
Verrat auf See
von
Ingvar Ambjørnsen
Erscheinungsform: Neuausgabe
Erscheinungsdatum: 11.3.2014
eBook-Preis: US$ 5,99 EUR
ISBN: eBook 9783942822879
Format: ePUB und MOBI (ohne DRM)
Autor

Geld allein macht nicht glücklich! Das stellen auch Peter und der Prof fest, als sie Pia kennenlernen. Pias Familie ist steinreich, aber total zerstritten. Und wenn’s um Kohle und Konsorten geht, ist das Verbrechen meist nicht fern.
»Erzähl«, sagte der Prof. »Was läuft hier ab?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Deshalb habe ich doch solche Angst. Irgendwas passiert, bei dem ich keinen Durchblick habe.«
»Wie lange hast du schon den Verdacht, dass etwas nicht stimmt?«, fragte ich. »Wie hat das alles angefangen?«
Seine Familie kann man sich nicht aussuchen, seine Freunde schon! Und mit Peter und dem Prof hat Pia keine schlechte Wahl getroffen. Immerhin stehen ihr die beiden mit ihrem vielfach erprobten Spürsinn zur Seite, als es darum geht, ein paar Fragen zu beantworten: Warum wird Pias Vater von fiesen Schlägertypen heimgesucht? Von wem stammen die mysteriösen Anrufe mitten in der Nacht? Und was hat Pias knasterprobte Mutter mit all dem zu tun? Die Freunde wollen das komplette Umfeld der Familie unter die Lupe nehmen, wie praktisch also, dass eine opulente Party ins Haus steht – die nebenbei auch noch Spaß verspricht. Doch der hat endgültig ein Ende, als ein Anschlag verübt wird, und die beiden Hobbyermittler stellen wieder einmal fest: Den Ausgang eines Falles kann man sich nicht aussuchen, den Weg dorthin schon.
»Verrat auf See« ist der zehnte Band der Jugendkrimi-Reihe Peter und der Prof – Geld stinkt!
Aus dem Norwegischen übersetzt von Gabriele Haefs
Details
- Titel
- Verrat auf See
- Autor
- Ingvar Ambjørnsen
- Erscheinungsform
- Neuausgabe ISBN (eBook): 9783942822879
- Dateigröße
- 1317 KB
- Preis (Ebook)
- US$ 5,99
- Sprache
- Deutsch
Leseprobe
Verrat auf See
Wir fanden die richtige Adresse. Die Glastür war natürlich abgeschlossen, damit Leute wie wir nicht auf die Idee kommen konnten, in die Marmorecken zu pissen. An den Wänden war ein mittelgroßer Urwald aufgebaut, mitten im Raum plapperte ein kleiner Springbrunnen mit sich selber. Ich presste den Zeigefinger auf den Knopf mit dem Namenszug Winger und bald darauf hörte ich wieder ihre dunkle Stimme. Wir mussten nach ganz oben. So nah zum Himmel, wie es in diesem Teil der Stadt überhaupt möglich ist. Der Fahrstuhl summte und der Prof und ich stolperten in die Herrlichkeit hinein: ein High-Speed_Lift.
Pia Winger war wirklich eine Schönheit. So ungefähr das Schönste, was ich je gesehen hatte. Sie war in unserem Alter, hatte halblange dunkle Haare und fast schwarze Augen. Sie trug schwarze Leggings und ein gelbes T-Shirt, das Klein-My sicher gepasst hätte. Für Pia Winger war es streng genommen ein bisschen zu klein, aber das machte nichts, denn auf diese Weise konnte ihr kupferbrauner Nabel uns anlächeln.
»Kommt rein«, sagte sie. »Schön, dass ihr kommen konntet.« Ich will nicht übertreiben. Es war nicht die größte Butze, die ich je gesehen hatte. Aber die Wohnung war durchaus geräumig, um das mal so zu sagen. Im Wohnzimmer hätte man zum Beispiel problemlos Basketball spielen können. Hohe Glasfenster schauten auf eine große Terrasse und auf eine Aussicht, die mir fast den Atem nahm. Der Oslofjord in goldener Abendsonne. Weiße Segel und grüne Inseln.
Pia führte uns auf die Terrasse. »Möchtet ihr was trinken?«
»Ja, bitte«, sagte der Prof. »Für mich ein Gin Tonic, für meinen Kumpel ein Glas Wasser. Der muss heute nämlich fahren.«
Sie musterte uns unsicher.
»Zwei Cola«, sagte ich. »Falls vorhanden.«
Sie verschwand und wir glotzten.
»I don′t believe it«, sagte der Prof leise. Dann grinste er mich an: »Soll ich das übersetzen?«
Ich ignorierte diese Frechheit.
»Hier riecht′s nach Steuerhinterziehung, dass mir schon die Nasenlöcher brennen«, sagte er dann. »Ehrliche Menschen haben keine solche Aussicht.«
»Kannst du deine Vorurteile nicht für eine halbe Stunde an den Nagel hängen?«, fragte ich. »Oder zumindest, bis wir wissen, was sie von uns will?«
Der Prof hob beide Handflächen.
Hinter uns klirrten Eis und Gläser. Pia stellte die Getränke auf einen niedrigen Tisch. »Kommt, setzt euch.«
Das taten wir. Wir tranken einander zu und der Prof sagte Nettigkeiten über die Aussicht.
Pia nippte zweimal nervös an ihrem Glas O-Saft. »Ich habe Angst, irgendwer versucht meinen Vater fertig zu machen«, sagte sie. »Deshalb wollte ich mit euch sprechen.«
Oh Himmel, dachte ich. Noch eine, die an den Weihnachtsmann glaubt. Der Prof bedachte mich mit einem säuerlichen Grinsen. Na gut. Schließlich hatte ich uns diese Suppe eingebrockt.
Ich sagte: »Pia … wenn du aus irgendeinem Grund Angst um deinen Vater hast, dann musst du dich an die Bullerei wenden. Klar, der Prof und ich sind über den einen oder anderen Fall gestolpert und haben ihn auch auf irgendeine Weise aufklären können. Aber das hier ist kein Fernsehkrimi.« Ich zeigte mit dem rechten Zeigefinger auf mich selber. »Ich bin ein ganz normaler Typ von sechzehn Jahren, der sich auf ziemlich miese Prüfungsergebnisse vorbereitet. Verstehst du? Der Prof und ich sind keine Privatdetektive. Auch wenn die Boulevardpresse uns so darstellt.«
»Das weiß ich doch«, sagte sie leise. »Ich dachte nur …«
Der Prof erhob sich und ging pfeifend über die Terrasse.
»Kümmer dich nicht weiter um ihn«, sagte ich. »Der spielt manchmal gern den Mistkerl. Was macht dein Vater denn eigentlich?
Seefahrtsbranche?«
»Nein, Gastronomie. Ich glaube, er wird auf irgendeine Weise unter Druck gesetzt.«
»Warum glaubst du das?«
»Weil er sich in letzter Zeit total verändert hat.«
»Das hat mein Vater auch«, sagte ich. »Das liegt an der Hitze.«
Ihre Augen sprühten Funken. »Okay, Peter Pettersen! Wenn du mir nicht helfen willst, dann gut. Aber versuch ja nicht mich hier anzuscheißen. Das lass ich mir nämlich nicht gefallen.«
»′tschuldigung«, sagte ich. »Aber das mit der Bullerei habe ich wirklich so gemeint. An die musst du dich wenden.«
»Das ist einfach unmöglich. Mein Vater würde im Achteck springen.«
»Na gut. Aber du musst doch noch mehr erzählen können, als dass er sich in letzter Zeit verändert hat? Er hat doch sicher auch seine Launen, wie alle anderen. Hat er vielleicht Ärger im Job?«
Sie bedachte mich mit einem Blick, den ich bis in die Eier spürte. »Ich kapier das nicht«, sagte sie. »Hörst du mir jetzt zu oder hörst du mir jetzt nicht zu?«
»Natürlich hör ich dir zu«, sagte ich. »Aber …«
»Peter! Pia!«
Das war der Prof. Er stand in der Terrassenecke und beugte sich über ein riesiges Teleskop, das am Geländer festgeschraubt war.
Wir sprangen auf und stürzten zu ihm hinüber. Unten im Hafen strömten die Leute bei einem Cabincruiser der Megaklasse zusammen. Jemand schrie.
Der Prof drehte am Teleskop herum. »Da unten liegt eine Leiche im Wasser«, sagte er.

Ingvar Ambjørnsen
Ingvar Ambjørnsen wurde 1956 in Norwegen geboren. Nach einer kurzen Schulkarriere begannen lange, unruhige Jahre in den Randgruppen der Gesellschaft, seiner informellen Ausbildung zum Schriftsteller. Inzwischen gilt er nicht nur in Norwegen als erfolgreicher Autor. Seit 1985 lebt er in Hamburg und erhielt u. a. nach dem Hamburger Literaturstipendium 1986 das Literaturstipendium 1988 der Stadt Lübeck mit Stadtschreiberwohnung im Buddenbrook-Haus, darüber hinaus wurden seine »Elling«-Romane verfilmt.Zuletzt erschien von ihm der Roman »Die Nacht träumt vom Tag« im Hamburger Nautilus Verlag.
(C) Autorenfoto: Christine Poppe