht?« fragte er.

Sie nickte. »Das war vor zwei Tagen.«

»Habe ich so lange gebraucht, um zu …?«

»Sie waren sehr schwach und hatten Fieber. Jetzt müssen Sie unbedingt etwas essen, damit Sie zu Kräften kommen.«

Sie ging hinaus, und Latigo hörte sie eine Zeitlang mit Töpfen hantieren und schloß wieder die Augen. Zwei Tage waren vergangen, während der er in diesem Bett gelegen hatte. Zum ersten Mal beschäftigten sich seine Gedanken mit dieser Frau.

Weshalb lebte sie hier in dieser Einöde?

Er öffnete die Augen erst wieder, als er sie hereinkommen hörte. Sie brachte gebratenes Huhn und Maistortillas, half ihm, sich aufzurichten und stellte das Tablett auf die Decke. Dabei bemerkte Latigo, daß er völlig nackt war. Er erinnerte sich, daß er ziemlich schmutzig gewesen sein mußte. Wahrscheinlich hatte sie ihn auch gewaschen.

»Leben Sie allein hier?« fragte er.

»Nein«, antwortete sie schnell.

Latigo hob den Kopf. Es klang so, als fürchtete sie sich vor irgend etwas.

»Mein Mann ist geschäftlich nach Durango gereist. Ich erwarte ihn jeden Tag zurück.«

Sie beobachtete die Gestalt im Bett, um zu ergründen, wie er ihre Worte aufnahm.

»Ich heiße Estela.«

Latigo nickte mit vollem Mund. Dann sagte er: »Ich bin …«

»Ich weiß, wer Sie sind«, unterbrach sie ihn. »Ich habe es auf dem Revolver gelesen.«

Es war eine gewisse Spannung zwischen ihnen.

»Ich habe diesen Namen schon früher einmal gehört«, sagte Estela. Ihre dunklen Augen glitzerten in dem Licht, das durch das Fenster hereinfiel.

Latigo schaute sie fragend an.

»Sie haben vor kurzem jenseits der Grenze drei Männer erschossen.«

»Das stimmt«, sagte er ruhig.

»Sind Sie deshalb nach Mexiko gekommen?«

»Nein. Ich werde da drüben nicht gesucht, falls Sie das meinen.«

Eine Weile herrschte Schweigen. Latigo verzehrte sein Essen und betrachtete ihre schlanke Gestalt mit den festen Brüsten, über die sich der dünne Stoff ihrer Bluse straffte. Sie stand etwas unschlüssig neben der Tür.

»Ich werde aufstehen«, sagte Latigo. »Ich möchte Ihnen keine unnötige Mühe bereiten.«

»Nein«, wandte sie hastig. »Sie bleiben im Bett. Sie sind noch viel zu schwach.«

»Ich werde mich vorsehen.«

»Das allein ist es nicht.«

Estela ging zum Fenster und schaute hinaus.

»Ja? Ich höre.«

»Es ist nicht gut, wenn Sie da draußen herumlaufen«, gab sie ihm zu verstehen.

Latigos Schweigen wirkte fordernder als jede Frage. Estela drehte sich mit einem Ruck um.

»Sie haben zwei von El Lobos Männern erschossen, ehe Sie hierherkamen«, stieß sie hervor.

»Woher wissen Sie das?«

»Sie haben im Fieber gesprochen. El Lobo wird vielleicht schon die ganze Gegend nach Ihnen abgesucht haben. Das Beste, was Ihnen passieren kann, ist, daß er Sie für tot hält. Aber wenn er Sie hier findet, dann …« Sie verstummte und drehte sich schnell wieder um, damit er den Ausdruck ihres Gesichtes nicht sehen konnte.

»Wer ist El Lobo?«

»Ein Satan.«

»Darunter kann ich mir nichts vorstellen. Ich habe noch nie einen gesehen.«

»Er ist ein Halbblut, halb Apache, halb Mexikaner. Der einzige Wesenszug, dem man ihm mit Bestimmtheit nachsagen kann, ist Grausamkeit. Er beherrscht mit seiner Bande die ganze Gegend. Und diese Bande besteht aus Mexikanern, Mischlingen und abtrünnigen Rothäuten aller Volksgruppen.«

Sie hatte sich ihm wieder zugewandt. Ihrem Gesicht war nicht anzusehen, was sie dachte.

»So, jetzt wissen Sie, woran Sie sind, Senor Latigo. Wenn Sie dieses Haus wieder verlassen, dann müssen Sie völlig auskuriert sein.«

Latigo schwieg einen Moment betroffen. Er hatte nicht gewußt, daß sich diese Frau seinetwegen in eine solche Gefahr begeben hatte.

»Und Sie?«, brachte er schließlich hervor. »Weshalb sind Sie denn noch hier?«

Sie zögerte einen Augenblick lang und sagte dann: »Ich erkläre Ihnen das ein andermal.« Danach ging sie hinaus, und es schien Latigo, als wollte sie damit weiteren Fragen aus dem Weg gehen.

Er wartete, bis ihre Schritte jenseits der Tür verklungen waren, und schlug dann die Decke zur Seite.

Seine Kleider waren gewaschen und geflickt, und sogar sein Revolver lag darunter. Er zog sich an und schlang den Gurt um seine Hüfte. Dann durchquerte er den vorderen Raum und blieb an der Tür stehen. Er hielt sich am Rahmen fest und blinzelte in die grelle Sonne. Der Wind trieb kleine Staubteufel über das ebene Land vor den Bergen. Die trockenen Blätter der Cottonwoods bewegten sich und erzeugten jenes feine Rascheln, das für diese Bäume charakteristisch ist.

Latigo ging langsam zum Brunnen. Seine Muskeln mußten sich erst wieder an die Bewegungen gewöhnen. Umständlich zog er den Eimer herauf, schöpfte mit der hohlen Hand Wasser und warf es sich in das Gesicht.

Die kleine Mauer des Brunnens war an einer Stelle bereits eingefallen und nicht mehr ausgebessert. Das mußte schon seit geraumer Zeit so sein, denn Sand war hineingerieselt. Es hätte längst neu ausgeschachtet werden müssen. Latigo begriff nicht, weshalb ein Mann, der hier lebte, das nicht tat.

Er warf einen Blick in die Runde. Das Haus war solide und stabil gebaut, aber auch dort zeigten sich bereits Spuren beginnenden Verfalls.

Er erreichte gerade das Gebäude, als Estela mit einem kleinen Eimer voll Milch aus dem Stall kam. Sie stellte ihn auf die Bank unter dem Fenster und strich sich eine Strähne ihres lockeren schwarzen Haares aus dem Gesicht. Dann blickte sie den großen, hageren Amerikaner an. Er bewegte sich schon ganz gut. Vor diesem Augenblick hatte sie sich etwas gefürchtet.

Was war er für ein Mensch, und wie würde er reagieren, wenn er erst einmal feststellte, daß es keinen Mann gab, der zu ihr zurückkehren könnte?

Sie ging an ihm vorbei ins Haus und hörte, wie er ihr folgte. Mit einer flüchtigen Bewegung vergewisserte sie sich, daß der Revolver noch da war, den sie unter der Schürze verbarg.

»Sie sollten sich möglichst wenig da draußen sehen lassen«, sagte sie über die Schulter, während sie mit den Töpfen hantierte. »Die Bandidos könnten das Haus beobachten.«

Latigo ließ sich am Tisch nieder. Die Wunde an seinem Oberschenkel schmerzte noch höllisch.

»Das werden sie nur aus größerer Entfernung tun, und da könnten sie mich für Ihren Mann halten.«

Einen Moment starrte Estela ihn an, dann ertrug sie seinen forschenden Blick nicht länger und wandte sich rasch wieder dem Herd zu.

»Haben Sie ein Pferd?«, fragte er nach einer Weile.

»Wir brauchen unsere Pferde. Außerdem können Sie jetzt noch nicht reiten.«

Latigo legte die Hände auf den Tisch. »Hören Sie, Ma’am, ich möchte Sie nicht in etwas hineinziehen, was ausschließlich meine Sache ist.«

Estela hielt in ihrer Tätigkeit inne. Mit erhobenem Kopf stand sie am Herd, drehte sich aber nicht um.

»Wir können keines der Pferde erübrigen.«

»Ich werde es Ihnen bezahlen.«

»Und wenn ich es Ihnen trotzdem nicht freiwillig gebe?«

Latigo erhob sich. Er ahnte, was sie nun hören wollte.

»Ich habe noch nie ein Pferd gestohlen«, sagte er.

»Wer könnte Sie daran hindern, es diesmal zu tun?«

Latigo wurde aus ihr nicht klug. Sie hielt ihn offenbar für einen üblen Burschen, und doch wollte sie, daß er blieb.

»Vielleicht Sie mit Ihrem Revolver unter der Schürze.«

Als er sich ihr näherte, fuhr sie plötzlich herum. Die Waffe in ihrer Hand zeigte direkt auf seine Brust. Es war ein uraltes Colt Navy-Modell mit verkürztem Lauf.

»Bleiben Sie, wo Sie sind!«

»Den haben Sie wohl von Ihrem Großvater?« fragte er unbeeindruckt.

Ihre Finger krampften sich um den Griff der Waffe. Sie war entschlossen abzudrücken, wenn er auch nur die Hand hob.

Aber Latigo tat nichts. Er stand nur ruhig vor ihr und fragte: »Wovor haben Sie eigentlich Angst? Vor den Banditen, vor mir oder vor dem Alleinsein?«

Sie ließ die Hand mit dem Revolver sinken und schwieg. Latigo trat noch näher an sie heran, nahm ihr den Revolver aus der Hand und legte ihn auf den Rand des Herdes. Schluchzend fiel ihr Kopf gegen seine Schulter.

Überrascht von dem plötzlichen Ausbruch ihrer Gefühle, wußte er eine Sekunde lang nicht, was er tun sollte. Aber die weichen Formen ihres Körpers, die sich gegen seine Gestalt drückten, beendeten sehr schnell diesen Zustand. Bei Gott, er hatte lange keine Frau wie diese in den Armen gehalten. Weshalb sollte er sich da allzu viele Gedanken machen?

Zögernd glitten seine Hände an ihrem Rücken hinauf und drückten ihren Oberkörper fester gegen seine Brust. Einen Moment schien es, als spannte sich in ihrem Innern eine unsichtbare Feder. Eine Abwehr gegen seine Berührung? Doch sogleich verschwand diese Reaktion wieder wie ein flüchtiger Gedanke, der verworfen wird, und sie wirkte hilflos und zerbrechlich, schmiegte sich an ihn in einer Weise, die sein Blut kochen ließ.

Was beabsichtigte diese Frau? Welches Geheimnis umgab sie? Oder geschah alles ohne Absicht, war es bloß eine über lange Zeit ungestillte Sehnsucht nach Geborgenheit und den starken Annen eines Mannes?

Sie hob den Kopf, und Latigo küßte ihre verführerischen Lippen, während sein Herz wild gegen die Rippen hämmerte. Seine Hände schoben sich unter den Rand ihrer Bluse, tasteten wie im Fieber über ihre glatte Haut, eroberten fordernd und ungestüm ihre weichen Brüste und strichen liebkosend über die kleinen, harten Warzen.

»Ich muß …«

»Sag nichts«, hauchte Latigo in ihr Ohr. »Es ist jetzt nicht die Zeit für Worte.«

Er hob sie hoch und trug sie, ohne etwas von seinen Schmerzen zu spüren, zum Bett in dem angrenzenden Raum.

Dort legte er sie nieder und schaute auf sie herab. Seine Brust hob und senkte sich unter heftigen Atemzügen. Estela streifte schweigend die Bluse ab. Dann lag sie still und wartend da, und ein seltsames Licht glühte in ihren dunklen Augen.

Latigo beugte sich über sie. Sein heißer Atem streifte ihre Wange. Der Körper des Mannes preßte sich gegen sie. Ein Feuerstrom schien durch ihre Adern zu rasen, die Gegenwart auszulöschen und in einem jubelnden Siegesschrei zu ersticken.

Ein süßer Schmerz pulste durch Latigos Körper, den er in nie gekannter Weise genoß, bis er mehr und mehr von seiner Wonne verlor und wieder zu einem normalen, peinigenden Schmerzen wurde. Seine Muskeln entspannten sich, und er fühlte wieder die Berührung mit Estelas nacktem Leib. Langsam kam sein Blut zur Ruhe.

Sie musterte ihn und flüsterte: »Mein Mann ist vor zwei Jahren gestorben.«

Latigo bewegte sich nicht. Es schien, als gäbe es nichts, was diesen Mann überraschen könnte.

»Habe mir so was gedacht«, sagte er nur. »Kein anständiger Mann läßt seine Frau in einem solchen Land allein.«

Estela glitt ein wenig zur Seite. Schweiß glänzte auf ihren nackten Brüsten.

»El Lobo kommt manchmal hierher.«

Latiga blickte zur Zimmerdecke. »Du brauchst mir das nicht zu erzählen, nur weil das jetzt zwischen uns passiert ist. Jeder lebt so, wie er es für richtig hält.«

Er verspürte kein Interesse an ihrer Geschichte. Er hatte bekommen, was jeder Mann, der in der Einsamkeit lebt, hin und wieder braucht, und er wollte seine Gefühle nicht mit ihrem Schicksal verbinden. Er wußte, welche Macht solche Gefühle haben konnten. Sein Instinkt riet ihm, weiterzureiten und alles zu vergessen, was hier geschehen war.

»Ich möchte aber davon sprechen«, sagte Estela schlicht. »Hier kommt selten jemand vorbei, mit dem ich reden kann. Ich kann nichts weiter tun, als zu warten, bis El Lobo kommt und mit mir schlafen will. Ja, ich habe mit ihm geschlafen, so wie mit dir jetzt. Schockiert dich das?«

Als er nichts darauf erwiderte, fuhr sie fort: »Ich verabscheue ihn, aber ich werde es immer wieder tun, so lange bis ich ihn eines Tages zu töten versuche und er mich dafür umbringt.«

Sie erhob sich und verließ den Raum.

Latigo langte nach seinen Sachen, nestelte sein Rauchzeug hervor und drehte sich eine Zigarette.

Verdammt, was ging es ihn an, aber schließlich hatte sie ihm geholfen. Vielleicht wäre er längst tot, wenn sie nicht gewesen wäre. Diese Frau begann ihn zu verwirren.

Langsam erhob er sich, schlüpfte in seine Hose und folgte Estela zu den Cottonwoods. Seine Wunden schmerzten wieder, wenn er sich bewegte. Dicht hinter ihr blieb er stehen, roch den Duft ihres Haares und sagte eine Weile nichts. Dann trat er an den Brunnen und setzte sich auf die niedrige Mauer.

»Du hättest doch von hier Weggehen können.«

Sie wandte ihm ihr Gesicht zu.

»Glaubst du, El Lobo würde mich jemals von hier Weggehen lassen? Dreimal habe ich es schon versucht. Das letzte Mal hat er mir nachdrücklich erklärt, daß er es lästig findet, mich jedesmal wieder einfangen zu lassen. Schau her.« Sie drehte sich um, und Latigo konnte auf ihrem Rücken die frisch verheilten Wunden von Peitschenhieben erkennen. »Allein habe ich keine Chance, auch nur bis über die Berge zu kommen.«

Sie lehnte sich an den Stamm eines Cottonwood. Ihre prallen Brüste preßten sich gegen den dünnen Stoff.

»Anfangs hat El Lobo mir sehr geholfen, als es mir schlecht ging. Aber er hat es nicht umsonst getan, er wollte mich haben. Und El Lobo nimmt sich, was er will. Er ist unbeherrscht und roh, und wenn man ihn reizt, verliert er jede Kontrolle über sich.

Von Zeit zu Zeit kommt er zu mir. Ich habe ihn noch niemals kommen hören. Irgendwann sitzt er abends in der Hütte. Er ist einfach da und wartet, bis ich ausgezogen bin. Er sagt kein Wort dabei und starrt mich nur an, mit glitzernden, unheimlichen Augen. Und ich wage kaum zu atmen, wenn er mich so ansieht.

Das erste Mal habe ich mich gewehrt, aber es hat keinen Sinn, sich gegen El Lobo zu wehren. Ich hasse ihn und doch fasziniert er mich. El Lobo liebt mich, wenn in seinem Wesen überhaupt ein solches Gefühl Platz hat, aber er tut es auf seine Weise.«

Sie löste sich vom Stamm des Baumes und blieb einen Moment vor ihm stehen.

»Jetzt weißt du, wie ich hier überlebe.«

Latigo sagte kein Wort. Er starrte ihrer biegsamen Gestalt nach, die sich mit geschmeidigen Bewegungen entfernte, bis sie schließlich im Haus verschwand.

Es gab einen Punkt, in dem er El Lobo verstehen konnte, aber er spürte plötzlich einen Haß gegen dieses Halbblut in sich wachsen, der stärker und stärker wurde.

Vielleicht wollte diese Frau das, vielleicht wollte sie ihn auch so lange zum Bleiben bewegen, bis El Lobo wiederkam.

Und Latigo wußte genau, was er dann tun würde.

Estelas aufgeregte Stimme riß ihn augenblicklich aus seinen Gedanken.

»Komm ins Haus, es nähern sich drei Reiter!«

Latigo wandte den Kopf und spähte über die hitzeflirrende Ebene vor den Bergen. Drei Reiter bewegten sich dort verzerrt und unwirklich hinter dem Sonnenglast.

Schnell trat Latigo in das Haus und stellte sich neben das Fenster. Die Männer kamen rasch näher.

»Hast du kein Gewehr im Haus?«

Estela schüttelte den Kopf.

»Wir werden keins brauchen.«

»Sie könnten mich gesehen haben.«

»Wir müssen es abwarten. Das sind drei von El Lobos Leuten. Wenn sie dich gesehen haben, ist es sowieso zu spät. Aber es könnte sein, daß sie nur ihre Pferde tränken wollen.«

»El Lobo nicht dabei?« fragte Latigo knapp.

Estela warf ihm einen kurzen Blick zu. »Nein, aber der in der Mitte ist Sabadillo, seine rechte Hand. Ich denke, sie suchen nach dir und kommen nur so vorbei. Geh nach hinten, damit sie dich nicht sehen.«

Latigo zögerte kurz, doch dann tat er, was die von ihm verlangte. Er hatte kein Recht, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, solange es noch eine andere Möglichkeit gab.

Die Pferde schnaubten unruhig, als sie das Wasser im Brunnen witterten. Die drei Männer saßen ab, aber nur zwei kamen herein.

Sabadillo war nicht sehr groß, gedrungen und krummbeinig. Die hohen Wangenknochen und das flache Gesicht verrieten seine mexikanisch–indianische Herkunft. Seine schmalen, schwarzen Augen glänzten wie polierte Steine. An seinem Handgelenk hing eine schwere lederne Peitsche.

Das Rasseln der großen Radsporen erfüllte den Raum.

»Hat El Lobo euch zu mir geschickt?« fragte Estela abweisend.

Sabadillo grinste nur, ohne etwas zu erwidern. Mit einer kraftvollen Bewegung zog er die Kommode von der Wand weg, so daß sie quer im Raum stand.

»Du solltest aus diesem Haus eine Cantina machen, palomita, dann würden wir öfter vorbeikommen.« Er stützte sich mit den Unterarmen auf die Kommode. »Los, bring was zu trinken. Mit durstiger Kehle kann man nicht reden.«

»Wir haben nur Wasser und Ziegenmilch«, sagte Estela.

Sabadillo schlug mit der flachen Hand auf das Möbelstück.

»Verdammt, dann bring Wasser!«

Es dauerte eine Weile, bis Estela sich bewegte. Sie füllte einen Becher mit Wasser aus einem Krug und stellte ihn vor Sabadillo hin. Seine glitzernden Augen folgten jeder ihrer Bewegungen und tasteten die Formen ihres Busens ab, der sich unter dem dünnen Stoff bewegte.

»Für ihn auch!« befahl er barsch und deutete auf den Indianer neben sich. Der legte seine Schrotflinte auf die Kommode.

Latigo konnte nicht sehen, was in dem vorderen Raum vorging, er legte das Ohr an das Holz der Tür, um zu hören, was dort gesprochen wurde.

Ein Geräusch am Fenster ließ ihn plötzlich herumfahren, und seine Hand erreichte fast im selben Augenblick den Walnußgriff seiner Waffe. Doch er zog sie nicht heraus. Sein Arm erstarrte wie in einem Schock.

Der Mann jenseits der Fensteröffnung hielt einen Revolver auf Latigo gerichtet und belauerte ihn mit bösen Augen, denen man ansehen konnte, daß das Töten zu seinen Lebensbedürfnissen gehörte.

Dazu brauchte man kein Menschenkenner zu sein. Er hatte ungepflegtes, strähniges Haar und einen buschigen Schnauzbart. Seine Kleidung war mexikanisch und bereits sehr mitgenommen.

Er stieg über die Fensterbank, ohne Latigo aus den Augen zu lassen.

»Abre la puerta!«, sagte er heiser. »Mach die Tür auf!«

Latigo nahm unmißverständlich langsam die Hand vom Revolver und befolgte den Befehl.

Sabadillo sah ihm ohne Überraschung entgegen, und in seinem Gesicht stand ein unsympathisches Grinsen.

»Du bist der Gringo, der in den Bergen zwei von unseren Leuten umgebracht hat.«

Latigo reagierte nicht.

»Du bist ein Feigling, der sich bei einem Weib verkriecht. Wir haben nicht gleich daran gedacht.«

Latigo schwieg noch immer. Es hatte keinen Sinn, mit diesen Menschen zu reden. Er stand einfach da und konnte nichts dagegen tun, daß der Mann hinter ihm seinen Revolver an sich nahm.

Esteia sah ihn mit großen, ängstlichen Augen an.

»El Lobo wird sehr wütend sein, wenn er davon hört«, sagte Sabadillo. »Und Weiber gibt es überall. Für eine gewisse Gegenleistung wären wir allerdings bereit, diese Geschichte für uns zu behalten.« Seine Augen starrten auf Estelas Busen unter der dünnen Bluse. »Wir würden sogar diesen verdammten Gringo laufenlassen.«

Latigo konnte sich denken, wie ihre Antwort ausfallen würde. Sie hatte es schon einmal für ihr Leben getan, und sie tat es diesmal bestimmt wieder. Dieser Gedanke erzeugte einen Zorn in ihm, dessen Ursprung er sich nicht erklären konnte. Ehe Esteia antworten konnte,  sagte er. »Wenn ihr mich laufen laßt, werde ich euch töten.«

Sabadillo trank seinen Becher leer und ließ ihn einfach fallen. Langsam kam er auf Latigo zu.

»Du bist ein Mann, dem es egal ist, ob er lebt oder nicht, Gringo. Solche Männer sind gefährlich. Nur schade, daß du so dumm bist.«

Latigo preßte die Lippen zusammen. Vielleicht hatte er mit diesen unbedachten Worten sein Leben verwirkt. Vielleicht aber hätten sie ihn sowieso getötet. Er sah ohne Furcht in Sabadillos grinsendes Gesicht, in dem der Schweiß glänzte.

»Laßt ihn in Ruhe, ich werde tun, was ihr wollt«, rief Estela schnell, aber Sabadillo schien sie nicht gehört zu haben.

»Wollen mal sehen, Gringo, wie lange du noch den Willen hast, mich zu töten.«

Er schlug zu, aber Latigo hatte das erwartet und blockte den Schlag ab. Seine eigene Faust landete auf Sabadillos Kinnspitze und warf ihn gegen den Herd. Den Mann, der seinen Revolver hatte, traf er mit dem Handrücken mitten in das Gesicht, der Dritte aber verpaßte ihm einen Schwinger, daß er gegen die Kommode taumelte. Die Schrotflinte fiel auf der anderen Seite herunter.

Latigo schnellte sich zur Seite, und ein Stuhl zersplitterte dicht neben ihm an dem Möbelstück. Dann traf ihn ein weiterer Schlag und ließ seine Lippen aufplatzen. Er schickte den Angreifer mit einem wuchtigen Schwinger zu Boden, aber ein anderer traf ihn dicht über dem Ohr und ließ ihn benommen zur Seite fallen.

Ende der Leseprobe aus 91 Seiten  - nach oben

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Autor: Luke Sinclair

Luke Sinclair

1940 wurde ich in Halle/Saale geboren und wuchs in derselben Stadt auf.
1961 wechselte ich in die Bundesrepublik über. Einige Jahre später absolvierte ich bei der Studiengemeinschaft Kamprath in Darmstadt ein zweijähriges Fernstudium >Technik der Erzählkunst<. Danach schrieb ich meine ersten Western für Zauberkreis Verlag und BEWIN Verlag (letzterer für Leihbüchereien) und war dann über nahezu drei Jahrzehnte nebenberuflich als Romanautor für Kelter- und Bastei Verlag tätig.
Da ich mich nun seit einiger Zeit im Ruhestand befinde, habe ich mich größeren Projekten zugewandt. Mein erster gebundener Roman erschien 2008 unter dem Titel: „Roter Bruder Abel“ im WJK Verlag, Hilden. Ein historischer Roman, der sich mit der Eroberung und Besiedelung des nordamerikanischen Kontinents befasst.
Ein weiterer Roman mit dem Titel: „Wer weiß schon, wann die Stunde schlägt“ erschien 2010.

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