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Im eBook lesen
Titel: Auch andere Mütter haben schöne Söhne

Auch andere Mütter haben schöne Söhne

von Maja Schulze-Lackner

Seiten: (ca.) 213
Erscheinungsform: Originalausgabe
Erscheinungsdatum: 1.3.2013
ISBN: eBook 9783942822343
Format: ePUB und MOBI (ohne DRM)

US$ 5,99

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Autor

Autor: Maja Schulze-Lackner
Maja Schulze-Lackner (Autor)
2 eBooks
Übersicht Leseprobe Autor

Was passiert, wenn der Ehemann plötzlich eine deutlich jüngere Geliebte hat, oder sogar einen Geliebten?
Kira und Vera, zwei Freundinnen aus München sind wie vom Blitz aus heiterem Himmel getroffen, als ihnen so etwas passiert. Die Situation wäre zum Verzweifeln, wären da nicht die Freunde, die ihnen zur Seite stehen. Da sind u.a. der oft sarkastische Bebe und der exzentrische François, die - manchmal bissig, immer aber tatkräftig und herzlich - alles dafür tun, dass es wieder aufwärts geht. Da ist Gila, die erfolgreiche Karrierefrau, die sich nach dem Mann ihres Lebens sehnt und dabei vergeblich gegen überflüssige Pfunde kämpft, da ist Tanja, die es niemals schafft, irgendwohin pünktlich zu kommen und Rolf der Hypochonder. Doch egal, wie extravagant und verrückt sie alle auch manchmal sein mögen, eins ist sicher: Sie sind Freunde fürs Leben, die zusammenhalten, egal was auch geschieht. Und in einer Sache sind sich alle einig: Kira ist die beste Linsensuppenköchin der Welt.

Temporeich, humorvoll und leichtfüßig führt Maja Schulze-Lackner ihre Leser durch die Irrungen und Wirrungen, die der Münchner Freundeskreis gemeinsam durchlebt, durchliebt und durchleidet. Und für alle, die mehr wollen als nur das Buch lesen, gibt es am Ende einige Rezepte der köstlichen Gerichte zum Nachkochen, mit denen Kira ihre Gäste bewirtet!

Details

Titel
Auch andere Mütter haben schöne Söhne
Autor
Maja Schulze-Lackner
Seiten
213
Erscheinungsform
Originalausgabe
Preis (eBook)
5,99 EUR
ISBN (eBook)
9783942822343
Sprache
Deutsch

Leseprobe

Maja Schulze-Lackner

Auch andere Mütter haben schöne Söhne

Roman

Originalausgabe

© 2013 bei Hey Publishing GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Zweite, überarbeitete Fassung

 

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig

 

Umschlaggestalltung: ZERO Werbeagentur, München

Umschlagabbildung: FinePic®, München

Autorenfoto: © Michael Doster

 

ISBN 978-3-942822-34-3

 

www.heypublishing.com

www.schulze-lackner.de

Für alle Frauen, die Ähnliches erlebt haben oder noch erleben werden ...

1

Das Telefon klingelte anhaltend. Kira brauchte einen Moment, um zu sich zu kommen.

»Meixner« meldete sie sich mit verschlafener Stimme.

»Hallo Kira, hier ist Liane. Bist du krank? Du klingst so komisch.«

»Nein.« Kira seufzte. »Ich bin kerngesund. Aber dieses Mistwetter hier schläfert mich regelrecht ein. Ich bin beim Lesen in einen Tiefschlaf gefallen.« Sie war jetzt hellwach. »Bist du mal wieder in München?«

»Gott bewahre! Im Februar zieht mich nun wirklich nichts in eure schöne Stadt. Ich bin in meinem Haus auf Mallorca. Wir haben hier wunderbares Wetter, 20 Grad im Schatten und die Mandelbäume beginnen bereits zu blühen.« Kira fröstelte. »Ich beneide dich. Hier ist es seit Monaten kalt und trüb. Ich hasse dieses Wetter.«

»Warum kommst du nicht mit Hannes für ein oder zwei Wochen her? Mein Haus ist, wie du weißt, groß genug. Ich würde mich wirklich sehr freuen.«

»Eine wunderbare Idee!« Kira war begeistert. »Ich werde das gleich mit Hannes besprechen. Sobald ich ihn erreicht habe, rufe ich dich zurück.«

Kira und Liane waren zusammen in die Schule gegangen und jahrelang eng befreundet gewesen. Dann hatte Liane einen Hamburger Kaufmann geheiratet und war für eine Weile aus Kiras Leben verschwunden. Ein paar Jahre später tauchte sie wieder in München auf. »Ich bin erfolgreich geschieden«, erzählte sie ihrer alten Freundin strahlend. »Dafür habe ich jetzt ein Traumhaus auf Malle und eine äußerst zufriedenstellende monatliche Apanage. Und einen tollen Liebhaber habe ich auch.« Die Liebhaber kamen und gingen in Lianes Leben, aber der Kontakt zu Kira blieb bestehen.

 

»Kann ich meinen Mann sprechen?« Kira hatte direkt nach dem Gespräch mit Liane versucht, Hannes in seinem Büro zu erreichen.

»Ihr Mann ist leider außer Haus. Er wollte noch etwas erledigen.« Die Stimme der Sekretärin klang unbeteiligt. »Er kommt auch nicht mehr herein. Für den Rest des Nachmittags hat er mir freigegeben.« Merkwürdig, dachte Kira, davon hat er mir gar nichts gesagt. Aber schon wieder klingelte das Telefon. Ihre Mutter war dran.

»Kirachen, ich muss dir etwas erzählen ...« In epischer Breite berichtete sie ihrer Tochter, was sie die letzten Tage alles erlebt hatte, sodass Kira vergaß, weiter über Hannes nachzudenken.

»Mama, wir blockieren die Leitung«, versuchte sie nach einer Weile den Redefluss ihrer Mutter zu bremsen. »Liane hat uns nach Mallorca eingeladen und ich wollte gerade versuchen, Hannes zu erreichen, um das mit ihm zu besprechen.«

»Hat das nicht Zeit, bis er nach Hause kommt?« Inge Cardow war leicht verstimmt. »Ich hab dir noch so viel zu erzählen.«

»Später Mama. Ich rufe dich zurück.« Kira hängte ein und wählte erneut Hannes Nummer, doch sie konnte ihn nicht erreichen und sein Handy war abgestellt. Nur die Mailbox bat freundlich um eine Nachricht. Nach ein paar Versuchen gab Kira es auf. Sie machte sich einen Tee und begann wieder zu lesen.

Es war fast acht Uhr, als Hannes nach Hause kam. »Wo warst du denn bloß solange«, fragte Kira erstaunt. »Ich warte schon seit einer Stunde mit dem Abendessen auf dich. Und ich habe mehrmals versucht, dich zu erreichen, aber im Büro warst du nicht und dein Handy war abgestellt.« Ihre Stimme klang jetzt ein wenig ärgerlich. »Ich habe einen neuen Kunden getroffen«, sagte er. »Er wollte mich gar nicht gehen lassen. Du weißt doch, wie so was ist. Und was gibt es überhaupt so Wichtiges?«

Kira hatte keine Ahnung‚ wie »sowas ist«, das hörte sie heute zum ersten Mal von ihrem Mann. Aber im Moment interessierte es sie auch nicht.

»Liane hat angerufen«, sagte sie aufgeregt. »Sie ist in Malle und hat uns eingeladen sie zu besuchen. Was hältst du davon?« Sie sah ihren Mann gespannt an. »Es ist dort ein Traumwetter, 20 Grad ... Wenn ich nur daran denke, wird mir warm.« Hannes schüttelte den Kopf. »Ganz unmöglich! Ich kann hier nicht weg.«

»Wieso kannst du nicht weg? Seit Wochen meckerst du über das Sauwetter hier. Was ist los mit dir?« Sie war maßlos enttäuscht.

»Ich habe im Geschäft wahnsinnig viel zu tun ... der neue Kunde ...«

Kira lachte jetzt schallend. »Sag mal, willst du mich auf den Arm nehmen? Das ist ja ganz was Neues. Deine Firma läuft doch seit Jahren quasi wie von selbst.«

»Die Zeiten haben sich eben geändert.« Sein Ton nahm an Schärfe zu und trieb Kira die Tränen in die Augen. »Ich hatte mich schon so gefreut ... kannst du nicht doch ...?«

»Warum fliegst du nicht allein?« Hannes Stimme klang jetzt etwas versöhnlicher. »Mit Liane, dem verrückten Huhn, wirst du dich bestimmt nicht langweilen.«

»Ja, du hast Recht. Liane und ich werden auch ohne dich unseren Spaß haben. Gleich morgen früh versuche ich, einen Flug zu buchen.« Dennoch war Kira verstimmt.

 

Zwei Tage später lag sie in einem Liegestuhl in Lianes Garten auf Mallorca, umgeben von leuchtend gelben Mimosensträuchern und Magnolienbäumen mit großen weiß-rosa Blüten. Die Sonne strahlte von einem stahlblauen Himmel und unterhalb des Hauses im Hafen von Puerto Andratx schaukelten unzählige weiße Jachten auf dem leicht unruhigen Meer. Zwischen ihren beiden Liegen stand ein Tischchen mit eisgekühltem Rose und einem Tablett mit köstlichen Tapas, den spanischen Vorspeisen, die es dort in jeder Bar zu kaufen gibt.

»Wieso ist Hannes nicht mitgekommen?« fragte Liane nach einer Weile. »Stimmt etwas nicht?« Kira sah sie leicht irritiert an.

»Wie meinst du das, was soll denn nicht stimmen? Hannes hat einfach wahnsinnig viel zu tun.«

»Das ist ja ganz was Neues!« Liane lachte »Ich habe noch nie gehört, dass dein Mann sich überarbeitet hätte.« Sie prostete ihrer Freundin zu. »Ich finde es ehrlich gesagt wunderbar, dass wir mal für eine Weile allein sind, ich meine ohne Mann. Irgendwie muss man doch immer auf die Kerle Rücksicht nehmen.« Nun musste auch Kira lachen. »Da hast du Recht. Prost! Und danke für die wunderbare Einladung. Glaube mir, ich werde es genießen.«

Kira und Hannes telefonierten regelmäßig. Die Gespräche waren immer kurz, denn Hannes war kein Freund von langen Telefonaten. Man sprach über Belanglosigkeiten. Ein Föhneinbruch hatte den Münchnern ein paar Tage Frühling vorgegaukelt und Hannes litt unter starken Kopfschmerzen. Einmal hatte er sich kurz mit seinem Freund Uwe getroffen. »Ihm geht es gut, er hat viel zu tun, wie immer«, erzählte er. Sonst hatte er nichts zu berichten. Aber wenn Kira fragte, ob sie nach Hause kommen solle, lachte er nur. »Bleib ruhig noch ein bisschen«, sagte er dann immer, »es scheint dir ja gut zu gefallen.« Kira dachte sich nichts dabei.

Die Tage plätscherten dahin. Sie fuhren über die Insel, die Mandelbäume waren jetzt in voller Blüte, sie aßen Tapas in einer Bar, tranken dazu Weißwein oder Rose und ab und an besuchten sie Freunde von Liane. Aber am liebsten blieb Kira in dem blühenden Garten, las oder redete mit ihrer Freundin. Sie genoss die Zeit in vollen Zügen.

Nach zehn Tagen sagte sie beim morgendlichen Frühstück:

»Ich muss ja wohl irgendwann mal wieder nach Hause. Noch nie habe ich Hannes solange allein gelassen.«

»Offensichtlich scheint ihn das ja nicht zu stören«, bemerkte Liane trocken, »und ich behalte dich gern noch eine Weile hier. Übrigens ist übermorgen in meinem Golfclub ein sehr lustiges Turnier. Vorher kannst du auf keinen Fall abreisen. Ich habe uns nämlich schon angemeldet.« Kira sah sie entsetzt an.

»Oh nein! Ich habe seit Monaten keinen Schläger in der Hand gehabt. Ich werde keinen Ball treffen und womöglich den Bubipreis für das schlechteste Ergebnis bekommen.« Sie verdrehte die Augen. »Und außerdem dauert ein Turnier fünf, wenn nicht sogar sechs Stunden und das mit irgendwelchen fremden Menschen ... bitte Liane, tu mir das nicht an.«

»Also erstens, einen Bubipreis gibt es hier nicht und bei deinem Handicap besteht die Gefahr sowieso nicht. Zweitens sind wir in einem Flight mit dem verrückten Kurt, du hast ihn kürzlich kennen gelernt, und mit dessen Freund Tom Falkenstein. Das ist ein toller Typ, sag ich dir! Er ist Chefredakteur einer Münchner Zeitung. Er wird dir gefallen.«

»Ich bin nicht interessiert an tollen Typen.« Kira war sichtlich genervt. »Außerdem habe ich keine Golfschläger dabei und keine Schuhe und überhaupt ...«

»Kannst du alles von mir haben«, war Lianes lapidare Antwort.

»Also gut, wenn du meinst …« Kira war absolut nicht begeistert.

 

»Na, bedauerst du immer noch, das Turnier mitgespielt zu haben?« fragte Liane ihre Freundin, als sie abends bei einem Glas Rotwein vor dem brennenden Kamin saßen. »Ich hatte den Eindruck, dieser Tom hat dir nicht übel gefallen.« Sie kicherte. »Also ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen!«

»Also Liane ...« Kira schnaubte mit gespielter Empörung. »Er ist nett, wirklich und wie du sagst ein toller Typ. Aber ich bin da nicht gefährdet.« Sie nahm einen Schluck Wein. »Übrigens, als ich ihm erzählt habe, dass ich Journalistin bin, hat er mir spontan angeboten, bei seiner Zeitung als freie Mitarbeiterin zu arbeiten.«

»Na super!« Liane schlug sich vor Begeisterung auf die Schenkel. »Das ist dann wohl der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.« Sie nahm noch einen kräftigen Schluck von ihrem Wein, »oder vielleicht auch noch von etwas mehr.«

»Du spinnst ja«, sagte Kira trocken.

2

Seit einigen Monaten arbeitete Kira nun als freie Mitarbeiterin für Tom Falkenstein. Er war, seitdem er sie das erste Mal gesehen hatte, hoffnungslos in sie verliebt. Obwohl zehn Jahre älter als er, verkörperte sie alles, was er sich unter einer Traumfrau vorstellte. Sie war nicht schön im herkömmlichen Sinne. Aber alles zusammen, ihre große schlanke Figur, die ungebändigten roten Locken, die grünen Augen und ihr ungeheurer Mutterwitz, machte sie für ihn unwiderstehlich. Und sportlich war sie auch noch. Ihr perfektes Golfspiel hatte ihn zusätzlich tief beeindruckt.

Aber alle seine Versuche, mit ihr zu flirten, waren fehlgeschlagen.

»Lass es Tom«, hatte sie ihm unmissverständlich erklärt, »ich bin glücklich mit Hannes. Eine Affäre mit dir wäre nur vorprogrammierter Kummer und würde meine heile Welt ins Wanken bringen.« Aber ein bisschen geschmeichelt fühlte sie sich schon. Tom war der Schwarm aller weiblichen Redaktionsmitglieder. Auch ihre Freundin Gila war ganz verrückt nach ihm. Seine Freundinnen wechselten ständig. Mit den hübschesten Mädchen tauchte er auf, aber bei keiner schien er sich festlegen zu wollten.

Er war nur wenig größer als sie, kräftig, ohne ein Gramm Fett zu viel, und sein jungenhafter Charme machte ihn wirklich fast unwiderstehlich. »Aber nur fast«, wie sie ihrer besten Freundin Vera glaubwürdig versichert hatte.

Kira atmete erleichtert auf. Eben hatte sie den letzten Satz ihres Interviews mit Kurt Schneider, einem aufstrebenden Kommunalpolitiker in den Computer getippt und an die Redaktion gemailt. Gott war dieser Mensch mühsam gewesen! Jedes Wort hatte sie ihm aus der Nase ziehen müssen. Sie hatte alle Register ihres Charmes gezogen. Umsonst! Bei Gelegenheit musste sie ihre Freunde Bebe und François fragen, ob er vielleicht schwul sei. Immer bekam sie die schwierigsten Interviewpartner.

»Kann nicht jemand anders diesen Typen interviewen und ich übernehme dafür George Clooney?«, hatte sie Tom gefragt. Aber der hatte nur gelacht.

»Ich will auf keinen Fall deine glückliche Ehe gefährden. Womöglich brennst du mit dem Kerl durch und was mache ich dann?« Kira musste lachen. Er konnte es einfach nicht lassen!

 

Kira hatte sich mit einem Vodka-Tonic in ihren Lieblingssessel gekuschelt. Es war sechs Uhr nachmittags. Der Himmel war wolkenverhangen und es hatte zu nieseln begonnen. Obwohl erst Mitte Oktober, waren die Baumkronen gegenüber ihrer Wohnung schon fast ohne Laub. Der feuchte Wind, der gegen die hohen Fenster ihrer Altbauwohnung peitschte, ließ sie frösteln.

Es ist ja schon wie im November, dachte sie. Es war der Monat, den sie am meisten hasste. Alle Tragödien in ihrem Leben waren im November passiert. Der Tod ihrer geliebten Großmutter, der schreckliche Unfall ihres kleinen Bruders Florian und Hannes Blinddarmdurchbruch, der ihm fast das Leben gekostet hatte.

Sie wartete auf Hannes. Heute war ihr Hochzeitstag. Mal sehen, was er sich diesmal ausgedacht hatte. Mit den verrücktesten Sachen hatte er sie schon überrascht. Ob er das letzte Jahr diesmal wohl noch toppen würde? Er hatte sie gebeten, ihn vom Flughafen abzuholen. Dort erwartete er sie mit zweiundzwanzig roten Rosen und zwei first-class Tickets nach New York. Abflug in einer Stunde! Ihr Einwand, dass sie nicht einmal eine Zahnbürste dabei habe, tat er mit den Worten ab: »Alles was du brauchst, kaufen wir in Amerika.«

Eine ganze Woche hatten sie dort verbracht. Wie ein zweiter Honeymoon war es gewesen. Hannes hatte eine Suite im Hotel Pierre gebucht mit dem Blick auf den Centralpark. Es regnete, als sie am Kennedyairport landeten. Ein eisiger Wind blies durch die Häuserschluchten. Während ihrer Fahrt nach Manhattan in die 5th Avenue sah Kira, wie die Menschen mit ihren Schirmen gegen den Wind ankämpften. Wehmütig dachte sie an ihren neuen Trenchcoat, den sie für schrecklich viel Geld gerade bei Burberry gekauft hatte und der noch mit Preisschild zuhause im Schrank hing.

Es regnete zwei volle Tage und in dieser Zeit verließen sie nicht einmal das Hotelzimmer. Sie liebten sich, immer wieder. Es war, als würden sie sich neu entdecken. Der Zimmerservice versorgte sie mit den köstlichsten Speisen aus der Hotelküche und die Minibar wurde ständig mit Champagner aufgefüllt. Kira war im siebten Himmel.

Als sie am dritten Morgen die Vorhänge öffnete, strahlte die Sonne von einem wolkenlosen, azurblauen Himmel. Der Wetterkanal verkündete eine Tagestemperatur von 80 Grad Fahrenheit. »Das ist warm«, hatte Hannes gesagt, »18 Grad Celsius, und es soll die ganze Woche so bleiben.«

»Lass uns sofort rausgehen«, rief Kira ganz aufgeregt, »und in einem Coffeeshop frühstücken.«

»Und dann gehen wir einkaufen«, hatte Hannes ihr nachgerufen, als sie im Bad verschwand und gleich darauf den Concierge gebeten, zum Lunch einen Tisch im Genouille, einem der In-Lokale New Yorks, zu reservieren.

Die Woche war wie im Flug vergangen. Kira verfiel in regelrechte Kaufräusche. Bloomingdales, Henry Bendell, Sax Fifth Avenue und Bergdorf Goodman, all die eleganten Kaufhäuser mit ihren fantastischen Angeboten an Kleidern, Schuhen und Kosmetik hatten sie tagsüber durchstreift. Einige Male war Hannes mitgegangen, hatte ohne Murren seine Kreditkarte gezogen und die unzähligen Tüten ins Hotel geschleppt. Als sie aber einen alten Studienfreund von Hannes trafen, der ihn in seinen Club zum Squash einlud, ließ Kira ihn mit Freuden gehen. »Ich bin dir nicht böse«, lachte sie, als sie sein etwas schlechtes Gewissen bemerkte, »ich komme schon allein zurecht. Du weißt doch, was meine Freundin Rosemarie immer sagt. ‘Ich brauche keinen Mann, ich brauche nur seine Kreditkarte.’« Abends gingen sie entweder ins Theater oder in ein Musical, dann zum Essen in eines der angesagten Restaurants, um danach todmüde ins Bett zu fallen.

Als sie eine Woche später total erschöpft im Flieger nach München saßen, nahm Kira Hannes Hand. »Ich danke dir«, sagte sie strahlend, »das war das schönste Geschenk, was du mir machen konntest. Ich liebe dich.« Dann war sie eingeschlafen. Erst als die freundliche Stimme der Stewardess den Landeanflug auf München ankündigte, war sie wieder aufgewacht. Sie fühlte sich taufrisch und ausgeruht ganz im Gegensatz zu Hannes, der wie immer im Flugzeug kein Auge zugemacht hatte und dementsprechend gelaunt war.

Kira musste lächeln und nahm einen Schluck von ihrem Drink. Ihre Gedanken begannen weiter in die Vergangenheit zu schweifen. Bilder tauchten auf, wie sie vor dreiundzwanzig Jahren, gerade mal zweiundzwanzig, Hannes Meixner, den Erben des Meixner-Verlages, kennengelernt hatte. Sie war Volontärin beim »Abendblatt.« Die Zeitung machte eine Serie über junge Erben und für Kira war es das erste Interview. Schrecklich aufgeregt war sie gewesen. Sie kannte Hannes Meixner von Fotos aus den Klatschspalten. Er sah toll aus. Als sie ihm gegenüberstand, war es augenblicklich um sie geschehen. Einen Meter Neunzig groß, blonde Locken und blitzend blaue Augen. Was für ein Mann!

»Er ist der lebendige Adonis«, hatte sie ihrer Mutter noch am gleichen Abend erzählt. Und auch Hannes hatte sich sofort in sie verliebt. Für Beide war es Liebe auf den ersten Blick.

Ein paar Monate später hatten sie zum Entsetzen von Kiras Mutter geheiratet. »Findest du das nicht ein bisschen übereilt?«, hatte diese versucht zu intervenieren, »andere Mütter haben auch schöne Söhne.« Aber Kira war mit nichts von dieser Ehe abzubringen und ‘mit Recht’, wie ihre Mutter nach einigen Jahren einsichtsvoll bemerkte.

Hannes hatte erfolgreich den Verlag seines Vaters weitergeführt. Er druckte Stadtpläne, Landkarten und Fachbücher, ein krisensicheres Geschäft, das ihnen ein äußerst angenehmes Auskommen sicherte und Hannes vor Überarbeitung und allzu großem Stress bewahrte. Die erste Zeit war ein einziger Honeymoon gewesen, und als nach drei Jahren ihre Tochter geboren wurde, war ihr Glück vollkommen. Sophie war jetzt zwanzig, studierte in der Schweiz und steckte gerade im Examensstress.

»Mein Gott, ich wollte sie heute anrufen«, dachte Kira, als das Klingeln des Telefons sie aus ihren Träumen riss. Es musste Hannes sein. Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass es bereits acht war.

»Hallo, Kira, wie geht's?« Es war Vera, ihre beste Freundin.

»Danke, ganz gut. Ich hab heute endlich den Artikel über Schneider, du weißt schon DEN Schneider, fertig. Meine Güte, das war mühsam. Der Kerl hat nichts Privates rausgelassen. Ich musste mir wieder was aus den Fingern saugen, du kennst das ja. Und jetzt warte ich auf Hannes. Er müsste schon längst hier sein. Du weißt, wir haben heute Hochzeitstag. Ich bin gespannt, was er sich hat einfallen lassen.«

»Was, Hannes ist noch nicht da?« Vera war erstaunt. »Er kommt doch sonst immer früher.«

Hannes neigte nicht dazu, sich zu überarbeiten.

»Ja, aber seit einiger Zeit geht er nach dem Büro ins Fitness.« Kira lachte. »Ich fürchte, ich habe ihn mit meinen Bemerkungen über Toms Waschbrettbauch auf diese Idee gebracht. Er ist ja geradezu davon besessen. Und Bier trinkt er auch kaum noch, direkt ungemütlich ist er geworden.«

»Abgenommen hat er, ja … und irgendwie kam er mir vorgestern gestresst vor. Stimmt etwas nicht?« Vera klang beunruhigt.

 

Wie jeden Dienstag hatten sie sich im Dreieck, ihrer Stammkneipe, getroffen. Hannes kam viel zu spät, wirkte abgehetzt und fahrig und murmelte etwas von Fitness und grauenhaftem Verkehr. Aber niemanden schien das aufzufallen. Kira war damit beschäftigt, Toms Avancen abzuwimmeln und ihre gemeinsame Freundin Gila Bronstett, eine fünfunddreißigjährige Eventmanagerin, war wie immer intensiv bemüht, Toms Aufmerksamkeit zu erregen. Sie war durchschnittlich hübsch, aber mit wenigen Mitteln schaffte sie es, hinreißend auszusehen, obwohl sie immer einige Kilo zu viel wog. So erfolgreich sie im Beruf auch sein mochte, so unglücklich waren ihre Bemühungen, einen Mann zu finden. Immer verliebte sie sich in den Falschen und wenn sie von einem neuen Objekt ihrer Begierde berichtete und der Satz kam: »An dem könnte ich mich todleiden«, war allen klar, dass das wieder schiefgehen würde. Ihre Mutter hatte sich immer einen Arzt oder Manager als Schwiegersohn gewünscht. Inzwischen wäre sie mit jedem Mann zufrieden, der einen Pulsschlag hat. »Deine biologische Uhr tickt, Kind!«, war ihre ständige Rede. Gila konnte es schon nicht mehr hören.

»Hannes ist seit einigen Monaten so anders«, hatte Vera zu Uwe am nächsten Tag gesagt, »hat er irgendwas?«

»Was soll er denn haben? Jeder hat mal einen schlechten Tag. Du weißt doch, er ist manchmal ein bisschen schwierig. Du machst dir immer zu viele Gedanken. Komm, lass uns weitermachen, die Pläne müssen raus.« Uwe hatte Recht. Immer machte sie sich zu viele Sorgen um andere. Sie begann sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

Uwe Münch hatte ein gut gehendes Architekturbüro und Vera, eine gelernte technische Zeichnerin, war seine rechte Hand. Sie waren die besten Freunde von Kira und Hannes, man sah sich regelmäßig, verbrachte fast alle Urlaube zusammen und hatte keinerlei Geheimnisse voreinander.

Hannes und Uwe waren Nachbarskinder, hatten zusammen erst die Volksschule und dann das Gymnasium besucht und danach beide in München studiert. Als Kira und Hannes heirateten, war Uwe Trauzeuge, und bei seiner eigenen Hochzeit mit Vera natürlich Hannes bei ihm. Kira und Vera wurden bald die besten Freundinnen.

Vera war auf eine eigenwillige Art schön. Sie war sehr schlank, »viel zu dünn«, wie Uwe meinte, mittelgroß mit schrägen, graugrün gesprenkelten Augen und halblangen blonden Haaren, die sie meistens achtlos hinten zu einem Pferdeschwanz zusammen band. Sie benutzte kaum Make-up, aber wenn sie sich ein wenig Mühe gab, zum Frisör ging und mal etwas schminkte, konnte sie hinreißend aussehen. Uwe dagegen bemerkte man überhaupt erst dann, wenn er anfing zu sprechen. Er war nicht sehr groß, sein Haar begann sich bereits zu lichten und Vera versuchte mit fettarmer Kost, die er verabscheute, seinen Bauchansatz zu bekämpfen. Aber wenn er redete, vergaß man alle seine körperlichen Unzulänglichkeiten. Seine tiefe, sonore Stimme, sein Witz und sein umwerfender Charme zogen jeden sofort in seinen Bann.

Vera liebte ihn bedingungslos. Sie hatten keine Kinder. Uwe wollte keine. »Kinder sind genetisches Roulett«, pflegte er ständig zu sagen und Vera hatte sich, wie immer, gefügt. Auch als er sie am Tag ihrer Hochzeit, zwei Stunden vor dem Termin am Standesamt, zum Rechtsanwalt schleppte und einen Ehevertrag unterschreiben ließ, hatte sie kaum aufgemuckt. »Wozu denn einen Ehevertrag?«, hatte sie irritiert gefragt und dann mit einem kurzen Aufflackern von Empörung noch gesagt: »Denkst du denn heute schon an Scheidung?« Er hatte sie beschwichtigt. »Wenn wir mal in finanziellen Schwierigkeiten sind, ich meine, mit der Firma, dann bist du nicht in der Haftung.« Das hatte sie geglaubt und später gar nicht mehr daran gedacht. Irgendwann hatte sie es Kira erzählt. Die war empört. »Musst du dir denn alles gefallen lassen?« Sie war völlig außer sich. »Du schuftest in seiner Firma, bekommst kein Gehalt und hast keinerlei Altersversorgung. Was ist, wenn er dich irgendwann mal sitzen lässt?« Vera hatte ihre Freundin fassungslos angesehen.

»Wie kannst du etwas Derartiges überhaupt nur denken?«

»Nun, so was soll vorkommen!« Dann wechselte sie das Thema. Zu ändern war sowieso nichts mehr. Und Hannes hatte gemeint, sie solle sich nicht so aufregen, das ginge sie doch wohl gar nichts an!

 

Kira wurde nun langsam unruhig. Das war gar nicht Hannes Art! Ein Blick auf die Wanduhr sagte ihr, dass es schon nach neun war. Sie redete mit Vera noch kurz über Rolf, der wieder mal an einer eingebildeten Krankheit litt und alle angerufen und auf sein baldiges Ableben vorbereitet hatte. Er tat das seit Jahren und wurde natürlich von niemanden mehr ernst genommen.

»Wie kann jemand mit so viel Geld sein Leben so vertun. Wenigstens hat er seinen Hund, der sich alles geduldig anhört. Und natürlich Tanja.« Sie wechselten noch ein paar Sätze über dies und das, stundenlang konnten sie das, aber Kira fing nun doch an, besorgt zu werden. Sie wollte versuchen, Hannes auf seinem Handy zu erreichen.

Hannes Handy war abgestellt. Wo war er bloß? Kira hatte bereits ihren dritten Wodka-Tonic geleert. Inzwischen war es halb elf und ihre Angst war in Wut umgeschlagen. Wenn ihm etwas passiert wäre, hätte die Polizei sie längst benachrichtigt. Hannes ging nie ohne Papiere aus dem Haus. Also hatte er ihren Hochzeitstag vergessen. Was fiel ihm bloß ein. Das war noch nie vorgekommen!

Sie wählte die Nummer von Bebe und François, ihren schwulen Freunden.

»Hallo«, François war am Apparat. »Kira-Schätzchen, wie schön von dir zu hören.«

»François«, schluchzte sie, »Hannes ist nicht nach Hause gekommen, das hat er noch nie gemacht, und heute ist unser Hochzeitstag! Ich warte schon seit Stunden auf ihn.« Sie konnte nicht weitersprechen. Nun war Bebe am Apparat.

»Du kommst jetzt sofort rüber, und wir reden miteinander, der Champagner steht schon kalt.« Bebe und François wohnten in der Tengstraße, fünf Minuten zu Fuß von Kira entfernt, in einer eleganten, dreihundert Quadratmeter großen Altbauwohnung. Bebe hatte einen exquisiten Geschmack. Auf den dunklen Holzfußböden lagen kostbare chinesische Teppiche. Die Polstermöbel waren bis auf zwei große antike, mit Leopardenfell bespannte Sessel, alle weiß bezogen. An den farbig lackierten Wänden hingen Alte Meister und die Decken waren mit weißem Stuck verziert. Überall standen große chinesischen Vasen voller frischer Blumen. Kira zögerte. Sollte sie nicht doch auf Hannes warten?

»Also kommst du, oder soll ich dich holen?«, fragte Bebe ungeduldig.

»Ich bin gleich da.« Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Nase zu pudern. Bebe und François war ihr Aussehen bestimmt egal und ihr in diesem Moment auch.

»Was machen wir bloß?«, François rang die Hände. »Ich hätte es ihr längst sagen sollen. Oh Gott oh Gott, das arme Kirachen.« Er lief aufgeregt in dem riesigen Salon auf und ab, nur sein goldbestickter marokkanischer Kaftan hielt ihn davon ab, zu rennen. Beide trugen abends immer diese dramatischen Gewänder. Bebe, weil er fand, dass sie ihm eine ungeheure Würde verliehen und François, der, klein und zur Fülle neigend, endlich seinen Bauch herausstrecken konnte. Den ganzen Tag in seinem Frisörsalon zog er ihn, so gut es ging, ein und versuchte so schlank wie möglich auszusehen, aber abends bei Bebe musste er das nun wirklich nicht mehr! Seit zwanzig Jahren lebten sie schon zusammen. Bernhard von Bergheim, von allen Bebe genannt, inzwischen Anfang sechzig, war schon damals als anerkannter Designer für Kosmetik und Parfumverpackung zu einigem Wohlstand gekommen. Er stammte aus einer angesehenen Familie in Norddeutschland. Als einziges Kind hatte er zudem von seinen inzwischen verstorbenen Eltern ein beträchtliches Vermögen geerbt. Er hatte es geschafft, sie ein Leben lang in dem Glauben zu wiegen, dass er wegen einer unglücklichen Liebe in seiner Jugend für immer der Ehe abgeschworen hatte. »Hinterlader«, wurden Schwule von seinem Vater, einem pensionierten Offizier, genannt. Unvorstellbar, so was in seiner Familie zu haben! Seine Mutter, eine weltoffene, fröhliche Frau, hätte die Wahrheit sicher verkraftet. Sie vergötterte ihren schönen, einzigen Sohn. Aber für seinen Vater wäre die Wahrheit einer nationalen Katastrophe gleichgekommen. Bebe, der seine Eltern sehr liebte, wollte ihnen das ersparen. Bei seinen seltenen Besuchen zu Hause hatte er manchmal eine Freundin mitgenommen. Einmal war es Tanja, die aber keinen besonders guten Eindruck hinterlassen hatte. Ihr ständiges Zuspätkommen bei den Mahlzeiten war bei seinem Vater auf Unmut gestoßen und seine Mutter fand ihre Aufmachung etwas zu ‘laut’. Kira dagegen wurde von Beiden sofort ins Herz geschlossen und bis zu ihrem Tod gaben sie die Hoffnung nicht auf, dass Bebe sich doch zu einer Heirat mit ihr entschließen würde.

Bebe war groß, fast ein Meter Neunzig und schlank, was ihn einige Mühe kostete, vor allem, als er älter wurde. Er aß für sein Leben gern! Seine schwarzen, glatt nach hinten gekämmten Haare waren mit grauen Strähnen versetzt und seine dunklen, von einem Netz feiner Fältchen umgebenen Augen blickten immer leicht spöttisch, bisweilen auch arrogant. Er schien niemanden und nichts richtig ernst zu nehmen. Die etwas zu große Nase verlieh ihm das Flair eines spanischen Granden. Er war immer leicht gebräunt. Einmal wöchentlich ging er auf die Sonnenbank. »Ich will schließlich nicht aussehen wie ein Aspirin«, erklärte er seinen Freunden. Er hatte einen beißenden Humor, nicht selten ohne Bösartigkeit, vor dem er auch seine Freunde nicht verschonte. Er schaffte es, jeden, aber auch jeden, mit seinen bissigen Bemerkungen an den Rand der Verzweiflung zu bringen. Aber seine Bildung und sein Witz machten ihn zu einem großartigen Unterhalter und seine Geschichten waren geschmückt mit Aphorismen von Oscar Wilde und Stanislav Lec.

Auf einem Tuntenball in der Grünen Gans hatte er Franz Hintermoos kennengelernt. Franz hatte gerade seine Gesellenprüfung als Frisör gemacht und war aus dem Bayerischen Wald, wo seine Eltern einen Bauernhof besaßen, nach München gekommen, um sein Glück zu machen. Er war das ganze Gegenteil von Bebe. Nur einen Meter Siebzig groß und zur Fülle neigend, kämpfte er ständig gegen seine fünf Kilo Übergewicht. Er war bienenfleißig und durch sein sonniges Wesen bei allen beliebt.

Seit diesem Abend hatten sie sich nicht mehr getrennt. Bebe hatte Franz in François umgetauft und ihm das Startkapital für einen Salon gegeben. ‘Chez François’ war nun schon seit Jahren DER Salon der Stadt und Alles, was Rang und Namen hatte, wurde von François und seinem Team gestylt. Francois war nicht nur Frisör, er war auch Therapeut. Sein oberstes Gebot war, sich alles anzuhören und niemanden (natürlich außer Bebe!) etwas weiter zu erzählen. Alle Tragödien seiner prominenten Kundinnen hatte er miterlebt, sie getröstet und mit einer schicken neuen Frisur und einigen modischen Ratschlägen aufgebaut. Und sein Rat: »Nimm dir einen Liebhaber, auch andere Mütter haben schöne Söhne«, wurde gern und oft befolgt. Das alles perlte mehr oder weniger an ihm ab. Aber wenn es die ‘Familie’ betraf, wie in diesem Fall Kira und Hannes, nahm es ihn ungeheuer mit. Sie waren eng miteinander befreundet, sahen sich mindestens einmal in der Woche und telefonierten fast täglich.

Wenn Hannes auf Geschäftsreise war oder keine Lust hatte, auszugehen, schleppten sie Kira überall mit hin. Sie fanden sie einfach hinreißend. Sie liebten sie auf ihre Art.

Seit einigen Monaten schon schwirrten Gerüchte durch die Stadt. Hannes war wiederholt mit einem Fotomodell gesehen worden. Angeblich hatte er sie sogar auf seine letzte Geschäftsreise mitgenommen.

François hatte schon mehrmals mit Bebe darüber gesprochen. Inzwischen wurde Hannes immer öfter ohne Kira gesehen, meistens in Begleitung einer jungen Blonden. Einmal am frühen Abend im Schumanns, ein anderes Mal auf einer Vernissage, immer dann, wenn Kira in der Redaktion festsaß oder einen Auswärtstermin hatte.

Vor ein paar Tagen war François völlig aufgelöst und früher als gewohnt aus seinem Salon nach Hause gekommen. Bebe war gerade damit beschäftigt, Orangen und Zitronen für ihren abendlichen Whisky sauer auszupressen, als François in die Küche stürzte und statt des üblichen ‘Hallo-Bebe-Schatz’, rief: »Hannes geht tatsächlich fremd, ich weiß es!«

»Was, bist du ganz sicher?« Bebe, bereits ins seinem abendlichen Gewand, starrte seinen Freund entsetzt an.

»Ja, ich weiß es jetzt ganz genau.« Vollkommen fertig ob dieser Gewissheit ließ François sich auf einen Stuhl fallen. Er war, anstatt auf den Fahrstuhl zu warten, der wieder irgendwo feststeckte, die drei Treppen nach oben gerannt und nun völlig außer Atem.

Geduscht und in seinen Lieblingskaftan gehüllt, erschien er kurze Zeit später im Salon. Die Kerzen brannten, und die fertigen Drinks standen bereit. Bebe saß in seinem mit Leopardenfell bezogenen Ohrensessel und Franoçis ließ sich in die Kissen des riesigen weißen Sofas fallen.

»Also jetzt erzähl, was ist passiert?« Bebe, ein mäßiger Trinker, hatte sein Glas schon halb geleert. Er war aufgeregt!

»Heute war die Hartung da,« begann François, »du weißt schon, die Frau von dem Vorstandsvorsitzenden der Alpha AG. Also ich bin gerade bei ihr am Föhnen, da kommt die Kira rein. Und als die Hartung sie sieht, sagt sie zu mir: ‘Na, der Meixner hat ja jetzt die Abgelegte von meinem Mann’. Ganz laut, stell dir das vor! ‘Was reden Sie denn da’, hab ich gesagt, ‘wie kommen Sie denn da drauf?’ Daraufhin sagt die ‘Sie wissen doch, François, mein Mann und ich führen eine offene Ehe. Er erzählt mir alles. Also letzte Woche hat er die Beiden in Hamburg gesehen, im Hotel Atlantik. Das war eindeutig, glauben Sie mir.’ Ich war wie erstarrt, Bebe! Also stimmt das tatsächlich! ‘Dieses Flittchen sucht einen Mann zum Heiraten’, hat sie dann gesagt. ‘Reich muss er sein und möglichst prominent. Vor meinem Mann war sie das Verhältnis vom Grafen Veigt, aber der hat auch nicht angebissen’«.

Das Alles war wie ein Wasserfall aus François herausgesprudelt. Wenn er aufgeregt war, wurde er immer tuntiger. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und erzählte weiter.

»‘Um Gottes Willen, nicht so laut’, hab ich gesagt, als die Kira auf mich zukam, um mich zu begrüßen.« Er zitterte.

»Ja, und dann, hat Kira was mitgekriegt?«, fragte Bebe erschrocken.

»Nein, ich hab sie zum Waschen geschickt, ich musste sie ja ganz schnell aus dem Dunstkreis der Hartung entfernen.« Er fing bereits an zu hyperventilieren. Das endete dann meist damit, dass er starke Beruhigungsmittel brauchte und anschließend in eine schwere Depression verfiel.

»‘Ich glaube kein Wort davon’, habe ich gesagt.‘Sie müssen sich irren...’ Darauf die Hartung: ‘Mein Gott, François, Sie kennen doch das Leben, nun tun Sie bloß nicht so naiv.’ Und mit einem Blick in Richtung Kira: ‘Vielleicht hat sie ja Glück und ihr Mann beißt auch nicht an’. Direkt mitleidig hat sie geklungen.« Er schwieg erschöpft.

»Ja, und wer ist es denn nun, kennen wir sie?« Bebe ließ ihm keine lange Pause.

»Natascha, das Fotomodell, die mit den langen blonden Haaren. Sie hat letztes Jahr die Frisurenfotos für mich gemacht, du weißt doch!« Bebe hatte keine Ahnung. Er hatte sich noch nie für Mädchen interessiert und für blonde Fotomodelle schon gar nicht. Aber um François nicht zu unterbrechen, murmelte er so was wie: »Ach ja, ja ...« Dieser redete aufgeregt weiter.

»Was machen wir bloß, Bebe, wir MÜSSEN es Kira sagen.«

»Erst einmal sagen wir gar nichts«, hatte Bebe entschieden. »Du wirst Dich erst mal weiter umhören. Vielleicht ist die Sache ja schon wieder vorbei. Eine kleine Episode, die Kira gar nicht wissen muss.«

In dem Moment hatte es geklingelt und ihre Freundin Tanja stand mit Rolf und seinem überfressenen Cockerspaniel Elke vor der Tür. Tanja hatte Rolf, dem es mal wieder schrecklich schlecht ging, auf seiner abendlichen Runde mit Elke begleitet. Sie hatten oben Licht gesehen und verlangten nun einen Absacker.

»Wenn ihr Elke die Pfoten abwischt könnt ihr reinkommen. Und sag deinem fetten Hund, dass er ja nicht auf mein weißes Sofa springen darf.« Bebe konnte Cockerspaniel nicht ausstehen und fette Cockerspaniel schon gar nicht. Und seit Elke bei einem ihrer seltenen Temperamentsausbrüche eines seiner kostbaren Muranogläser, gefüllt mit Rotwein, vom Tisch gewedelt hatte, konnte er sie noch weniger leiden. Bebe sammelte seltene Gläser und Fayancen. Jedes seiner Stücke hatte Seltenheitswert. Er konnte kleine Geschichten zu jedem einzelnen Stück erzählen und war ganz unglücklich, wenn eine seiner Kostbarkeiten entzwei ging. Eigentlich liebte er auch solche nächtlichen Überfälle nicht, aber in diesem Moment kamen die Beiden wie gerufen. Sie gehörten zur ‘Familie’ und das Problem Hannes und Kira musste gemeinsam bewältigt werden.

Bebe hatte eine Flasche Prosecco aufgemacht, und als jeder ein volles Glas vor sich hatte, sagte er: »Hannes geht fremd!«

»Das wundert mich nicht«, meinte Tanja nach minutenlangem Schweigen. »Seitdem er wie besessen ins Fitness rennt, eine Diät nach der anderen macht und zu enge Jeans trägt, war mir klar, dass da was faul ist. Bei Hugo hat das genau so angefangen.«

Von Hugo war sie seit einigen Jahren erfolgreich geschieden. Sie hatte als Abfindung eine Eigentumswohnung in Schwabing bekommen. Außerdem erhielt sie bis zu ihrer Wiederverheiratung einen beachtlichen monatlichen Scheck. Zum Entsetzen von Hugo ließ sie sich damit aber reichlich Zeit. Sie führte ein sorgloses Leben und konnte tun und lassen, was sie wollte. Wenn sie mit ihrem Geld nicht auskam, sprang Rolf ein. Der hatte so viel davon, dass Tanja ganz selten Anstalten machte, es zurückzuzahlen. Er war mit zwölf Jahren Vollwaise geworden und seine Eltern hatten ihm ein beträchtliches Vermögen hinterlassen.

Tanja hatte beschlossen, sich nicht so schnell wieder zur Sklavin eines neuen Mannes machen zu lassen. Sie war Anfang vierzig, bildhübsch mit einem exquisiten Geschmack. Sie hatte nur einen Fehler, sie konnte nicht pünktlich sein, nie! Sie nahm es sich immer wieder vor, aber egal, wie zeitig sie anfing, sich für eine Verabredung herzurichten, sie schaffte es einfach nicht, rechtzeitig fertig zu sein. Das hatte schon mehrere ernsthafte Bewerber abgeschreckt und auch ihre engsten Freunde hatten ein massives Problem damit. Der Einzige, der ihr alles verzieh, war Rolf. Sie hatte aber auch immer ein offenes Ohr für ihn, hörte sich geduldig seine Leidensgeschichten an und führte Elke aus, wenn er, wie so häufig daniederlag. Sie mochte ihn einfach, und was sie am meisten an ihm liebte, er wollte nichts von ihr. Rolf war asexuell. Er war weder schwul noch hetero. Er war gar nichts.

Rolf war Anfang vierzig und ein sehr attraktiver Mann. Seine dunklen Locken waren an den Schläfen ergraut und in seinem blassen Gesicht leuchteten ungewöhnlich grüne Augen. Er war groß, über ein Meter Achtzig und extrem schlank, da fast nichts, was er zu sich nahm, ihm bekam.

Tanja war anfänglich von ihm fasziniert gewesen, vielleicht sogar ein bisschen verliebt, so genau wusste sie das nicht mehr. Aber sehr schnell hatte sie gemerkt, dass er depressiv und todunglücklich war, und dass eine Beziehung zu ihm ihr nicht guttun würde. Also versuchte sie erst gar nicht, ihn zu ihrem Liebhaber zu machen, sondern wurde seine beste Freundin und Vertraute. Er bewohnte einen Körper, der versessen darauf war, zu verfallen. Ständig litt er an einer neuen, bedrohlichen Krankheit, was inzwischen niemand mehr ernst nahm. Seine Leiden hatten schreckliche Namen, die er mit Inbrunst jedem aufzählte, der bereit war, zuzuhören. Duodermitis ‘Du weißt, das ist eine Entzündung der Zwölffingerdarmschleimhaut’, Säure in der Magenwand, Gallensteine, daraus resultierende Koliken, Helikobacter Tylori, dadurch Geschwüre, Therapie mit Säureblockern und Antibiotika, starke Krämpfe im Gedärm, Divertikel im Darm, das gleiche im Hals, Arrhythmie bei Vorhofflimmern, Tinitusrauschen im Ohr. Nach Kaffee konnte er nicht schlafen und von Tee bekam er Herzrasen und natürlich hatte er Depressionen.

»Kein Wunder!!«, meinte Bebe.

»Weiß es Kira?« Rolfs Stimme klang noch leidender als sonst.

»Sie hat keine Ahnung. Heute war sie bei mir im Salon, fröhlich wie immer. Sie könnte sich nie so verstellen.« François war den Tränen nahe. »Ich verstehe sie nicht. Sie hätte doch längst was merken müssen.«

Tanja schüttelte verständnislos den Kopf. »Die Symptome bei Hannes sind so klassisch für eine Midlife-Crisis. In jeder Frauenzeitschrift kann man das lesen. Und außerdem hat sie das doch bei mir mitgekriegt, den ganzen Fitness-Scheiß, Sonnenbank und überhaupt das ganze Programm.« Tanja nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas. »Irgendwann fällt den Kerlen in diesem Alter der Verstand in die Hose, da sind sie alle gleich. Warum soll Hannes eine Ausnahme sein.« Hannes war gerade fünfzig geworden.

Dieses Gespräch hatte vor fünf Tagen stattgefunden.

 

Es klingelte. Kira stand vor der Tür! Bevor Bebe ging, um sie herein zu lassen, zischte er seinem Freund zu: »Jetzt nimm dich zusammen Franz. Und sei nicht so tuntig!« Franz nannte er ihn nur, wenn er es wirklich ernst meinte.

»Komm rein, Schätzchen«, begrüßte er Kira mit hingehauchten Küsschen auf beide Wangen. Er half ihr gerade aus dem nassen Mantel, aus dem Nieseln war ein starker Regen geworden, als François mit ausgebreiteten Armen auf sie zukam.

»Kirachen, du Arme, lass dich umarmen.« Diese blieb wie angewurzelt stehen.

»Ist Hannes etwas passiert? Um Gottes Willen, sagt mir, was los ist.«

»Nichts ist passiert, beruhige dich.« Bebe rückte ihr einen Sessel zurecht.

»Nichts ist passiert? Der Scheißkerl betrügt unser Kirachen, und du sagst, nichts ist passiert«, kreischte jetzt François, aber Bebes donnerndes: »Jetzt halt gefälligst die Klappe«, ließ ihn sofort verstummen. Kira blickte von einem zu anderen.

»Was sagst du da, Hannes betrügt mich? Das glaube ich nicht.« Kreidebleich und wie paralysiert saß sie da, nur das Aufeinanderklappern ihrer Zähne war zu hören.

»Also, wir haben da was gehört ...«, begann Bebe vorsichtig »es muss ja nicht stimmen, aber Hannes ist ein paar Mal gesehen worden, mit einem Fotomodell. Na ja, du weißt ja, bei François kommen solche Gerüchte immer als erstes an ...« Er wusste nicht weiter. Wieder herrschte eisige Stille.

»Seit wann wisst ihr es?« Kiras Stimme war kaum zu verstehen. »Und wie lange geht das schon?«

»Naja ... du weißt doch, wie die Leute tratschen ...« Bebe zögerte, »so ganz genau ...«

»So genau wissen wir es auch nicht«, warf François jetzt ein. Man sah ihm an, wie er litt. Plötzlich fing Kira an zu schreien.

»Und das sagt ihr mir jetzt erst. Ich denke, ihr seid meine Freunde. Ich sehe es euch an, euer schlechtes Gewissen. Warum habt ihr mir das nicht längst gesagt?« Sie schrie und tobte und Bebes Einwand: »Wir wissen es ja auch erst seit drei Tagen,...«, schien sie gar nicht zu hören. Auch François vorsichtiges: »Vielleicht stimmt es ja gar nicht, nun reg dich doch bloß nicht so auf«, hatten keinerlei Einfluss auf ihren heftigen Gefühlsausbruch.

»Jetzt ist mir einiges klar. Jeden Abend kam er später nach Hause. Er hat sich plötzlich mit Leuten getroffen, deren Namen ich noch nie gehört habe. Angeblich neue Kunden. Und das Gerenne ins Fitness-Studio! Meine Gott, ich hätte es längst merken müssen.«

»Das sagt Tanja auch«, rutschte es François heraus.

»Was, die weiß das auch???«

»Ja, und wahrscheinlich die ganze Stadt. Du weißt doch, die Ehefrauen erfahren so was immer als letzte.« Bebe hatte sich eine Zigarette angesteckt. Das tat er nur, wenn er dringend seine Nerven beruhigen musste. Kira fing erneut an zu toben.

»Schöne Freunde seid ihr alle. Ich hasse euch, ich hasse euch.« Dann schien sie für eine Weile wie erstarrt.

»Wer ist es?«, fragte sie, »das wisst ihr doch bestimmt auch. Und wie lange geht das schon?« François wollte gerade loslegen, aber ein drohender Blick von Bebe ließ ihn verstummen.

»Keine Ahnung«, sagte dieser, »wir wissen es doch auch erst ganz kurz und nur, dass sie blond ist und Fotomodell sein soll.«

»Bloß keinen Namen nennen«, hatte er später zu Franoçis gesagt, »wer weiß, was Kira in ihrem Zustand anstellen würde.«

Irgendwann, es war weit nach Mitternacht, war alle Kraft aus ihr gewichen. Zusammengesunken saß sie da. Klein und zerbrechlich sah sie aus. Der Schock hatte in ihrem Kopf ein Summen ausgelöst, als hätte sie Druck auf den Ohren. Sie hatte ein Gefühl der Unwirklichkeit. Wie aus heiterem Himmel hatte ihre heile Welt sich von einer Minute zu anderen in einen Scherbenhaufen verwandelt.

»Jetzt nimmst du diese Beruhigungstablette und schläfst in unserem Gästezimmer und morgen früh sehen wir weiter.« Bebe rauchte bereits seine neunte Zigarette.

3

Hannes stritt zuerst alles ab.

»Das tun sie alle«, hatte Tanja ihrer Freundin gesagt, »ich weiß, wovon ich rede.« Wüste Szenen hatten sich abgespielt mit Geschrei und gegenseitigen Vorwürfen.

»Alles hat mit deinem idiotischen Fitness angefangen«, schrie Kira, worauf er zurückbellte: »Dir könnte es auch nicht schaden, sieh doch mal deinen Hintern an.« Kira war fassungslos. Was war denn mit ihrem Hintern?

»Er fängt an zu hängen«, hatte Hannes eiskalt gesagt, »du solltest etwas dagegen unternehmen.«

Und so ging es weiter. Keine Boshaftigkeit ließ er aus und nach einer Woche fühlte Kira sich alt, hässlich und in tiefster Seele verletzt. Sie war nur noch ein Häufchen Unglück.

Und Hannes log weiter. »Es gibt keine andere Frau. Du spinnst ja«, behauptete er und entschwand wieder, angeblich ins Fitness-Studio.

 

Kira saß bei Tanja. Auch Vera war da. Zum hundertsten Mal hatten sie alles durchgesprochen.

»Nimm einen Detektiv, dann weißt du es sofort«, sagte Tanja.

»Aber vielleicht hat er ja wirklich nur eine Krise ...«, schluchzte Kira und Vera nickte zustimmend. Das konnte doch alles nicht wahr sein!

»Ganz sicher ist es nur eine Krise, das würde der Hannes dir doch nie antun.« Veras Stimme zitterte. Sie litt mit ihrer Freundin.

Tanja verdrehte die Augen. »Nun hör bloß auf mit deinem Mutter-Theresa-Getue, Vera. Jetzt wird was unternommen.« Sie wandte sich an Kira.

»Sag mal, hast du sie noch alle?«, ihre Geduld war zu Ende. »Wie lange soll das denn noch weitergehen? Dieser Scheißkerl nimmt dir dein ganzes Selbstwertgefühl und behandelt dich wie eine alte Socke. Du bist ja gar nicht mehr du selbst. Jetzt unternimm endlich was. Oder willst du es vielleicht gar nicht wissen?«

»Ich weiß nicht, was ich will.« Kira war in Tränen aufgelöst. Tanja hatte inzwischen aus dem Telefonbuch eine Nummer herausgesucht. »Hier, das ist der Detektiv Fröhlich. Der hat damals den Hugo in flagranti erwischt.« Sie musste lachen. »Gott, war der sauer.« Sie nahm ihre Freundin in den Arm.

»Los, ruf ihn an, ich kann dein Leiden nicht mehr mit ansehen. Und wenn er wirklich nur eine Krise hat, umso besser.« Tanja wusste inzwischen, wie die ‘Krise’ hieß. Aber das sollte ihr besser der Detektiv beibringen.

Eine Woche später fand Kira in ihrem Briefkasten einen detaillierten Bericht mit eindeutigen Fotos. Detektiv Fröhlich hatte gute Arbeit geleistet.

Am gleichen Abend trafen sich alle bei Bebe und François. Nach Kiras hysterischem Anruf – die ‘Krise’ hatte jetzt auch für sie einen Namen und ein Gesicht – hatte Bebe die Freunde angerufen und gebeten, sich nach der Arbeit bei ihnen einzufinden. »Kira braucht uns«, hatte er gesagt.

Gila war als erste gekommen und hatte eine riesige Portion Sushi mitgebracht. Gila war klein und entschieden zu dick. Sie hatte ein niedliches Puppengesicht mit fröhlich blitzenden Augen, was aber nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass sie eine knallharte Geschäftsfrau war. Sie hatte eine PR Agentur mit zehn Angestellten und war äußerst erfolgreich in ihrem Beruf. Nur bei ihren ständigen Diäten versagte sie kläglich. Jeden Montag fing sie eine neue Kur an, um sie Mittwoch bereits wieder zu beenden. Ständig kaufte sie ihre Kleider eine Nummer zu klein mit der Absicht, sich schnellst möglichst hineinzuhungern, was Bebe jedes Mal dazu brachte, süffisant zu fragen: »Na, Gilachen, gab es das Model wieder nicht in deiner Größe?«

Während sie in der großen, gemütlichen Küche den Tisch deckte, trafen fast gleichzeitig die anderen ein. Nur Tanja natürlich nicht, wie konnte es anders sein.

Außer Kira, Rolf und Uwe aßen alle mit großem Appetit. Kira hatte verständlicherweise keinen Appetit, Uwe hasste Sushi und Rolf bekam davon Koliken.

»Soll ich dir ein Wurstbrot machen?«, hatte Vera sich sofort erboten, als sie Uwes angeekeltes Gesicht sah.

»Nein, danke«, hatte er geantwortet, gib mir lieber ein Bier.« Das ganze ‘Kira-Hannes-Drama’ ging ihm sichtlich an die Nieren.

Aber Elke schmatzte laut unter dem Tisch, was Bebe zu der bissigen Bemerkung veranlasste:

»Wenn du deinen Hund weiter so mästest, stirbt er noch vor dir an Herzverfettung!« Rolf überhörte diese Bemerkung großmütig.

Irgendwann traf auch Tanja ein, völlig außer Atem. Es war allen ein Rätsel, wie jemand, der nichts zu tun hatte, immer so gehetzt sein konnte.

»Gott, siehst du grauenhaft aus«, wurde sie von Bebe begrüßt. Es war das einzige, womit er sie treffen konnte und irgendwie musste er seine Wut über ihre Unpünktlichkeit loswerden.

»Es ist gar nicht wahr. Komm, setzt dich zu mir Schätzchen.« Rolf zog sie neben sich auf einen Stuhl.

»Du bist ja schrecklich aggressiv heute, Bebe«, sagte er vorwurfsvoll, »was hast du denn?«

»Na, was schon?« Bebe rollte die Augen. Als der Tisch abgedeckt und die Weingläser neu gefüllt waren, legte Kira den Umschlag auf den Tisch.

»Hier ist es schwarz auf weiß, Herr Fröhlich hat gute Arbeit geleistet.« Die Fotos wanderten von Hand zu Hand. Sie zeigten Hannes in eindeutigen Posen mit einer jungen blonden Frau. Knutschend im Auto, eng umschlungen tanzend im P1 und gemeinsam ein Haus in Schwabing betretend. Auf den Fotos waren Datum und Uhrzeit ausgedruckt.

»Hast du sie Hannes gezeigt?«, unterbrach Rolf das betretene Schweigen.

»Ja.« Kiras Stimme zitterte. »Ich habe sie ihm heute Morgen auf den Frühstückstisch geknallt.« Und dann erzählte sie. Es hatte eine heftige Szene gegeben. Nazimethoden hatte er ihr vorgeworfen und sie hatte ihn einen verdammten Lügner genannt. Sie war schließlich in Tränen ausgebrochen, worauf er eiskalt gesagt hatte: »Nun werde mal nicht melodramatisch!«

»Seit Wochen lügst du mich an, du Schwein«, hatte sie geschrien, »wie soll es denn jetzt weitergehen. Willst du die Scheidung?«

Hannes hatte sie fassungslos angesehen.

»Nein, natürlich nicht! Wie kommst du denn darauf?«

»Ja, was denn nun, wie stellst du dir das weiter vor?«

Hannes hatte sich gewunden wie ein Wurm.

»Weißt du, Natascha ist so sensibel und noch so jung ...«

»Was, Natascha ...? Sie heißt Roswitha, deine Natascha und so jung ist sie auch nicht mehr. Sie ist dreißig und sucht dringend einen Mann zum Heiraten und zwar nur einen mit Geld!«

»Also, jetzt hör mal auf, du kennst sie doch gar nicht. Wie kannst du so etwas sagen?« Hannes war außer sich gewesen. Wie konnte Kira es wagen, seine Natascha, die ihn liebte, ja anbetete, schlecht zu machen. Und mit dem Alter musste er sich wohl verhört haben. Na wenn schon!

»Sie macht sich nur an verheiratete Männer ran, deine Roswitha. Möglichst reich müssen sie sein und prominent. Vor dir war es der Hartung und davor der Veith und wenn es dich interessiert, finde ich die anderen davor auch noch raus.«

»Und dann war ich plötzlich ganz ruhig«, erzählte Kira weiter. »Ich möchte, dass du ausziehst, von mir aus zu deiner Roswitha oder in ein Hotel«, habe ich zu ihm gesagt. »Wenn ich heute Abend nach Hause komme, will ich dich hier nicht mehr sehen. Ich habe nur eine letzte Bitte. Kein Wort zu Sophie. Sie hat noch vier Wochen zu ihrem Examen. Ich will nicht, dass sie deinetwegen durchfällt.«

Danach war sie zu Vera gegangen. Sie hatte sich noch einmal richtig ausgeheult, dann ein Valium genommen und in deren Gästezimmer bis zum Abend geschlafen.

 

»Ihr seht ja unglücklicher aus als ich.« Kira musste wider Willen lächeln, als sie die bedrückten Gesichter ihrer Freunde sah.

»Ich bin die letzten Wochen durch die Hölle gegangen, aber jetzt ist es vorbei. Ich verspreche euch, mich nicht umzubringen oder irgendwie anders durchzudrehen. Ihr habt mir alle sehr geholfen. Ich danke euch. Und morgen fange ich ein neues Leben an.«

Bebe und François hatten sie überredet, nicht nach Hause in ihre leere Wohnung zu gehen, sondern bei ihnen zu übernachten. Bevor sie alle ziemlich betrunken ins Bett fielen, hatte François ihr ins Ohr geflüstert: »Glaub mir, auch andere Mütter haben schöne Söhne.«

 

Als Kira am nächsten Morgen die Wohnung ihrer Freunde verließ, drang laute Wagnermusik aus Franoçis' Zimmer.

»Er hat eine Depression«, flüsterte ihr Bebe zu, »ich wusste, dass das kommt. Eure Krise nimmt ihn furchtbar mit.« Er machte ein betrübtes Gesicht.

»Du kennst das ja, meistens dauert es zwei Tage. Er dreht die grauenhafte Musik immer lauter auf, bis die Nachbarn sich beschweren. Und essen tut er auch nichts, na ja, das kann nichts schaden, er neigt ja leider ein bisschen zur Fülle!« Bebe drückte sich auch in Krisensituation meistens sehr gewählt aus. »Also tschüss, Kirachen, halt die Ohren steif. Ich muss jetzt erst mal alle seine Termin für die nächsten Tage absagen.« Mit diesen Worten stürzte er zum Telefon.

Nachdem Kira durch den Bericht des Detektivs handfeste Beweise für Hannes Untreue hatte, rief sie weinend Liane auf Malle an.

»Wie lange geht das schon?«, war deren erste Frage.

»Ich denke seit ein paar Monaten«, schluchzte Kira, »aber so ganz genau weiß ich es nicht.«

»Dann werde ich es dir sagen, liebste Freundin. Mindestens seit Februar. Als du damals hier warst, hatte ich schon so eine Ahnung.«

»Wieso ...?«

»Nun, ich hatte nicht den Eindruck, als ob Hannes große Sehnsucht nach dir hatte.« Kiras Weinen wurde heftiger. »Wie kannst du so etwas sagen. Du bist gemein, Liane.«

»Nein, das bin ich nicht. Ich bin nur ehrlich. Was ist, willst du herkommen? Mein Haus ist dein Haus. Wir haben allerdings ein grauenhaftes Wetter, und nächste Woche fliege ich für zwei Monate nach Florida.«

»Nein danke, sehr lieb von dir. Aber schlechtes Wetter habe ich auch hier und meine Freunde kümmern sich ganz rührend um mich.« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Du kennst ja Bebe und François. Sie behandeln mich wie eine Schwerkranke.«

»Und was ist mit Tom?«, fragte Liane neugierig, »du siehst ihn doch ständig. Von Kurt weiß ich, dass er ganz scharf ist auf dich. Nimm ihn dir als Liebhaber. Du wirst sehen, so was wirkt Wunder.«

»Das sagt Franoçis mir auch ständig!«

»Also was hält dich davon ab?«

»Ach, ihr könnt mich doch alle mal ...« Kira knallte den Hörer auf und brach erneut in Tränen aus.

4

Kira telefonierte regelmäßig mit Sophie. Ein paar Mal hatte diese gefragt: »Ist was Mama? Du klingst so komisch.« Aber Kira hatte sie mit gespielter Fröhlichkeit davon überzeugt, dass alles in Ordnung sei. »Papa ruft neuerdings immer aus dem Büro an. Das hat er doch sonst nie gemacht«, hatte Sophie weiter gebohrt, »was ist denn los?«

»Ich bin im Moment dauernd für Tom unterwegs, du weißt, meine Interviews. Und deshalb ist Papa öfter im Büro und verdient Geld. Und da hat er dann immer mehr Zeit zum Telefonieren. Vielleicht langweilt er sich ja auch ein bisschen, beim Geldverdienen!« Ihre Tochter hatte diesen Schwachsinn geschluckt. Warum sollte sie auch nicht. Es gab für sie keinen Grund, daran zu zweifeln, zumal Hannes, zur Erleichterung von Kira, offensichtlich das gleiche Theater wie sie spielte. Nie hatte Sophie in all den Jahren bei ihren Eltern einen ernsthaften Streit oder eine Ehekrise erlebt. Während in ihrem Freundeskreis reihenweise die Ehen der Eltern zerbrachen, Rosenkriege ausgefochten und zwei ihrer besten Freundinnen zu Scheidungswaisen und in Internate gesteckt wurden, war ihre Welt immer in Ordnung gewesen. Abgesehen von kleinen alltäglichen Krächen, die am nächsten Tag bereits wieder vergessen waren, kannte sie ihre Eltern nur als glückliches Ehepaar.

»Ihr kommt doch zu meiner Abschlussfeier?«, fragte Sophie am Telefon. »Ich will mit meinen tollen Eltern angeben. Bei den meisten hier ist nämlich schon ein Elternteil abhanden gekommen. Der Vater von Jane, du weißt, meine Zimmergenossin, ist gerade abgezischt mit einer Fünfundzwanzigjährigen. Ist das nicht furchtbar? Ihre Mutter ist völlig fertig. Sie ruft jeden Tag an und weint Jane die Ohren voll. Sie kann sich kaum noch auf die Prüfungen konzentrieren.« Sophies Redeschwall gab Kira die Zeit, alle Kraft zusammenzunehmen. »Ich muss Schluss machen, mein Kleines. Ich habe einen Termin bei François. Bis bald mein Liebling.« Sie hängte ein und starrte mit ausdrucksloser Miene das Telefon an.

Doch ganz allmählich, ohne dass sie es merkte, erwachte Kiras Selbsterhaltungstrieb. Sie hegte irgendwann keine Selbstmordabsichten mehr und schließlich war sie auch nicht mehr dazu bereit, weiter zu leiden. Eines Morgens entschloss sie sich, sich von Franoiçs eine neue Frisur machen zu lassen.

»Schneid mir die Haare ab«, befahl sie ihrem Freund, als sie in seinem Laden erschien.

»Nein, Kirachen, bitte nicht!« François war entsetzt. »Deine wunderschönen Locken! Ich kann das nicht!« Er rang in wilder Verzweiflung die Hände.

»Allen Frauen, deren Männer fremdgehen, verpasst du als erstes ein neues Image. Warum mir nicht? Ich will anders aussehen. Los, mach schon.«

Alles Gezetere nützte nichts. Ihre Drohung, andernfalls zur Konkurrenz zu gehen, ließ ihn zur Schere greifen. Kein Anderer durfte an den Kopf von seiner Kira! Ganz vorsichtig hatte er angefangen, aber ihr: »Mehr, mehr, kürzer, nun stell dich nicht so an«, hatten ihn beflügelt, und als er schließlich sein Werk betrachtete, war er begeistert.

»Toll siehst du aus, Schätzchen. Zehn Jahre jünger.«

»Genau das war meine Absicht.«

Kira betrachtete äußerst zufrieden ihr Spiegelbild.

»Und jetzt gehe ich mit Vera einkaufen. Ich brauche ein paar neue Klamotten. Bebe kommt auch mit. Wir treffen uns in Schumanns Tagesbar.« Und weg war sie.

 

»Sehr traurig scheint die Meixner ja nicht zu sein.« Frau Hartung hatte den von Kira geräumten Platz eingenommen.

»Ja mei, wie kommens denn da drauf. Traurig is mei Freindin nu wirkli net.« Wenn François log oder aufgeregt war, oder beides, verfiel er in sein, wie Bebe immer angeekelt bemerkte, ‘niederbayrisches Gestammel’. Und er wurde tuntig! Seit Jahren versuchte Bebe, ihm beides auszutreiben. Ohne großen Erfolg.

»Der geht's ja so guat. Hoams gsegn, wias ausschaugt, die Kira? Toll, was? I glaub fast, des froh is, dos eahm los is.«

Das war nun wirklich eine faustdicke Lüge, aber sollte die Hartung es ruhig durch die Stadt tratschen. Hoffentlich bekam Hannes das zu Ohren. Freuen würde es ihn sicher nicht.

 

Vera und Bebe erwarteten Kira bereits.

»Du siehst ja toll aus«, begrüßten sie ihre Freundinnen. Die bewundernden Blicke der anwesenden Herren bestätigten das. »François predigt doch immer allen betrogenen Ehefrauen, ihr Image zu ändern. Das war nur der Anfang ...«

» ... und sich einen Liebhaber zu nehmen«, ergänzte Vera etwas spitz.

»So weit bin ich noch nicht«, lachte Kira, »aber was nicht ist, kann ja noch werden, oder hast du was dagegen?« Ihre Stimme klang leicht gereizt.

»Natürlich nicht. Wie könnte ich!« Sehr überzeugend klang das nicht, aber bevor die Unterhaltung in einen Streit ausarten konnte, mischte Bebe sich ein. »Also Mädels, was wollt ihr essen? Nehmt das Teuerste, ich lade euch ein!«

Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, fragte Kira so unaufgeregt wie möglich:

»Sag mal Vera, Uwe hat doch gestern Hannes getroffen. Was gibt's denn da so Neues?«

»Ja, sie haben zusammen gegessen. Hannes wohnt jetzt im Sheraton.«

»Ja und weiter, was hat er erzählt? Hat Uwe rauskriegen können, warum er mich gegen Roswitha ausgetauscht hat?« Sie sah, wie Vera mit sich kämpfte. Die wollte ihrer besten Freundin nicht wehtun, aber was sie erfahren hatte, war nun wirklich ziemlich schwer zu verdauen.

»Nun lass es schon raus, Vera, ich bin inzwischen hart im Nehmen. Du musst mich nicht schonen.«

»Also, wenn du mich fragst, ist der Hannes nicht mehr zurechnungsfähig«, begann Vera. »Er spinnt, sag ich dir. Er ist ganz begeistert, dass er jeden Abend ausgehen kann. Immer ist er mit jungen Leuten zusammen. Ein ganz neues Leben wäre das, soo aufregend. Und die Natascha, die wäre ja so verliebt in ihn. Er fühlt sich plötzlich zwanzig Jahre jünger, nie hätte er das für möglich gehalten und der Sex...«, jetzt lief sie hochrot an und ihre Stimme war nur noch ein Flüstern: »Er kriegt ihn manchmal zweimal hoch, hat er dem Uwe gesagt. Ist das nicht unmöglich!!«

»Wie schön für Hannes«, bemerkte Bebe trocken, während er dachte, dass Vera dieses Detail ihrer Freundin eigentlich hätte ersparen können. Vielleicht war sie doch nicht so rührend, wie alle immer dachten!

Kira war zuerst wie erstarrt. Dann musste sie lachen.

»Roswitha«, nie würde der Name Natascha über ihre Lippen kommen, »hat ja wohl besondere Fähigkeiten. Da kann ich nur sagen: ‘Altes Herz wird wieder jung’. Soll er doch vögeln, bis ihm die Zunge aus dem Hals hängt. Aber wisst ihr, was ich ihm richtig übelnehme? Dass er dauernd ins P1 rennt und t a n z t ! Mit mir hat er schon seit Jahren nicht mehr getanzt. Kindisch hat er das genannt!« Sie kochte vor Wut.

Sie hatten wunderbar gegessen. Hannes wurde nicht mehr erwähnt und nach ein paar Gläsern Wein waren sie erst zu Theresa und dann zu Gucci gegangen. Kira hatte sich ein paar sündhaft teure Kleider gekauft und zwei Paar noch teurere Stilettos von Manolo Blahnik, angefeuert von Bebe, der nur das Beste gut genug fand. Sie hatte mit Hannes Kreditkarte die horrende Rechnung bezahlt. Das ‘zweimal hochkriegen’ sollte ihn teuer zu stehen kommen!

Als Nächstes dekorierte sie mit Bebes Hilfe die Wohnung um. Das Wohnzimmer bekam endlich die weißen Seidenvorhänge und den Holzfußboden, die sie sich immer gewünscht hatte, Sofas und Sessel wurden weiß bezogen und Bebe hatte ihr mehrere große Einsatztöpfe geschenkt, in die sie regelrechte Büsche von Hortensien in allen Farben stellte, ein herrlicher Kontrast zu all dem strahlenden Weiß. Nie hatte sie Hortensien kaufen dürfen, Hannes mochte sie nicht. Metzgerblumen hatte er sie abfällig genannt. Sie zu betrachten und sich an ihnen zu freuen war nun ein besonderes Vergnügen für Kira. Von ihrer Großmutter geerbtes Nippes, kleine Dosen und Figürchen aus Meißen, sowie Silberschalen und Kerzenleuchter, wegen Hannes Abneigung für ‘solchen Krempel’ jahrelang auf den Speicher verbannt, wurden hervorgeholt, liebevoll geputzt und auf kleinen Beistelltischen verteilt. Das Schlafzimmer richtete sie japanisch ein. Hannes würde es hassen. Und noch mehr hassen würde er den riesigen Flachbildfernseher, der seinen Platz am Fußende des neuen Bettes fand. Er hatte es immer abgelehnt, im Bett fernzusehen.

Kira begann, ihr neues Leben zu genießen. Die Sportschau war kein Thema mehr. Genüsslich und ohne hämische Bemerkungen von irgendjemanden konnte sie stattdessen ‘Die Rosenheim Cops’ und ‘Tatort’ angucken. Und das im Bett!

Hannes war irgendwie unwirklich fern. Ihre Freunde hatten sich für sie entschieden. Er wurde kaum erwähnt. Wenn mal über ihn gesprochen wurde, dann in belanglosem Ton. Ihn zu beschimpfen war nicht erlaubt. Anfangs hatte Bebe einmal wüst über ihn hergezogen, worauf Kira ihn ungewöhnlich scharf zurechtwies. »Er ist immer noch mein Mann, Bebe. Bitte unterlass diese Art von Äußerungen. Ich möchte das nicht.«

Die Einzige, der gegenüber Kira sich wirklich öffnete, war ihre Mutter. Dort ließ sie sich gehen, musste und wollte sich nicht verstellen.

Seit ihr Mann vor drei Jahren gestorben war, lebte Inge Cardow allein und war immer für ihre Tochter da.

Eigentlich war sie ihr Leben lang für ihren Mann und ihre Kinder dagewesen. Kira kannte kein glücklicheres Ehepaar als ihre Eltern.

Manchmal ging ihr ihre Mutter allerdings etwas auf die Nerven, vor allem, wenn sie zu vorgerückter Stunde in epischer Breite von Florians Steißgeburt und dem daraus resultierenden Dammriss oder ihrem vaginalem Kaiserschnitt bei Kira berichtete. Je nach der Menge des konsumierten Weines wurden die Ereignisse dramatischer dargestellt.

Das hörte allerdings schlagartig auf, als Kira sie einmal genervt unterbrochen und gesagt hatte: »Also ich habe gerade in einem Buch gelesen, wenn man ein Kind bekommt, ist es, als kacke man die größte Wurst seines Lebens. Ich fand das äußerst anschaulich. ‘Mondscheintarif’ heißt das Buch, Mama, ich schenke es dir.« Während Bebe und François, die dabei waren, nicht aufhören konnten zu lachen, war Inge Cardow zu Tode beleidigt. »Hätte ich dir doch bloß nie sprechen beigebracht«, sagte sie kühl und es dauerte ein paar Tage, bis sie wieder mit ihrer Tochter sprach.

»Ich kann es nicht ändern, Mama«, weinte Kira oft, »ich liebe ihn immer noch, was soll ich bloß machen?«

Eines Tages hatte sich ihre Mutter, als sie wieder mal schrecklich deprimiert bei ihr saß, einen doppelten Cognac eingegossen. Für das, was sie ihr jetzt erzählen wollte, brauchte sie Mut.

»Jetzt hör mal gut zu, mein Kind«, begann sie, »was dir da gerade passiert, erleben Millionen von Frauen. Das kommt in den besten Familien vor. Auch an mir ist dieser Kelch nicht vorüber gegangen.« Kira blickte sie fassungslos an.

»Willst du damit sagen, Paps hat dich betrogen?« Das konnte nicht sein, ihr Vater, der liebevollste Mensch, der ihre Mutter angebetet hatte, sollte fremdgegangen sein!?

»Ja, das hat er, und er war genauso gemein wie Hannes.«

»Und mit wem? Hast du das rausgekriegt?« Kira war geschockt.

»Es war ähnlich wie bei euch, nur das Fitness hat er ausgelassen, das war damals noch nicht ‘in’.« Sie musste lachen. »Aber plötzlich fing er abends an, länger zu arbeiten, geschäftliche Verabredungen dauerten bis in die Nacht, na ja, das Übliche. Zuerst habe ich ihm alles geglaubt, weil ich es glauben WOLLTE, aber dann kam mein Geburtstag. Dein Vater war auf einer Geschäftsreise in Berlin und rief an, er käme einen Tag später, die Verhandlungen wären noch nicht abgeschlossen und als er aufgelegt und mir nicht einmal zum Geburtstag gratuliert hatte, ging mir ein Licht auf.«

»Und was hast du gemacht?«

»Ich habe in Berlin im Hotel angerufen und gefragt, ob Herr und Frau Cardow schon abgereist seien und der reizende Portier hat gesagt: »Nein, die Herrschaften haben verlängert und sind auf ihrem Zimmer, soll ich Sie verbinden?«

»Oh Gott!« Kira versagte es fast die Stimme. »Und dann?«

»Ich war genauso verzweifelt wie du, mein armes Kind. Als Dein Vater nach Hause kam, hatte ich ihm das Gästezimmer hergerichtet. Ich wusste inzwischen, dass es seine Sekretärin war, alle wussten es, nur ich nicht, der klassische Fall!« Sie nahm einen großen Schluck von ihrem Cognac. Dann erzählte sie weiter. »Ich habe ganz cool getan. ‘Von jetzt ab werden wir getrennt schlafen, den Kindern habe ich gesagt, dass ich dein ständiges Schnarchen nicht ertragen kann. Mach was du willst, ich werde von jetzt an mein eigenes Leben führen. Ich bitte dich nur um eines, lass es die Kinder nicht merken. Sie sollen nicht unter unseren Problemen leiden’.«

»Mama, du bist eine Dulderin, ich bewundere dich, wie hast du das bloß geschafft?«

»Die Illusion mit der Dulderin muss ich dir leider nehmen«, Inge Cardow lächelte amüsiert. »Ich habe erst gelitten wie ein Hund, dann vor Wut gekocht, am liebsten hätte ich ihn umgebracht, oder noch besser kastriert, aber stattdessen habe ich mir einen Lover, so nennt man das doch heute, genommen.«

»Was, einen Liebhaber, du ...?« Kira wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Ihr ganzes heiles Weltbild war ins Wanken geraten. Ihre Eltern bis zum Tod des Vaters verliebt wie am ersten Tag, alles eine Lüge!!

»Ja, ich, hast du mir das nicht zugetraut?« Inge brach in schallendes Gelächter aus.

»Ehrlich gesagt, nein!« Kira musste jetzt auch lachen.

»Eltern haben keinen Sex. Für Kinder sind Eltern geschlechtslose Wesen, wusstest du das nicht? Aber wie ist es denn dann weitergegangen?« Nun wollte sie auch alles wissen.

»Also Klaus, der Bruder von Olga«, Olga war ihre beste Freundin, »der war schon immer verliebt in mich. Ein toller Typ, sag ich dir. Na ja, erst hat er mich ein bisschen getröstet, in allen Ehren natürlich und dann, nun dann ist es irgendwann passiert. Und ich kann dir sagen, es war toll!«

»Mama, bitte ...« Kira war peinlich berührt. Das Gesicht ihrer Mutter glühte, sie würde doch jetzt wohl nicht ins Detail gehen? Also das wäre denn doch zu viel des Guten.

»Und wann habt ihr euch wieder versöhnt, Paps und du?«, versuchte Kira ihre Mutter zu bremsen und von den anscheinend herrlichen Erinnerungen abzulenken.

»Also ich wurde immer fröhlicher, hörte auf zickig zu sein und kam abends oft spät nach Hause. Ich habe auch keinen Hehl daraus gemacht, dass ich verliebt war. Und Deinem Vater gefiel das überhaupt nicht. Seine Freundin wollte unbedingt geheiratet werden, machte ihm immer öfter Szenen, na ja und eines Tages saß er ohne Freundin und ich mit einem Bild von einem Liebhaber da.«

»Ja und dann ...?«

»Dann fing Dein Vater wieder an, um mich zu werben. Er war so süß und lieb und irgendwann haben wir uns dann versöhnt.«

»Und Onkel Klaus?« Kira kannte Klaus und Olga seit ihrer Kindheit und jetzt fiel ihr ein, dass Klaus von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verschwunden war.

»Er war sehr unglücklich, der Arme. Er ist dann nach Amerika gegangen. Ich habe ihn wirklich sehr gern gehabt und er hat mir in dieser schrecklichen Krise sehr geholfen. Er wollte mich unbedingt heiraten, aber ich wollte nicht, dass Florian und du als Scheidungskinder aufwachst. Außerdem habe ich nie aufgehört, deinen Vater zu lieben. Wie du weißt, waren wir bis zu seinem Tod sehr glücklich.«

Walter Cardow war nach kurzer, schwerer Krankheit, von seiner Frau liebevoll gepflegt, in ihren Armen gestorben. Ein Jahr hatte Inge intensiv um ihren Mann getrauert. Kira und Florian waren äußerst besorgt um sie gewesen. Aber dann hatte sie von einem Tag auf den anderen beschlossen, weiterzuleben.

»Es wäre nicht im Sinn von Eurem Vater, dass ich zu einer Trauerweide mutiere«, hatte sie ihren Kindern erklärt, hatte ihre Trauerkleider und den Rest ihrer alten Garderobe für die Rumänienhilfe gespendet und sich total neu eingekleidet.

»Findest du das nicht ein bisschen zu jugendlich«, hatte Kira gefragt, als ihre Mutter ihr das Neuerstandene begeistert vorführte. »Ich bin zweiundsechzig, sehe aus wie zweiundfünfzig und fühle mich wie zweiundvierzig«, entgegnete sie ihrer Tochter, »und so ziehe ich mich auch an. Endlich, mein Liebes, kann ich tun und lassen was ich will. Und endlich kann ich Olgas Hüte tragen, du weißt, Paps hat Hüte gehasst.« Aus einem großen, runden Karton hatte sie ein tütenartiges, mit Federn besetztes Ungetüm herausgeholt und sich auf den Kopf gesetzt. Kira brach in schallendes Gelächter aus.

»Mama, um Gottes willen was ist denn das. Hat Olga das wieder verbrochen?« Olga war Hutmacherin und hatte immer bedauert, dass ihre beste Freundin ihre zum Teil wirklich abenteuerlichen Creationen nicht tragen durfte.

»Ist er nicht toll? Olga findet, dass er mir grandios steht. Und übrigens, damit du es gleich weißt: Nächste Woche habe ich einen Termin bei François, ich will mir die Haare färben und kurz schneiden lassen. Das hat mir, als ich jung war, so gut gestanden. Dann gehe ich zu Horst Kirchberger und lasse mir die Augenbrauen und die Lippen tätowieren und sobald ich einen Termin bei Dr. Lovas bekommen, lasse ich mich liften. Er ist total ausgebucht. Aber Tanja kümmert sich gerade darum, du weißt, sie ist mit ihm befreundet.« Kira war sprachlos.

»Tanja hat mir gar nichts erzählt«, sagte sie etwas hilflos. Sie erkannte ihre Mutter kaum wieder.

»Ich habe sie darum gebeten, ich wollte es dir selber sagen. Und noch etwas, es scheint dir gar nicht aufgefallen zu sein, dass ich nicht mehr rauche.«

»Sag mal Mama, du solltest vielleicht mal einen Arzt konsultieren? Ich meine in einer Klapsmühle! Dreißig Jahre hast du Paps die Bude vollgequalmt, liften war für dich undenkbar und nun trägst du Farben, die ich früher nie an dir gesehen habe. Nimmst du irgendetwas?« Sie war ehrlich besorgt.

»Nein, ich bin absolut bei Sinnen und koksen tue ich auch nicht. Es ist nun einmal so. Wenn man eine schicke Antiquität mit Patina werden will, muss man beizeiten etwas dafür tun.« Dann hatte sie eine Flasche Champagner aufgemacht und mit Kira auf ihr neues Leben angestoßen. Als sie ihre Tochter an der Tür verabschiedete, sagte sie: »Krieg jetzt bitte keine Krise. Ich werde die Wohnung renovieren lassen und endlich so einrichten, wie ich es mir immer gewünscht habe.«

Nun befürchtete Kira tatsächlich das Schlimmste!

Am gleichen Abend saß sie bei François und Bebe. Vera war auch da, Uwe hatte seinen wöchentlichen Squashabend.

»Du hast mir gar nicht erzählt, dass Mama einen Termin bei dir hat.« Kiras Stimme klang leicht vorwurfsvoll.

»Ich rede nie über meine Kundinnen«, antwortete François geziert. Bebe grinste. »Ich lache mich tot. Das ist ja ganz was Neues!« François war beleidigt. »Die Inge wollt euch halt überraschen. Woher weißt du es denn überhaupt?«

»Ich war heute bei ihr. Da hat sie es mir erzählt. Und bei Kirchberger hat sie auch einen Termin ...«

»Was will sie denn da?« Vera blickte ungläubig.

»Sich die Augenbraunen und Lippen tätowieren lassen und lernen, sich richtig zu schminken.«

»Jetzt fehlt es nur noch, dass sie sich auch liften lässt«, Vera war fassungslos und Kiras Gesicht sprach Bände.

»Genau das hat sie vor.« Nun brachen Bebe und François in schallendes Gelächter aus. Als sie sich wieder beruhigt hatten, sagte Bebe: »Was ist denn mit euch Beiden los, was habt ihr denn für spießige Anwandlungen? Die Inge hat Recht. Sie will nicht als alte Schachtel versauern. Denkt ihr mit sechzig ist alles vorbei? Sogar Udo Jürgens singt, dass dann das Leben erst richtig anfängt.«

»Ich trinke auf die Inge«, sagte nun François, »die hat sicher noch einige Überraschungen für uns in petto. Wahrscheinlich kommt sie demnächst mit einem jungen Liebhaber daher. Wundern würde mich des net!«

»Also François!« Vera war empört und ausnahmsweise war Kira mal ganz ihrer Meinung.

5

Vera hatte sich von Uwe überreden lassen, mit Hannes und seiner Freundin zum Essen zu gehen. »Ich will nicht«, hatte sie zu Kira gesagt, »aber Uwe meint, es wäre nicht gerecht, Hannes immer abzusagen. Er hat uns schon fünf Mal eingeladen. Was soll ich denn machen?«

»Geh nur«, hatte Kira ihre Freundin beruhigt, »mich stört es nicht. Vielleicht findest du ja raus, was an ihr so toll ist.«

Ein klein wenig störte es sie natürlich doch. Was, wenn Vera diese Roswitha wider Erwarten ganz toll finden würde? So übel sah sie ja schließlich nicht aus. Und irgendetwas Nettes würde sie schon an sich haben, sonst wäre Hannes doch nicht so verrückt nach ihr.

Deshalb nahm sie sofort Bebes und François Einladung zum Thailänder an. Erstens liebte sie die Thaiküche und zweitens würde sie nicht zum Nachdenken kommen. So cool, wie sie sich ihren Freunden gegenüber gab, war sie nämlich nicht. Ihr Selbstbewusstsein war doch ganz schön angeknackst.

Im Restaurant trafen sie auf Rolf und Gila. Tanja wurde, wie immer, erst erwartet. Alle hatten schon ihre Bestellung aufgegeben, nur Rolf war nach zehn Minuten immer noch nicht damit fertig. Als er sich nach langem Hin und Her zu einem gekochten Huhn entschlossen hatte, natürlich ohne Haut und ungewürzt, kam er zur Beilage.

»Also den Salat müssen sie blanchieren.« Der Ober blickte ungläubig drein. »Die Tomaten bitte schälen. Ich vertrage die Schale nicht, verstehen Sie. Keine Petersilie und um Gottes Willen bloß keine Zitrone nur ein paar Tropfen Apfelessig ...«

Weiter kam er nicht. Der Ober hatte seine Block zugeklappt, die Augen genervt nach oben geschlagen und war mit den Worten: »Ich hole den Chef«, verschwunden. Dieser, ein altes Verhältnis von Bebe, kam sofort. Nach einer überschwänglichen Begrüßung hatte er Bebe heftig umarmt, sehr zu François' Verdruss. Anschließend nahm er Rolfs Bestellung geduldig entgegen. Ihm war es egal, ob seine Gäste verrückt waren, Hauptsache, sie bezahlten ihre Rechnung.

Man war bereits beim Hauptgang, als Tanja das Lokal betrat, auf der Nase eine überdimensionale Sonnenbrille. Als sie, von Karl, dem Wirt, durch das schummerige Lokal geleitet, am Tisch stand, wurde sie von Bebe begrüßt: »Na, bist du plötzlich erblindet?« Wortlos schob sie ihre Brille nach oben.

»Igitt, wie siehst du denn aus? Bist du unter die Straßenbahn gekommen?« Bebe verzog angeekelt das Gesicht. Tanjas Augen waren zugeschwollen und von dicken Blutergüssen umgeben.

»A ganz normales Augenlifting«, bemerkte François. Er kannte sich mit sowas aus.

Tanja hatte sich, die Brille wieder auf der Nase, auf einen Stuhl sinken lassen und Bebe ‘bissige alte Tunte’ zugezischt, um dann ganz normal weiterzureden.

»Ich konnte die Lappen über meinen Augen nicht mehr sehen. Robby hat sie mir heute Morgen schnell weg geschnitten.« Robert Lovas war DER Schönheitschirurg der Stadt. Fast alle Kundinnen von Franoçis über vierzig hatten irgendwo eine oder auch mehrere Narben, die von Robbys Skalpell herrührte.

»Also du hast Mut«, ließ sich Gila vernehmen, »ich würde mich das nicht trauen. Einfach so!«

»Das würde auch gar nichts nützen«, schoss Bebe in ihre Richtung, »du solltest dir erst mal dein Fett absaugen lassen.« Er konnte nicht verstehen, dass sie ständig über ihre Figur lamentierte und dann so viel fraß. Sie hatte, wie er natürlich bemerkt hatte, die Reste von Rolfs Teller, dem alles immer noch zu stark gewürzt war, auch noch gegessen. So etwas entging ihm nicht.

»Du bist wirklich ein Ekel, Bebe.« Franoçis strich der betrübt guckenden Gila über das Haar. »Die Gila ist rund, na und?«

Nun mussten alle lachen, und die etwas angeheizte Stimmung war wieder geglättet.

Karl, der Wirt, war an den Tisch gekommen und hatte gefragt: »Schmeckt es euch, seid ihr zufrieden?«

»Köstlich«, »wunderbar«, wurde ihm von allen Seiten bestätigt.

»Ich möchte euch gern meine Frau vorstellen, sie ist nämlich die Köchin.« Bebes Gesicht sprach Bände. Karl, die ‘Obertrulle’ verheiratet. Wie ging denn das?

Karl verschwand mit elegantem Hüftschwung in Richtung Küche und kam wenige Augenblicke später strahlend zurück, am Arm eine junge hübsche Thai und strahlte in die Runde »Das ist meine Frau!«

Dazu fiel sogar Bebe nichts mehr ein!

Der Abend endete weit nach Mitternacht. Der Mai-Tai, gespendet von dem verliebten Karl, floss in Strömen und als Kira nach Hause kam, waren für den Moment alle Probleme vergessen.

 

Das Telefon klingelte. Hartnäckig. Es wollte nicht aufhören. Oh Gott, sie war doch gerade erst ins Bett gegangen! Kiras kleine weiße Hand brauchte eine Weile, bis sie den Hörer fand. »Hallo.« Ihre Stimme war ein Krächzen.

»Ich bins. Vera. Was ist Kira? Bist du krank?«

»Nein, nein«, langsam kam ihre Stimme zurück, »ich bin nicht krank, ich habe nur einen grauenhaften Kater. Wie spät ist es denn?« Sie hatte den Hörer unter die Bettdecke gezogen und noch nicht die Kraft gehabt, die Augen aufzumachen.

»Es ist acht Uhr, du bist doch sonst immer so früh wach.«

Vera war ein bisschen verstimmt. »Willst du denn gar nicht wissen, wie der gestrige Abend war? Seit sieben starre ich das Telefon an ...« Schlagartig war Kira hell wach.

»Erzähl, sofort! Ich bin ganz Ohr.« Sie hatte sich kerzengerade aufgesetzt. Was auch immer jetzt kam, sie wollte es mit Haltung ertragen.

»Also, ich muss dir sagen, Männer sind sehr befremdliche Wesen«, begann Vera. »Der Hannes, den ich immer für einen halbwegs intelligenten Menschen gehalten habe, ist wirklich total verblödet. Ich verstehe nicht, wie er diese Frau aushält. Die ist ja so dumm wie Brot.« Vera, die ‘Gute’, wie sie von allen immer etwas mitleidig genannt wurde, die an jedem Menschen etwas Positives fand, konnte sich gar nicht beruhigen.

»Kein vernünftiges Wort kann man mehr mit ihm sprechen. Ihm ist der Verstand in die Hose gefallen. Irgendwann muss der doch wieder zu sich kommen. ‘Das ist ja ein geistiges Dahinvegetieren’, hab ich zu Uwe gesagt. Und wenn du dich in Zukunft mit Hannes treffen willst, dann ohne mich. Sag mir Bescheid, wenn er wieder normal ist.«

Vera hatte versucht, auf Kiras Drängen Teile der Konversation zu wiederholen.

»Ich weiß gar nicht mehr, was eigentlich geredet wurde. Es war einfach blöd.« Sie war außer sich. »Es ging nur um Cocktailparties, wer mit wem im P1 gesehen worden war, welche Uhr man unbedingt haben muss und was für Klamotten man auf gar keinen Fall anziehen kann.« Sie holte kurz Luft. »Und dann das Getue mit dem Hannes. Schätzchen hier und Schätzchen da und dann ‘Heute habe ich eine Handtasche bei Dior gesehen, kaufst du mir die? Ich muss sie unbedingt haben, bitte, bitte, sonst sterbe ich.’ Kannst du dir so einen Schwachsinn vorstellen?«

»Und was hat Hannes dazu gesagt?« Kiras Stimme verriet nicht, wie aufgeregt sie war.

»Er hat blöd gegrinst und gesagt, ‘aber klar, meine Süße, wenn du es dir so wünschst.’« Sie schwiegen einen Moment.

»Also du meinst, Hannes leidet an einer vorübergehenden Krankheit, Schwachsinn oder etwas Ähnlichem, von der er sich wieder erholen könnte?«, fragte Kira vorsichtig.

»Ich will nur hoffen, dass sie nicht ansteckend ist«, musste Vera jetzt lachen. »Der Gedanke, dass Uwe sich so albern benehmen könnte, ist einfach unvorstellbar.«

»Ja und was soll ich jetzt machen?«, fragte Kira ganz leise.

»Abwarten«, sagte Vera, »wenn nur noch ein kleines bisschen Verstand in seinem Hirn ist, wird die Heilung von ganz allein einsetzen.«

6

Sophie hatte ihr Examen mit der Note Gut bestanden. Sie war jetzt Simultandolmetscherin in Französisch und Englisch.

Zur Abschlussfeier waren Kira und Hannes, wie versprochen, in die Schweiz gefahren. Kira hatte ihre Mutter überredet, mitzukommen, sozusagen als Katalysator.

»Gut siehst du aus«, hatte Hannes seine Frau begrüßt, als er beide abholte, »hast du eine neue Frisur?«

»Ja, und abgenommen habe ich und an meinem Hängehintern arbeite ich auch!« Kira lächelte dünn. »Du siehst allerdings etwas mitgenommen aus. Deine Roswitha scheint ja sehr anstrengend zu sein.« Hannes hatte vorsichtshalber nichts darauf erwidert. Diesen Ton kannte er, er verhieß nichts Gutes. Der strafende Blick ihrer Mutter hatte Kira jedoch verstummen lassen und so verlief die Fahrt zwar einsilbig aber friedlich.

Kira hatte ihre Mutter gebeten, sich nach vorn neben Hannes zu setzen und sich dann auf dem Rücksitz des Autos verkrochen. Sie war müde. Während der letzten Nächte hatte sie kaum geschlafen, Albträume hatten sie gequält und immer wieder war sie schweißgebadet aufgewacht, voller Angst vor ihrem Besuch in der Schweiz. Wie würde Sophie auf die Trennung ihrer Eltern reagieren? Seit Monaten hatte sie ihre Tochter belogen und am Telefon die Fröhliche gespielt. Nun würde sie es ihr wohl sagen müssen. Wie würde Sophie diese Nachricht aufnehmen? Kira döste vor sich hin und hörte kaum, was vorn gesprochen wurde. Ihre Mutter bemühte sich offensichtlich redlich, Hannes zu unterhalten, aber auch er antwortete nur einsilbig und irgendwann gab sie es auf.

 

»Mama, Papa, Omilein!« Sophie kam ihnen entgegen gelaufen und begrüßte sie stürmisch.

»Du siehst ja toll aus, Mama. Deine Haare sind ab! Hat François dich dazu überredet? Wenn ich nach Hause komme, soll er mir auch so eine super Frisur machen.«

Sie war das Ebenbild ihrer Mutter mit den gleichen roten Locken, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte. »Dann sehen wir aus wie Schwestern.«

Sie strahlte. »Omi, meine liebe süße Omi, ich freu mich so, dass du mitgekommen bist.« Sie fiel ihrem Vater um den Hals. »Du hast abgenommen, gehst du immer noch so oft ins Fitness?« Hannes lächelte gequält. Allein das Wort Fitness bereitete ihm körperliche Qual.

»Nein, mein Engel, ich arbeite wohl zu viel. Und trinke etwas weniger Bier.« Über das Aussehen ihrer Großmutter konnte sie sich gar nicht beruhigen.

»Omi, warst du in einem Jungbrunnen? Du siehst ja total verändert aus. Einfach super. Gar nicht mehr wie eine Oma. Was hast du denn bloß gemacht? Soll ich jetzt lieber Inge zu dir sagen?« Sie redete ohne Punkt und Komma und ohne eine Antwort zu erwarten. Sie war schrecklich aufgeregt und einfach glücklich.

Ein junges blondes Mädchen im Alter von Sophie kam auf sie zu.

»Ah, da ist Jane, meine Mitbewohnerin«, stellte sie ihre Freundin vor. »Und das sind meine Eltern und meine Großmutter.«

»Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, sagte Jane mit einem leicht amerikanischen Akzent, lächelte freundlich und wandte sich an Sophie: »Du hast nicht übertrieben, sie sehen toll aus, alle!«

»Darf ich die Damen zum Essen einladen«, fragte Hannes daraufhin. »Jane, Sie kommen doch mit? So ein Kompliment muss belohnt werden.«

»Was wünscht du dir denn zu deinem Examen?«, fragte Kira während des Essens, »Du weiß, du hast einen Wunsch frei.«

»Also, ich weiß, ihr möchtet mich gern mal wieder für eine Weile bei euch haben, nachdem ich so lange weg war.« Es fiel Sophie offensichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden. »Aber ich würde gern für zwei oder drei Wochen mit Jane nach New York gehen. Ihre Eltern haben eine Wohnung dort und ein Haus in South Hampton. Sie haben mich eingeladen. Ich könnte mein Englisch vertiefen. Und New York vor Weihnachten … ihr wisst ja, wie schön das ist ...« Sie blickte ihre Eltern zweifelnd an.

»Aber natürlich darfst du das, das ist doch eine tolle Gelegenheit, New York kennen zu lernen.« Fast gleichzeitig und ein bisschen zu schnell hatten Kira und Hannes das gesagt. Hoffentlich sieht sie uns unsere Erleichterung nicht an, dachte Kira. Aber ihre Sorge war unbegründet. Sophie war ihnen um den Hals gefallen und auch Jane strahlte.

»Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, dass Sie es erlauben. Wir werden viel Spaß haben. Sie kennen ja New York. Sophie hat es mir erzählt. Es gibt dort so viel zu sehen und zu tun. Und an den Wochenenden sind wir in den Hamptons. Da ist immer viel los.«

»Wann willst du denn fliegen«, fragte jetzt ihre Großmutter, der Kiras Erleichterung natürlich nicht entgangen war.

»Wenn ihr nicht böse seid, würde ich gern schon übermorgen zusammen mit Jane fliegen. Ihr Bruder hat Geburtstag. Er gibt in ihrem Haus in South Hampton eine große Party und Jane meint, das dürfe ich auf keinen Fall verpassen.«

»Brauchst du denn nicht noch was Schickes zum Anziehen?« fragte Hannes augenzwinkernd. »Wollen wir nachher zusammen einkaufen gegen?«

»Ja, Papa, danke. Kommt ihr mit, Mama und Omi?«

»Geht ihr mal allein.« Kira war erleichtert, mit ihrer Mutter mal eine Stunde ungestört zu sein.

»Das Kind ahnt nichts! Ich weiß nicht, wie ich es ihr beibringen soll!« Kira rührte unglücklich in ihrer Kaffeetasse. »Wir müssen es ihr ja wohl vor ihrer Abreise sagen.«

 

Es war am Abend vor ihrer Rückfahrt nach München.

»Wir würden heute Abend gern mit dir allein essen, ohne Jane«, sagte Kira. »Wir möchten etwas mit dir besprechen. Es ist wichtig.«

»Aber Jane und ich haben keine Geheimnisse voreinander.« Sophie war enttäuscht. »Sie findet euch doch so toll und ihr werdet sie ganz lange nicht sehen.« Kira strich ihr zärtlich über das Haar. »Und wir dich schließlich auch nicht. Jetzt geh packen und sei pünktlich. Wir haben für sieben Uhr einen Tisch in unserem Hotel bestellt.« Inge warf ihrer Tochter einen bedeutungsvollen Blick zu. »Das arme Kind ahnt wirklich nichts. Du und Hannes seid begnadete Schauspieler.« Kira seufzte. »Du hast ja keine Ahnung, wie schwer mir das Theater fällt.«

Sophie redete wie ein Wasserfall. Ihre Augen strahlten und ihre Wangen glühten vor Aufregung. »Jane findet die Kleider ganz toll, Papa, die du mir gekauft hast ... genau richtig für New York ... ihr glaubt ja gar nicht, wie ich mich freue ... ihr seid mir doch wirklich nicht böse, oder ...?« Sie nahm einen Schluck Wein. »Prost Mama, Papa, Omilein. Was machen wir denn Weihnachten, gehen wir über Silvester nach Moritz ...?« Plötzlich hielt sie inne. »Mama, du isst ja gar nichts. Was ist los?« Sie blickte von einem zum anderen. »Ist irgendwas? Was wolltet ihr mir denn überhaupt so Wichtiges sagen?« Für einen Moment war es totenstill am Tisch. Aus Kiras Gesicht war alle Farbe gewichen. Sie legte ihr Besteck aus der Hand und wischte sich mit der Serviette vorsichtig den Mund ab. Hannes starrte auf seinen Teller.

»Der Grund, warum wir allein mit dir sprechen wollten ...« Kira stockte. »Also der Grund ist: Dein Vater und ich haben uns getrennt.« Nun war es raus. Endlich!

»Waaaas? Nein, das glaube ich jetzt nicht!« Sophie blickte fassungslos von einem zum anderen. »Sag, dass das nicht wahr ist Papa, los sag es!« Ihre Stimme überschlug sich. Hannes zuckte hilflos mit den Achseln.

»Nun«, sagte Kira kalt, »erklär du doch deiner Tochter, dass du mich gegen Roswitha eingetauscht hast.«

»Kira, ich bitte dich!« Er warf seine Serviette auf den Tisch und erhob sich. »Mach mir doch hier keine Szene, nicht vor dem Kind.« Dann stürmte er aus dem Lokal.

»Sagt, dass es nicht wahr ist, Mama ... Omilein.« Sophie warf sich laut weinend in die Arme ihrer Großmutter, die mit leiser Stimme auf sie einsprach. »Reg dich nicht so auf, mein Herz. Das kommt in den besten Familien vor. Bitte beruhige dich.« Die Gäste von den anderen Tischen begannen bereits zu ihnen herüberzusehen. »Weißt du was, mein Liebes. Ich glaube uns ist allen der Appetit vergangen. Wir beide gehen jetzt auf mein Zimmer und reden. Was hältst du davon?« Kira blickte ihre Mutter dankbar an. Sie zitterte am ganzen Körper. Was würde sie bloß ohne sie tun!

Am nächsten Morgen sagte Inge zu Kira und Hannes: »Sophie lässt euch grüßen. Sie fühlt sich außerstande, sich persönlich von euch zu verabschieden. Sie sagt, sie liebt euch beide, aber möchte über Weihnachten in New York bleiben. Ich habe es ihr, euer Einverständnis voraussetzend, erlaubt.«

Oh Gott, Weihnachten! Kira graute davor. Ihre Mutter fuhr wie jedes Jahr nach Berlin zu Freunden. Natürlich hatte man sie herzlich eingeladen mitzukommen, aber der Gedanke, unglücklich inmitten intakten Familien mit fröhlichen Kindern zu sitzen, war ihr unerträglich. Sie war froh, dass ihre Mutter so weitsichtig gewesen war und das Problem schon vor ein paar Wochen erkannt hatte. Was hätten sie und Sophie machen sollen? Allein zu Hause sitzen und Trübsal blasen? Dann wäre ihr Elend ja noch größer gewesen. Vielleicht sollte sie mit Bebe und François in die Karibik fliegen?

Ihre Arbeit bei der Zeitung hatte sie wieder aufgenommen, auch hatten sie und Vera wieder damit begonnen, ihre Freunde abwechselnd zu sich nach Hause zum Essen einzuladen. Beide waren schon lange bevor Cocooning so in Mode gekommen war, begeisterte Hobbyköchinnen. Kira hatte sich auf Hausmannskost spezialisiert, während Vera für die feinere Küche zuständig war.

 

Der Winter war in diesem Jahr ungewöhnlich früh über Bayern hereingebrochen. Das Land versank im Schnee.

Kira saß bei Tom im Büro. Sie hatten ausführlich über ihr letztes Interview gesprochen. Tom war mal wieder höchst zufrieden mit ihrer Arbeit. Seit ihrer Krise mit Hannes hatte er sich ihr gegenüber äußerst korrekt verhalten. Weder versuchte er sie zu trösten, noch wie früher, ihr unsittliche Anträge zu machen. Er hatte sich, wie er seinem besten Freund Carlo anvertraut hatte ‘in die Warteschleife begeben’ und Kira war sehr froh darüber.

»Was ist denn mit Tom?«, hatte François ein paar Mal gefragt, »er war doch immer so scharf auf dich.«

»Ich hab keine Lust auf einen anderen Kerl«, war jedes Mal ihre Antwort, »ich bin noch nicht so weit.«

»Übrigens, Tom«, sagte sie, während sie in ihren langen Lammfellmantel schlüpfte und die Wollmütze überstülpte, »das Wetter verlangt nach einem deftigen Eintopf. Am Sonntag gibt es bei mir eine Erbsensuppe. Hast du Lust zu kommen? So um achtzehn Uhr.«

»Ja gern«, konnte Tom ihr gerade noch zurufen, als sie aus seinem Büro stürmte. Dann griff er zum Telefon.

»Carlo, hier ist Tom, ich komme am Wochenende nicht mit nach Kitzbühel. Kannst du Tini übernehmen? Ihr könnt meine Wohnung haben.« Tini war Toms derzeitige Freundin.

»Ja klar«, Carlo war erstaunt, »aber was ist los. Es ist ein traumhafter Schnee und Tini ist verliebt in dich und nicht in mich, leider!«

»Ich schenke sie dir. Kira hat mich eingeladen. Die Warteschleife ist zu Ende.«

»Aha«, war Carlos einziger Kommentar.

Der Sonntagabend verlief in fröhlichster Stimmung. Alle hatten sich auf die Erbsensuppe gestürzt, die Käseplatte und das von Kira selbst gemachte Schmalz wurden mit Begeisterung gegessen und als auch Tanja endlich erschien, ließ Bebe ausnahmsweise keine böse Bemerkung in ihre Richtung los, sondern begrüßte sie herzlich.

»Was ist denn mit dir los?«, fragte Gila erstaunt, die sonst immer neben Tanja als Zielscheibe für Bebes Sarkasmus diente, »hast du eine Midlife-Crisis, dass du so nett bist? Hoffentlich hält das eine Weile an.« Das holte Bebe schlagartig in die Realität zurück.

»Ach, Gilachen, du siehst heute so dünn aus, iss doch noch ein Schmalzbrot, du hattest doch erst drei.«

Es wurde gelacht und getratscht. Man redete über die Gesundheitsreform, linke Stadträte, über schwule Bürgermeister und das Putzfrauenproblem.

Als Kira einmal in die Küche ging, sprach man kurz über Hannes und Natascha.

»An einem Spazierstock ist ja mehr Fleisch als an der. Die rennt wohl dauernd mit Hannes ins Fitness«, sagte Rolf verächtlich.

»Das ist doch ein Kompliment«, ließ Gila sich vernehmen. Sie wäre froh, wenn das jemals einer über sie sagen würde.

»Ich habe noch nie im Fitness abgenommen.«

»Vielleicht solltest du ab und zu mal hingehen«, antwortete Bebe spitz. »Und wo ist überhaupt deine neue Flamme? Du wolltest ihn doch heute mitbringen. Offensichtlich leuchtet sie bereits woanders!« Bebe konnte es einfach nicht lassen!

In dem Moment erschien Kira mit ihrem selbst gebackenen, noch warmen Apfelkuchen.

»Oh wie wunderbar«, »eigentlich kann ich gar nicht mehr«, »ich platze gleich«, waren die begeisterten Kommentare.

Gegen elf verabschiedeten sich nach und nach die Gäste, nur Tom blieb.

»Kann ich dir noch beim Aufräumen helfen?«, hatte er gefragt und Kira hatte wie selbstverständlich geantwortet: »Ja gern.« Nachdem das Geschirr in der Spülmaschine verstaut und die Gläser abgewaschen waren, machten sie es sich vor dem brennenden Kamin bequem, jeder mit einem Glas Rotwein in der Hand. Sie sprachen nicht. Nur das Knistern des Feuers war zu hören. Irgendwann begann er sie zu küssen. Erst ganz zart auf die Augen, dann ihre Mundwinkel. Er küsste ihren Hals und ihren Haaransatz. Ohne Hast knöpfte er ihre Bluse auf und streichelte zart ihre Brustwarzen, die sich steil aufstellten. Sanft glitten seine Hände ihren Körper entlang, über ihre Hüften, zwischen ihre warmen, weichen Schenkel. Überall spürte sie seine Lippen. Er küsste ihren Bauch, ihren Venusberg, glitt tiefer und tiefer. Kira begann zu stöhnen. Ihr ganzer Körper bebte. Wie lange war es her, dass sie etwas Derartiges erlebt hatte? Seine Hände waren überall, er streichelte sie zärtlich, ohne Hast. Er hatte keine Eile. Sie ließ sich davontreiben.

Als er in sie eindrang, stöhnte sie auf. Er begann, sich mit langsamen Stößen in ihr zu bewegen, aber seine Bewegungen wurden schneller, fordernder. Sie waren nicht länger zärtlich, sie waren heftig und gierig. Als sie zum gemeinsamen Höhepunkt kamen, verlor Kira für einen Moment das Bewusstsein.

In einer kurzen Pause der Ekstase waren sie, Kira wusste am nächsten Tag nicht mehr wie, in ihrem Schlafzimmer gelandet, wo sie sich weiterliebten bis zum Morgengrauen.

 

Das schrille Läuten des Telefons riss sie aus ihren Träumen.

»Guten Morgen, Erbsensuppenkönigin, hast du gut geschlafen?« Veras Stimme klang fröhlich und ausgeschlafen. »Wie lange ist Tom denn noch geblieben?« Kiras Hand fuhr tastend über das Kopfkissen neben ihr.

»Bis eben war er noch da«, murmelte sie in den Hörer, »das Kissen ist noch warm, aber jetzt habe ich nur einen Zettel in der Hand.«

»Was redest du denn da, was für einen Zettel?«

Kira kam langsam zu sich.

»Tom muss gerade gegangen sein und hat mir etwas aufgeschrieben. Wenn ich meine Brille finde, kann ich es dir vorlesen.« Am anderen Ende der Leitung war Stille.

Kira wurde jetzt ungehalten.

»Und falls du es immer noch nicht begriffen hast: Tom hat hier die Nacht verbracht und wir haben nicht Monopoli gespielt, sondern es miteinander getrieben und er hat ihn mehr als zwei mal hoch gekriegt, würdest du das bitte Hannes wissen lassen!« Vera sagte immer noch nichts.

»Hat es dir die Sprache verschlagen?« Kira kam nun richtig in Fahrt. »Hast du gedacht, ich würde den Rest meines Lebens abstinent leben und weiter vor mich hin leiden? Komm mir jetzt bloß nicht mit deinen verstaubten Moralbegriffen. Ich kann dir nur sagen, es war toll. Meine Mutter hatte mal wieder Recht.«

»Wie ... was ... deine Mutter ... was hat denn die damit zu tun?« Vera klang total konsterniert.

»Ach, das ist eine andere Geschichte. Aber eins sollst du wissen, Tom hat mich wach geküsst aus meinem sexuellen Dornröschenschlaf. Roswitha sei Dank, jetzt weiß ich wieder, was guter Sex ist. Ich kann ja nur müde lachen über Hannes Potenz. Zweimal, ha!«

Vera war geschockt. »Ja findest du Sex denn so wichtig? Uwe und ich schlafen nur noch ganz selten miteinander.«

»Waaas!« Nun war Kira hellwach. »Dann pass mal gut auf, dass dein Uwe nicht auch mit einer Roswitha abzischt.« Mit diesen Worten knallte sie den Hörer auf und ließ am anderen Ende der Leitung eine völlig verwirrte Vera zurück.

Am Abend, Uwe war wie jeden Montag beim Squash, ging Vera zu Bebe und François. Sie musste mit jemanden reden.

Den ganzen Tag hatte sie versucht, Kira zu erreichen, aber immer nur deren Anrufbeantworter an den Apparat bekommen und als sie in der Redaktion anrief, wurde ihr gesagt, Kira und Tom hätten gerade gemeinsam das Gebäude verlassen.

François, gewandet in seinen schönsten Kaftan, begrüßte sie überschwänglich.

»War das nicht köstlich gestern, mei, eineinhalb Kilo hob i zugenommen. Das Schmalz!!« Er verdreht die Augen. »Sag, hast du schon mit Kira gesprochen, ist was gelaufen mit Tom?« Er zitterte vor Aufregung und auch Bebe konnte seine Neugier kaum verbergen.

»Ja hat sie euch noch nichts erzählt, sie ruft doch sonst jeden Tag bei euch an?« Veras Stimme klang spitz.

»Unser Telefon war den ganzen Tag gestört, also erzähl schon. Kommt Kira auch vorbei?«

»Keine Ahnung«, Vera blickte etwas säuerlich, »sie ist mit Tom unterwegs.«

»Also dann hat es endlich geklappt. Ich dachte schon, es passiert nie.« François klatschte aufgeregt in die Hände.

»Bebe, Schatz, mach den Champagner auf, das muss gefeiert werden, mit oder ohne Kira.«

»Ja freust du dich denn gar nicht?« François hatte bemerkt, dass Veras Begeisterung sich in Grenzen hielt.

»Ja, ich weiß nicht.« Sie zögerte. »Kira war heute Morgen völlig außer sich. Wachgeküsst hätte Tom sie aus ihrem sexuellen Dornröschenschlaf. Endlich wüsste sie wieder, was guter Sex ist. Ich kann das einfach nicht nachvollziehen.«

»Was kannst du nicht nachvollziehen?« Bebe hatte mit der geöffneten Champagnerflasche den Salon betreten und nur Veras letzte Worte gehört.

»Dass das Kirachen den Sex wieder entdeckt hat«, tönte François begeistert.

»Und wieso kannst du das nicht verstehen, du wirst doch hoffentlich nicht in sexueller Enthaltsamkeit leben?« Bebe blickte sie verständnislos an.

»Naja«, Vera begann herumzustottern, »also Uwe und ich, na bei uns spielt sich nicht mehr so viel ab, im Bett, meine ich ...«

Sie blickte ihre Freunde hilflos an.

»Aber es fehlt mir gar nicht«, sagte sie trotzig, »auch Uwe ist sehr zufrieden, so wie es ist.«

Dazu fiel weder Bebe noch François etwas ein. Mit Hetero-Beziehungen kannten sie sich, außer in Krisenfällen, nicht so gut aus und Bebe hielt es für besser, dazu einmal keine passende Bemerkung zu machen. Eingefallen wäre ihm schon was.

»Die wird noch ihr blaues Wunder erleben«, sagte er zu François, als Vera gegangen war. »Früher oder später erleben wir da unser nächstes Drama.«

»Bitte nicht, und wenn es schon sein muss, dann lieber später«, seufzte François, »ich fange gerade an, mich von dem letzten zu erholen.«

7

Kira schwebte auf Wolken. Sie war verliebt.

»Wie konnte ich diesem hinreißenden Kerl nur so lange widerstehen«, und, »er ist ja so süß, so zärtlich und aufmerksam«, und ein bisschen wehmütig, »so war Hannes früher auch einmal.« Stundenlang musste Vera sich Toms Vorzüge anhören und sie tat es geduldig und widerspruchslos. Ihr Telefongespräch nach Kiras erster Nacht mit Tom saß ihr noch in den Knochen. Schließlich war sie ihre beste Freundin, und ein Mann sollte sie nicht auseinander bringen.

Von einem Tag auf den anderen führte Kira ein neues Leben. Die Wochenenden verbrachte sie mit Tom in Kitzbühel.

»Die Frau ist einfach perfekt«, hatte dieser seinem Freund Carlo erklärt, »sie fährt Ski wie ein Teufel, spielt fantastisch Golf, und den Rest will ich dir gar nicht erzählen. Ich bin verliebt wie noch nie in meinem Leben.« Das gab Carlo sehr zu denken.

Während der Woche gingen sie zu Filmpremieren, trafen Toms Clique in den Szenelokalen zum Essen und anschließend endeten sie nicht selten im P1 oder einem der anderen gerade angesagten Nachtclubs.

Einmal trafen sie Hannes und Natascha. Es gab Kira einen kleinen Stich, als sie ihren Mann an der Bar sitzen sah, blass und sichtlich abgemagert. Irgendwie deplaziert sah er da aus. Natascha, ziemlich gelangweilt aussehend, stand neben ihm. Sie hatten sich flüchtig zugenickt, aber Tom hatte sie gleich auf die Tanzfläche gezogen und eng umschlungen mit ihr getanzt. Als sie zu ihrem Tisch zurückkamen – Carlo hatte inzwischen Champagner bestellt – bat Kira Tom, sie nach Hause zu bringen. »Was ist Liebling«, fragte der besorgt, »ist dir nicht gut?«

»Ich habe schreckliche Kopfschmerzen, wahrscheinlich bekomme ich eine Erkältung«, log Kira. Sie schloss für einen Moment die Augen. »Die laute Musik ... es dröhnt nur so in meinem Kopf.« Sie konnte Tom ja schlecht sagen, dass die erste Begegnung mit Hannes seit ihrer Trennung ihr mehr zusetzte, als sie gedacht hätte. Sie fürchte, jeden Moment in Tränen auszubrechen. Ein junger Mann, den Kira nicht kannte, begrüßte Tom überschwänglich. »Bleib du nur noch ein bisschen«, flüsterte sie ihm ins Ohr und bevor er ihr widersprechen konnte, war sie im flackernden Licht des Halbdunkels verschwunden.

In der Nacht quälten sie schreckliche Alpträume. Sie war mit Hannes über blühende Wiesen gelaufen. Sie hielten sich an den Händen, hatten sich geküsst, waren glücklich. Aber plötzlich hatte er sich von ihr gelöst, sie wollte ihn festhalten, aber er ging weiter und weiter, bis er in einer Nebelwand verschwand. Sie versuchte, ihm nachzulaufen, aber es ging nicht, ihre Füße waren wie festgeklebt. Sie schrie und schrie und dann wachte sie von ihrem Schreien auf. Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie beweinte ihr verlorenes Glück. Es dämmerte bereits, als sie noch einmal in einen unruhigen Schlaf fiel. Niemandem, nicht einmal Vera erzählte sie von ihrem Traum.

Am nächsten Tag traf Hannes Uwe zum Mittagessen.

»Ich habe gestern Kira gesehen, sie sieht phantastisch aus.«

»Was man von dir nicht sagen kann, alter Freund.« Uwe musste lachen. »Übertreibst du nicht ein bisschen mit deinem Fitness?«

»Ach, da gehe ich ja kaum noch hin. Es ist das Essen in den Kneipen, es hängt mir zum Hals raus. Und vielleicht bekomme ich auch nicht genug Schlaf.«

»Ja, dann bleibt doch mal zu Hause und Natascha soll was Anständiges kochen.«

»Sie kann ja leider nicht kochen. Ich hab ihr schon ein Kochbuch geschenkt und sie gebeten, mir mal eine Erbsensuppe zu machen. Aber sie hat mich gefragt, ob ich sie noch alle hätte. Erbsensuppe, wie eklig.« Er lachte gequält. »Man kann eben nicht alles haben. Aber Kira scheint es ja gut zu gehen.«

»Sie ist schwer verliebt, Tom reißt sie förmlich mit. Er ist auch wirklich ein netter Kerl. Aber du kennst ihn ja. Wir mögen ihn alle sehr gern.«

Man sah Hannes an, dass er das nun gar nicht gern hörte. »Der ist doch viel zu jung für sie.« Uwe blickte seinen Freund entgeistert an.

»Das sagst du?! Jetzt halt aber mal die Luft an. Natascha ist schließlich über zwanzig Jahre jünger als du.«

»Der Altersunterschied spielt bei uns überhaupt keine Rolle, wir verstehen uns blendend. Sie sagt, mit jüngeren Männern kann sie nichts anfangen, sie ist so lieb und tut alles für mich.«

»Außer kochen«, konnte Uwe sich nicht verkneifen zu sagen.

»Was macht ihr Weihnachten und Silvester?«, fragte er, um dem Gespräch eine andere Richtung zu geben.

»Natascha will unbedingt nach St. Moritz. Ich habe im Palace gebucht. Du weißt ja, seitdem ich Golf spiele, laufe ich nicht mehr Ski. Aber ich habe mir gedacht, wenn sie es sich so sehr wünscht, werde ich meine alten Knochen noch mal ölen und auf die Skier stellen.«

Oh je, dachte Uwe, das klingt aber alles nicht mehr so euphorisch wie am Anfang. »Wie geht es Vera?« Hannes wollte schnell das Thema wechseln.

»Danke, gut. Sie lässt dich grüssen. Sie ist heute bei Oma Ahlmann am Tegernsee. Eigentlich wollte die nach München kommen, aber sie hat eine leichte Erkältung und Vera hat sie überredet, zu Hause zu bleiben. Du weißt ja, Vera stirbt immer vor Angst, wenn ihre geliebte Oma nur mal hüstelt oder noch schlimmer, wenn sie sich ins Auto setzt.«

»Fährt sie immer noch so verrückt?« Hannes lachte.

»Ja, sie lässt sich nicht davon abbringen, auf der Autobahn immer in der Mitte zu fahren, damit man sie rechts und links überholen kann. Dabei fährt sie mindestens hundertachtzig!«

»Wie alt ist sie denn inzwischen?«

»Nächsten Monat wird sie vierundneunzig Jahre alt. Gerade ist sie in einen Bridgeclub eingetreten. Ihre Partner, mit denen sie seit Jahren gespielt hat, sind entweder gestorben oder ihr inzwischen zu alt. ‘Die spielen mir zu schlecht und ohne meine Karten verblöde ich ja. Und außerdem reden die nur über ihre Krankheiten’, hat sie Vera erklärt.« Hannes Handy klingelte.

»Ja, Schätzchen, ich hole dich gleich ab ... Natascha ist mit ihren Aufnahmen fertig, entschuldige, ich muss gehen ... also bis bald.«

Er war aufgesprungen, hatte Uwe kurz die Hand gegeben und weg war er.

 

Renate Ahlmann war die Mutter von Veras Vater. Veras Eltern waren, als sie gerade dreizehn Jahre alt war, kurz hintereinander gestorben und so war sie bei ihrer Großeltern in Berlin aufgewachsen. Vor ein paar Jahren war der Großvater gestorben und Vera hatte ihre Großmutter überreden können, an den Tegernsee zu ziehen, um sie in ihrer Nähe zu haben. Auch München war in Erwägung gezogen worden, aber am Tegernsee hatten die Ahlmanns jahrelang ihre Sommerurlaube verbracht. Es gab da viele Erinnerungen und so hatte sie sich entschlossen, ihre letzten Jahre dort zu verbringen.

Ende der Leseprobe aus 213 Seiten  - nach oben

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Autor: Maja Schulze-Lackner

Maja Schulze-Lackner

Maja Schulze-Lackner wurde in Berlin geboren. 1966 eröffnete sie mit ihrer ersten selbst entworfenen Kollektion das Modegeschäft "Maja of Munich". Neben ihrer Tätigkeit als Designerin und Geschäftsfrau schrieb sie auch für die Bunte, Die Welt und Elle. 1995 beendete sie ihre Laufbahn als Modedesignerin und begann als Autorin zu arbeiten. Nach drei erfolgreichen Ratgebern erzählte sie in dem Bestseller "Und Wunder gibt es doch" die Geschichte ihrer ostpreußischen Familie. Nach dem großen Erfolg des Buches schilderte sie in drei weiteren Romanen die bewegten Zeiten in Ostpreußen Ende des 19. Jahrhunderts. Maja Schulze-Lackner lebt mit ihrem Mann in München.
www.schulze-lackner.de

Foto: © Michael Doster
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