
Die Rache vom Himmel
von
Ingvar Ambjørnsen
Seiten: (ca.) 133
Erscheinungsform: Neuausgabe
Erscheinungsdatum: 11.3.2014
ISBN: eBook 9783942822855
Format: ePUB und MOBI (ohne DRM)
Autor

Man soll nicht alles glauben, was in der Zeitung steht! Das ist Peter und seinem Freund Prof spätestens dann klar, als die Kulturjournaille Peters Hippievater als ernstzunehmenden Künstler betitelt. An den Berichten über den vermeintlichen Unfalltod eines Mädchens haben die beiden Hobbyschnüffler ebenfalls gehörige Zweifel – die durch die Begegnung mit einem besonders skurrilen Schreiberling noch verstärkt werden …
»Arbeitest du wirklich für die Lokalpresse?«, fragte ich.
»Sicher. Muss ja ab und zu auch mal in die Schule, aber vor allem sitze ich in der Redaktion. Oder bin draußen im Feld. Schreibe über alles Mögliche. Mein Spezialgebiet ist aber die Kriminalität.«
Der Prof erstickte ein breites Grinsen. »Gibt's denn in so einer Gegend so viel Kriminalität?«
»Aber sicher. Wenn du genau hinschaust!«
Das beschauliche Feriendomizil von Peter und dem Prof soll ein Hort des Verbrechens sein? Unmöglich, meinen die beiden – und sie müssen es wissen. Schließlich haben sie schon so manches kriminelle Schwergewicht zu Fall gebracht. Doch bald schon stellen die findigen Jungdetektive fest, dass Kråkenes’ Starreporter Harry Morgan recht hat. Ein mysteriöser Vorfall folgt dem nächsten: Das Mädchen Anita verschwindet auf hoher See, Peter und der Prof werden Zeuge eines Einbruchs und Anitas Vater wird übel mitgespielt. Auch wenn die beiden Spürnasen im Moment noch im Trüben fischen, ist eines jetzt schon klar: An Urlaub ist nicht mehr zu denken …
»Die Rache vom Himmel« ist der achte Band der Jugendkrimi-Reihe Peter und der Prof – eine Schlagzeile wert!
Aus dem Norwegischen übersetzt von Gabriele Haefs
Details
- Titel
- Die Rache vom Himmel
- Autor
- Ingvar Ambjørnsen
- Seiten
- 133
- Erscheinungsform
- Neuausgabe
- Preis (eBook)
- 5,99 EUR
- ISBN (eBook)
- 9783942822855
- Sprache
- Deutsch
Leseprobe
Die Rache vom Himmel
Ich wollte gerade dem größeren Kabeljau den Bauch aufschlitzen, als wir ein seltsames Geräusch hörten. Metall gegen Metall, schrill und scheußlich. Dann kam ein kurzer Knall, als sei irgendetwas mitten durchgebrochen.
»Was war das denn?« Der Prof blickte mich aufgeregt an.
»Keine Ahnung. Das kam irgendwo aus dem Hafen.«
In Richtung Pizzeria lagen dicht an dicht die Boote. Fischerboote, Fischkutter und einzelne Sportboote. Ein Wald aus Masten. Wir rannten von unserem Anleger weg und bewegten uns vorsichtig im Schatten von Lagerhäusern und Geräteschuppen am Kai entlang. Ab und zu blieben wir stehen und sahen uns die Boote an, die wir schon passiert hatten, aber in denen war nichts zu sehen und alles war ganz still.
»Vielleicht sind zwei Boote im Liegen gegeneinander gestoßen«, meinte ich.
»Sei nicht so blöd«, sagte der Prof. »Bei diesem Wetter? Das Wasser hier drinnen ist doch spiegelglatt.«
Und dann sahen wir es. Nicht weit von uns weg loderten zwei blauweiße Blitze auf, ich wartete auf den Knall der Explosion, aber der blieb aus.
»Das war auf dem großen Segler dahinten!«, sagte der Prof und rannte los.
Das Boot, das er meinte, war von der Sorte, von der gewöhnliche Sterbliche nur träumen können. Ein riesiger Segler aus Holz, mit zwei Masten. Als wir nahe genug gekommen waren, sahen wir, dass das Boot Marlene hieß und aus Lübeck kam.
»Was jetzt?«, fragte ich und schnappte nach Luft.
»Keine Ahnung. Wir können doch nicht einfach an Bord hüpfen.«
Wir gingen am Boot entlang. Blank poliertes Holz, funkelndes Messing und ordentlich aufgerollte Taue. Alles sauber und korrekt.
»Gehen wir zurück«, sagte ich. »Ehe wir uns total lächerlich machen. Außerdem fürchte ich, dass sich die Möwen unseren Fang sichern.«
»Gehen wir lieber in die Pizzeria und schlagen Alarm!«, sagte der Prof und streckte die Hand aus. »Sieh dir das da an!« Mit »das da« meinte der Prof die Tür zur Kajüte. Sie war aufgebrochen. Ursprünglich war sie mit einem Riegel mit Hängeschloss versehen, aber der Riegel war aus dem Holz gerissen worden und die Tür war jetzt angelehnt.
»Du bleibst hier«, flüsterte der Prof. »Ich laufe zur Pizzeria und sage Bescheid. Die müssen die Polizei holen.«
Ich nickte und zog mich wieder in den Schatten zurück. Besonders wohl fühlte ich mich nicht. Ich wusste ja nicht, wer sich da unten zu schaffen machte. Das Geräusch der Schritte des Prof verlor sich hinter mir in der Dunkelheit.
Und dann war es ganz still. Kein einziges Geräusch war zu hören, nur die Wellen, die gegen Bootsrumpf und Pier glucksten.
Eine oder zwei Minuten vergingen. Nichts. Oder? Doch! Etwas kratzte in meinem Ohrenschmalz. Das Geräusch von … vorsichtigen Schritten. Von hier aus konnte ich die aufgebrochene Kajütentür nicht sehen, aber wenn ich mich nicht sehr irrte, dann stammte das Geräusch von dort.
Langsam näherte ich mich dem Schiff wieder.
Und nun passierten zwei Dinge ungefähr gleichzeitig. Ich stolperte über eine Eisenstange und fiel voll auf die Nase, aber ehe ich den Beton knutschte, hörte ich noch, dass jemand an Land sprang und die Beine in die Hand nahm. Ich landete auf der rechten Schulter, es tat verdammt weh, aber rasch hatte ich mich wieder aufgerappelt. Doch, wie gesagt - nicht rasch genug. Als ich aufstand, sah ich gerade noch, wie ein dunkler Rücken um die Ecke eines Lagerhauses bog. Ich vergewisserte mich, dass meine Schulter noch an Ort und Stelle saß, und setzte aus blindem Instinkt dem Einbrecher hinterher.
Ich geriet in eine enge Gasse zwischen zwei Lagerhäusern und auch hier war es ziemlich dunkel. Außerdem standen überall blaue Heringstonnen, Stapel aus Holzkästen und allerlei Eisenkram herum, und deshalb kam ich nur mit Mühe weiter. Vor mir konnte ich eilige Schritte und ziemliches Geklapper hören, der Dieb schien auf seiner Flucht mit allem Möglichen zusammenzustoßen. Ich muss ja zugeben, dass ich mich beim Warten am Anleger ein bisschen gefürchtet hatte, aber jetzt brachten die Schmerzen in der Schulter mich in Wut und ich wollte mir diesen Mistkerl krallen, selbst wenn das meine letzte Tat in diesem Leben wäre. Das Laufen war hier schwierig, der pure Zickzacklauf. Ich schaffte es einfach nicht schneller, weil überall der Müll herumlag. Der Blick nach vorn war fast die ganze Zeit versperrt, es war das reine Labyrinth. Ich tröstete mich damit, dass es für den Dieb wohl kaum viel leichter sein konnte, aber das war doch ein magerer Trost. Vermutlich kannte er sich hier ja gut aus. Ich hatte es wohl kaum mit der internationalen Mafia zu tun. Vermutlich eher mit einem lokalen Kleinverbrecher mit Al-Capone-Ambitionen.
Ratlos blieb ich am Ende der Gasse stehen.

Ingvar Ambjørnsen
Ingvar Ambjørnsen wurde 1956 in Norwegen geboren. Nach einer kurzen Schulkarriere begannen lange, unruhige Jahre in den Randgruppen der Gesellschaft, seiner informellen Ausbildung zum Schriftsteller. Inzwischen gilt er nicht nur in Norwegen als erfolgreicher Autor. Seit 1985 lebt er in Hamburg und erhielt u. a. nach dem Hamburger Literaturstipendium 1986 das Literaturstipendium 1988 der Stadt Lübeck mit Stadtschreiberwohnung im Buddenbrook-Haus, darüber hinaus wurden seine »Elling«-Romane verfilmt.Zuletzt erschien von ihm der Roman »Die Nacht träumt vom Tag« im Hamburger Nautilus Verlag.
(C) Autorenfoto: Christine Poppe