
Die blauen Wölfe
von
Ingvar Ambjørnsen
Seiten: (ca.) 129
Erscheinungsform: Neuausgabe
Erscheinungsdatum: 31.1.2014
ISBN: eBook 9783942822824
Format: ePUB und MOBI (ohne DRM)
Autor

Dass die Tierquälerei der Pelzindustrie eine große Sauerei ist, steht für Peter und den Prof fest. Aus diesem Grund haben sie Verständnis für so manche illegale Aktion von Tierschützern. Als jedoch die radikalen »Blauen Wölfe« mit Mitgliedern ihrer Familien aneinandergeraten, machen sich die beiden Jungdetektive auf die Jagd nach dem Rudel.
»Was ist los?«, fragte Tante Edith ängstlich. »Stimmt etwas nicht?«
Ich riss dem Prof die Karte weg. Es war eine kurze, maschinengeschriebene Nachricht. Ich las laut vor: »DAS MIT DEM SALTO TUT UNS LEID!«
Die Karte war unterschrieben: »DIE BLAUEN WÖLFE«.
»Die Blauen Wölfe?« Tante Edith schien nur noch Bahnhof zu verstehen. »Das begreife ich nicht, da muss jemand sich einen Witz mit mir erlauben. Aber so schöne Rosen!«
Während sich die Tierschützer bei Profs pelztragender Tante Edith für das bei einem unsanften Zusammenstoß verpasste Veilchen mit einem Strauß Rosen entschuldigen, sucht Peter nach einer Erklärung für das merkwürdige Verhalten seines Vaters. Ist Rolf Pettersen etwa sein später und unverhoffter Künstlerruhm zu Kopf gestiegen? Wer ist die junge Frau, die immer öfter an seiner Seite zu sehen ist? Und wo besteht der Zusammenhang zu den »Wölfen«? In größter Sorge um die Ehe seiner Eltern scheut Peter keine Mühen, eine Antwort auf all diese Fragen zu finden.
»Die Blauen Wölfe« ist der fünfte Band der Jugendkrimi-Reihe Peter und der Prof – weg mit dem Schafspelz!
Aus dem Norwegischen übersetzt von Gabriele Haefs.
Details
- Titel
- Die blauen Wölfe
- Autor
- Ingvar Ambjørnsen
- Seiten
- 129
- Erscheinungsform
- Neuausgabe
- Preis (eBook)
- 5,99 EUR
- ISBN (eBook)
- 9783942822824
- Sprache
- Deutsch
Leseprobe
Die blauen Wölfe
Mitten in der Nacht wurde ich vom Telefon geweckt. Der Wecker auf meinem Nachttisch zeigte Viertel nach zwei. Ich hörte Vater fluchend durchs Wohnzimmer laufen, dann nahm er den Hörer.
»Ja, hier ist Rolf. Was? … Hör mal, das musst du dir abschminken … nein, jetzt hörst du mir mal zu!«
Lange Pause.
Dann war er wieder an der Reihe. »Na gut. Aber du rührst keinen Finger, ehe wir nicht darüber geredet haben. Ja … ja, dann ist das abgemacht.«
Er warf den Hörer auf die Gabel.
Dann hörte ich Mutters Stimme aus dem Schlafzimmer. »Aha.«
»Wieso aha?«, fragte Vater sauer. »Das war bloß Leffy, er sitzt in einer Kneipe im Zentrum und fühlt sich einsam.«
Er schloss die Schlafzimmertür, und deshalb erfuhr ich nicht, was Mutter zu Leffy und seiner Einsamkeit zu sagen hatte. Registrierte bloß, dass sie ihre Meinung in ziemlich großen Buchstaben vorbrachte.
Klein-My wurde wach und fing an zu heulen.
Ich schlief wieder ein.
Als ich am nächsten Tag aus der Schule nach Hause kam, war Mutter reichlich hektisch. Sie musste in einigen Stunden zur Arbeit, und sie glaubte, Vater hätte aus Versehen ihren Schlüssel mit ins Atelier genommen.
»Aha«, sagte ich. »Und da er im Atelier kein Telefon hat, bin ich wohl derjenige, der loslatschen und das verdammte Schlüsselbund eintreiben muss!«
»Wie schön, dass du das selber vorschlägst, Peter!«
»Vorschlag und Vorschlag …«
Aber es war gutes Wetter, und eigentlich hatte ich nichts gegen einen kleinen Abstecher ins Zentrum einzuwenden. Außerdem tischte Mutter zum Mittagessen Pfannkuchen auf, und deshalb hatte ich das Gefühl, auch etwas bringen zu müssen. Vor allem, wenn die Alternative darin bestand, zu Hause zu bleiben und auf Klein-My aufzupassen.
Es war inzwischen Oktober geworden, und die Bäume hatten schöne Farben. Gelb, braun und rot. Sogar hier in Oslo war die Luft klar, und ich hatte ein gutes Gefühl, als ich mich in die Straßenbahn setzte. Der Herbst ist immer schon meine Lieblingsjahreszeit gewesen. Warum weiß ich nicht, aber das war eben immer so. Ich dachte an die Sache mit den Blauen Wölfen und an Leute, die wirklich alles dransetzten, um den Tierquälern das Leben sauer zu machen. Und daran, dass sich zwischen mir und dem Prof vielleicht ein kleiner Konflikt zusammenbraute. Ich hoffte das aber wirklich nicht. Und im Grunde glaubte ich auch nicht daran. Beschloss, zu allem ja und amen zu sagen und so zu tun, als ob auch ich diese Typen aufspüren wollte. Aber wenn wir an sie herankämen, würde ich wohl das Handtuch werfen müssen. Und dann würde es in meiner Beziehung zum Prof knallen. Der Gedanke an diese Möglichkeit quälte mich ein bisschen, wenn auch nicht sehr. Ich konnte einfach nicht glauben, dass wir auf Schussweite an sie herankommen würden.
Das Haus, in dem Vater sein Atelier hatte, war ein großes altes Steinhaus im Parkveien. Im Erdgeschoss lagen ein kleines Restaurant und ein Eisenwarenhandel, der Rest der Hütte bestand aus normalen Wohnungen. Und natürlich aus Vaters Atelier. Die Treppe nach oben war schief und ziemlich dreckig. Es roch nach gebratenem Fleisch, und in einer Wohnung hörte ich ein Kind vor Wut heulen.
Die Tür zum Atelier war angelehnt. Auf einem kleinen Absatz hatten Vater und Leffy Pappe und Farbeimer und allen möglichen anderen Müll aufgestapelt.
Ich klopfte und ging hinein.
Als ich zuletzt hier gewesen war, war alles ein Chaos aus halb eingerissenen Wänden, Staub und Dreck gewesen. Jetzt musste ich einfach einen anerkennenden Pfiff ausstoßen. Die Dachfenster waren geputzt, sodass das Licht herein konnte. Und das ganze Zimmer war weiß gestrichen. Weiße Wände und weiße Decke. In einer Ecke des großen Raumes hatten sie zwei Sessel und einen wackligen Tisch sowie das Sofa aufgestellt, über das Leffy seine Witze gerissen hatte. Jetzt lag er selber darauf und schnarchte. Von Vater keine Spur.
Ich setzte mich in einen Sessel und hob einen Weinkorken vom Boden auf. Warf ihn in prachtvollem Bogen durch die Luft. Er traf Leffy genau zwischen den Augen und jagte ihn mit verwirrtem Schnaufen ins wache Dasein. Er setzte sich auf und sah sich angriffslustig um.
»Gute Arbeit«, sagte ich. »Und dabei haben Mutter und ich gedacht, ihr würdet euch hier bloß mit Bier volllaufen lassen.«
»Ach, du bist das, Peter. Ich habe gerade geträumt, ich wäre irgendwo auf einer Demo und jemand hätte mir einen Stein ins Gesicht geworfen.«
»War bloß ein Weinkorken. Und das Einzige, wogegen du jetzt demonstrieren kannst, ist Wachsein mitten am Tag. Wo steckt Vater?«

Ingvar Ambjørnsen
Ingvar Ambjørnsen wurde 1956 in Norwegen geboren. Nach einer kurzen Schulkarriere begannen lange, unruhige Jahre in den Randgruppen der Gesellschaft, seiner informellen Ausbildung zum Schriftsteller. Inzwischen gilt er nicht nur in Norwegen als erfolgreicher Autor. Seit 1985 lebt er in Hamburg und erhielt u. a. nach dem Hamburger Literaturstipendium 1986 das Literaturstipendium 1988 der Stadt Lübeck mit Stadtschreiberwohnung im Buddenbrook-Haus, darüber hinaus wurden seine »Elling«-Romane verfilmt.Zuletzt erschien von ihm der Roman »Die Nacht träumt vom Tag« im Hamburger Nautilus Verlag.
(C) Autorenfoto: Christine Poppe