
Oben ist auch nur unten, aber halt von oben
von
Alexander Liegl
Seiten: (ca.) 192
Erscheinungsform: Originalausgabe
Erscheinungsdatum: 17.6.2014
ISBN: eBook 9783942822503
Format: ePUB und MOBI (ohne DRM)
Autor

Ist das ein Roman? Keine Ahnung.
Ein Ratgeber ist es zum Glück nicht.
In kleinen und größeren Katastrophen wird komisch, böse oder verzweifelt fröhlich die Lebensunfähigkeit des Max Lentner ausgebreitet. Wenn er jungen Frauen imponieren will, Arbeitsplätze belegen oder nur Straßenbahn fahren - immer wieder stößt Max wuchtig an seine Grenzen. Oder die Grenzen an ihn. Und das tut erst recht weh. Nicht weil er rebellisch sein will, sondern weil er einfach nicht anders kann. Und wenn sich ein Fettnapf bietet, dann wird der auch noch mitgenommen. An diesem Scheitern würde er nun persönlich gern und in aller Ruhe verzweifeln, aber da gibt es ja noch Karl und Melanie. Karl ist den Anforderungen des Lebens mindestens so wenig gewachsen wie unser Erzähler. Doch verhält er sich grundlegend anders: Seine Unfähigkeit ist ihm einfach egal. Mehr noch: Er hat die Fähigkeit, seine Unfähigkeit als Unfähigkeit Anderer aussehen zu lassen und damit sehr gut zu leben. Seit seiner frühesten Jugend setzt Karl auf Mitleid: Er wickelt alles um den Finger, was wickelbar ist.
Wie Donald Duck und Gustav Gans begegnen sich die beiden unweigerlich immer wieder. Und genau wie in Entenhausen ist Karl erfolgreich und Max nicht. Gar nicht.
Melanie ist der wunderschöne Rest des Dreiecks. Sie treibt Max immer wieder zu Höchstleistungen. Die bringen nichts, sind aber sehr spektakulär.
Und nach vielen Jahren gerät Max wieder an Karl.
Zum letzten Mal. Einer der beiden könnte diese Begegnung nicht überleben.
Details
- Titel
- Oben ist auch nur unten, aber halt von oben
- Autor
- Alexander Liegl
- Seiten
- 192
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Preis (eBook)
- 7,99 EUR
- ISBN (eBook)
- 9783942822503
- Sprache
- Deutsch
Leseprobe
Oben ist auch nur unten, aber halt von oben
Ein Vorwort
Leserschaft!
Dieses kleine Vorwort soll als Handreichung dienen, um gesund und trocken durch das nun folgende kleine lesbare Meer zu schiffen.
Die Lebensgeschichte des Max Lentner, die in Episoden unterteilt ist, kann der ordnungsliebende Mensch gerne chronologisch lesen und durch Details belohnt werden, die nur er wiedererkennt.
Jedoch sei hiermit ausdrücklich erlaubt sich die Kapitelchen auch einzeln oder ungeordnet zuzuführen.
Oder überhaupt nur ein Einziges immer wieder zu lesen und alle Anderen verächtlich liegen zu lassen. Wie im echten Leben auch.
Eine Bitte sei an dieser Stelle aber noch in Deutlichkeit ausgesprochen:
Leserschaft, lies dieses Buch laut! Es wurde laut geschrieben.
Und wenn laut lesen nicht möglich ist, dann halblaut.
Und wenn die Etikette auch das verbietet, dann viertellaut.
In Zugabteilen, Autofonds und auf Langstreckenflügen empfiehlt sich der Schmunzeltrick: Dabei lese man leise, lache aber hörbar in sich hinein – immer wieder – bis die Umsitzenden alle eigenen Tätigkeiten aufgeben und vor Neugierde schier platzen. Das ist der Moment, großzügig den Vorleser zu geben.
Natürlich immer verbunden mit der Aufforderung an alle, das Buch auch selbst zu erwerben. So kann aus einem Bahnabteil eine kleine Lesebühne werden und aus der Liegewiese am Badesee ein Literaturclub.
Und wenn man dir, Leserschaft, partout den Mund verbietet, so lies leise,
stell dir dabei aber deine laute Stimme vor und grimassiere ungebremst.
Doch genug der Ratschläge. Vorworte sollen anregen und nicht Angst machen.
A.L.
München, Juni 2014
Tod und Zeugung
Oder wie sichtbar doch die Probleme zwischen Anfang und Ende des Lebens oft sind, man aber trotzdem dann blöd dasteht
Wenn ich an meine Beerdigung denke, dann läuft es mir eiskalt den Buckel runter. Also nicht, weil ich mich übermäßig vor dem Tode fürchten würde, sondern weil mir das Ganze jetzt schon peinlich ist. Das geht bei den Trauerreden los.
Über mich kann man doch nichts erzählen. Und das Wenige, das man doch erzählen könnte, ist mir sehr unangenehm. Das möchte ich nicht.
Meiner Großtante Elsmarie ging es da genauso. Das hatte sie mir schon zu Lebzeiten gesagt: »Ich will nichts hören auf meiner Beisetzung, sonst werde ich ungeheuer sauer.« Und als sie dann starb und Pfarrer Jobstmeier ausholte, um den »lieben Trauernden« von der kindlichen Freude der alten Dame am Verzehr von vier Bienenstichen am Tag zu berichten, da passierte es: Da löste sich doch ganz langsam eine Schindel vom Dach der Kapelle, schlug mit einem kaum hörbaren dumpfen Geräusch auf eine Friedhofsharke, die sich aufbäumte, eine Schubkarre in Bewegung setzte, die wiederum mit gutem Schwung den gramgebeugt spielenden Musikern in die Fersen fuhr, was beim Tubisten genug Entsetzen hervorrief, um sich mit seiner ansehnlichen Leibesfülle an das wundervolle Memorial der Familie Seitenbichler zu werfen, welches sein über die Jahre korrodiertes, schwer geschwungenes Eisenkreuz abwarf, sodass eben dieses Kreuz den Kopf des altgedienten Landpfarrers mit einem glatten Streich vom Rumpfe trennte, und beide Teile Hochwürdens ins offene Grab stürzten.
Strafe muss sein.
Gut, das Ende dieser Szene habe ich erfunden, denn mir war schrecklich langweilig auf Großtante Elsmaries Beerdigung. Ihr selbst kann es im Hellholzsarg unmöglich langweiliger gewesen sein. Aber ein Dachziegel fiel wirklich herunter. Und die Schubkarre rollte wirklich, und die Musiker rammten wirklich das Mahnmal, und das Kreuz oben wackelte wirklich. Fiel aber nicht herunter. Pfarrer Jobstmeier starrte auf das Eisenkreuz, und ein deutlich hörbares: »Ach du heilige Scheiße« entwich ihm. Was ihn zwar nicht den Kopf, aber doch einiges Ansehen in unserer strengkatholischen Gemeinde kostete.
Aber warum um Himmels Willen beginne ich mit dem Ende?
Warum mit Tod und Friedhöfen? Ich wollte an dieser Stelle eigentlich von meinem Beginn, von meinen frühesten Anfängen erzählen. Denn die sind ja unbedingt wichtig für alles, was danach passiert ist.
