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Titel: Die Gottestänzerin

Die Gottestänzerin

Mein Leben bei den Pygmäen

von Cornelia Canady

Seiten: (ca.) 346
Erscheinungsform: Neuausgabe
Erscheinungsdatum: 29.10.2012
ISBN: eBook 9783942822015
Format: ePUB und MOBI (ohne DRM)

US$ 5,99

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Autor

Autor: Cornelia Canady
Cornelia Canady (Autor)
4 eBooks
Übersicht Leseprobe Autor

Der Kampf einer Deutschen für die Pygmäen.

Nur widerstrebend schließt sich Cornelia Canady einer Expedition zu den Pygmäen im zentralafrikanischen Regenwald an. Doch die fremde Kultur zieht sie schnell in ihren Bann. Sie beschließt, allein bei den Gottestänzern, wie sie sich selbst nennen, zu bleiben und in ihre archaische Lebensweise einzutauchen. Cornelia beobachtet und jagt mit ihnen Elefanten, sie feiert ihre Feste mit und ergründet die Geheimnisse der Urwaldapotheke. Angriffe von Affen und ein apokalyptisch anmutender Überfall von Millionen Treiberameisen gehören zum abenteuerlichen Alltag. Die wahren Gefahren aber drohen aus der »zivilisierten Welt«: Wilderei und Holzeinschlag in großem Stil zerstören die Lebensgrundlage der Pygmäen. Cornelia beschließt, für ihre Freunde und deren Kultur zu kämpfen: Sie entwickelt Hilfsprojekte, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem WWF. Ein zäher Kampf beginnt...

Details

Titel
Die Gottestänzerin
Untertitel
Mein Leben bei den Pygmäen
Autor
Cornelia Canady
Seiten
346
Erscheinungsform
Neuausgabe
Preis (eBook)
5,99 EUR
ISBN (eBook)
9783942822015
Sprache
Deutsch

Leseprobe

Cornelia Canady

Die Gottestänzerin
Mein Leben bei den Pygmäen


* * *


Vorwort

Ich bin wieder in München. Nach genau zwölf Jahren und sechs Monaten Afrika bin ich wieder in München. Ich habe eine schöne Wohnung und einen interessanten Job und führe ein ganz normales Leben – jedenfalls äußerlich. Doch innerlich bin ich in Afrika geblieben.
Zwölf Jahre lang ist die Zentralafrikanische Republik meine Heimat gewesen, ein Staat im schwärzesten Innern Afrikas, doppelt so groß wie Deutschland und umgeben von Tschad, Sudan, Zaire, Kongo und Kamerun. Dort habe ich Freunde gefunden, die mein Leben aus der Bahn warfen, es dann neu ordneten und ihm eine ganz neue Richtung gaben: die Bayaka-Pygmäen. Immer wieder habe ich sie aufgesucht und mit ihnen gelebt, so dass im Lauf der Jahre eine tiefe Freundschaft entstanden ist.
Ich bin wohl eine der Letzten, die das Leben der Pygmäen in seiner ursprünglichen Form kennen gelernt haben und eine der Ersten, die ihre Odyssee in die vermeintliche Zivilisation hautnah miterlebten. Denn alle Fachleute sind sich hierin einig: Diese traditionelle Lebensform kann sich nicht mehr lang erhalten. Die steinzeitliche, nomadisierende Jäger- und Sammlergesellschaft braucht viel Lebensraum. Wenn die Männer der Gruppe (es leben immer so etwa 15–20 Menschen zusammen) in der Umgebung ihres Laubhüttendorfes alles jagdbare Wild erlegt und die Frauen alles Essbare gesammelt haben und sich Ungeziefer wie Läuse, Flöhe, Zecken und Würmer im Dorf breit macht, zieht der Clan weiter, damit sich auch der Wald regenerieren kann.
Nun aber wird dieser Lebensraum unaufhaltsam und in rasender Geschwindigkeit zerstört. Vom Flugzeug aus sieht man deutlich, dass die hellgrünen Rodungsflächen von Jahr zu Jahr größer und zahlreicher werden. Schwere Maschinen arbeiten sich in den Urwald vor, um die wertvollsten Bäume zu schlagen. Jeder Holzkonzessionär schlägt bedeutend mehr Holz ein, als er dürfte. Und jeder rodet sich seine eigene Piste zum Abtransport des Holzes. So rückt die Zivilisation den kleinen Waldmenschen immer näher und bringt sie in Kontakt mit ihren fragwürdigen Segnungen. Dazu gehören vor allem Krankheiten, die den Pygmäen unbekannt sind und gegen die sie keine Naturheilmittel kennen. Obendrein gerät die Urwaldmedizin langsam in Vergessenheit, weil die Pygmäen inzwischen auf unsere Pillen genau so scharf sind wie auf Zigaretten.
Ich fühle mich den Bayaka in Dankbarkeit verpflichtet und versuche ihnen auf jede mögliche Weise zu helfen. Aber wie? Ich hatte einmal ein wenig naiv versucht, »meine« Bayaka sesshaft zu machen, damit sie Geld und Unabhängigkeit erwerben konnten. Dazu hatte ich ihnen Setzlinge gebracht und ihnen bei der Anlage einer kleinen Plantage geholfen. Aber dann ließen sie die Plantage schon vor der Ernte im Stich, weil sie ihrer Tradition gemäß weiterzogen, um zu jagen und zu sammeln, wie es die Saison gebot: Die Raupenzeit kam, die Honigzeit, die Jagdzeit oder auch einfach nur die Besuchszeit in entlegenen Dörfern, wo noch Familienmitglieder lebten.
Auch der Kampf gegen die Holzmoguln erwies sich leider als aussichtslos. Im noch tief geschlossenen Feuchtwaldgebiet, das sich vom Kongo bis in die Zentralafrikanische Republik zieht, verwirklichte der World Wildlife Fund (WWF) ein Schutzgebietsprogramm, bei dem ich einsteigen konnte, was ich voller Begeisterung tat. 3359 Quadratkilometer umfasst das Dzanga-Sangha-Waldschutzgebiet und 1220 der Ndoki- Nationalpark. Mit Unterstützung der Regierung wurde das einmalige Projekt tatsächlich ausgeführt; es wurden Forschungsstationen errichtet, von denen aus die scheuen Flachlandgorillas und Waldelefanten beobachtet werden konnten, der Ökotourismus wurde gefördert und die Pygmäen wurden in das Programm eingebunden. Sie weihten neugierige Touristen im großen Regenwald in die Geheimnisse der Urwaldapotheke ein, sie gingen mit ihnen zur Jagd, führten sie in ihre Dörfer und erlaubten wertvolle Einblicke in ihre Traditionen und Techniken.
Das sah wie eine Ideallösung aus, aber das Böse findet immer einen Weg. Das Wild fühlte sich allmählich so sicher in den Schutzgebieten, dass es dort starken Zulauf gab. Das wiederum lockte Wilderer an, und die Wilderei nahm schnell unkontrollierbare Ausmaße an. Die schmale, langgezogene Form des Parks war für die Verbrecher vorteilhaft: Bevor die Wildhüter, insgesamt vierzig an der Zahl, sie stellen konnten, waren sie schon wieder jenseits der Parkgrenzen.
Aber ich will nicht resignieren. Im Gegenteil. Als der hochgeachtete Dorfälteste Djele, mein verehrter Freund, starb, war seine letzte Bitte an mich, ich solle seinen Leuten helfen. Dafür setze ich mich seitdem mit allen meinen Kräften ein, und deshalb schreibe ich auch dieses Buch. Es soll die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Schicksal der Pygmäen, der letzten Regenwaldbewohner Zentralafrikas, lenken und den zivilisierten Teil der Menschheit sensibilisieren für die Probleme eines der wenigen verbliebenen Naturvölker.



1. Zeitreise

Zurück in die Steinzeit


Seit vier Tagen stolperte ich durch den Urwald, und meine Stimmung war weit unter dem Nullpunkt. Auf was hatte ich mich da bloß eingelassen?
Schon mit der Ankunft in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, hatte der Ärger angefangen. Der Leiter der Expedition, der uns am Flughafen erwartete, war mir auf Anhieb herzlich unsympathisch gewesen, was übrigens auf Gegenseitigkeit beruhte. Er war der Meinung, Frauen hätten auf Expeditionen nichts zu suchen, aber wenn ich schon dabei wäre, könnte ich wenigstens kochen und abspülen.
Dabei war ich selbst auch überhaupt nicht scharf gewesen auf diesen Abstecher in den Dschungel. Mein Professor, Dr. Eibl-Eibesfeldt, für den ich in München arbeitete, hatte mich mühsam dazu überreden müssen, mit Ethnologen und Biologen hierher ins Lobaye-Gebiet zu reisen, wo wir das Leben der Pygmäen in seiner ursprünglichen und traditionellen Form erforschen sollten. Eigentlicher Initiator der Expedition war der mir ebenfalls bekannte Direktor des Hauses der Natur in Salzburg gewesen, der noch vor unserer Abreise gedroht hatte: »Und dass wir ja mit guten Berichten und Dokumentationen zurückkommen, auch wenn es ein paar Wochen länger dauert! Die Bayaka-Pygmäen haben bei den derzeitigen umfassenden Regenwaldrodungen keinerlei Überlebenschancen, und ich will ihr Leben als Erster umfangreich dokumentieren!«
Wäre ich doch bloß in meinem Münchner Uni-Archiv geblieben und hätte weiterhin brav meine Kommentare zu ethnologischen Filmen geschrieben! Dann könnte ich jetzt im Café Roma sitzen und Vanilleeis mit heißen Himbeeren essen oder mich am prasselnden Kamin in einen Sessel kuscheln und einen spannenden Expeditionsbericht lesen …
Ich hatte mich nicht aus Ziererei so lange gesträubt, diese Expedition mitzumachen: Vor dem Urwald hatte ich seit eh und je ungeheure Angst gehabt. Meine Horrorvisionen vom afrikanischen Dschungel und die damit verbundene Angst vor Panthern, Schlangen, Skorpionen und anderem unberechenbarem wildem Getier, egal ob groß oder klein, giftig oder gefräßig, waren lange Zeit stärker gewesen als Neugierde und Abenteuerlust. Und wer weiß, vielleicht waren diese Pygmäen ja auch Kannibalen … Dabei hatte ich damals so manches noch gar nicht gewusst, zum Beispiel, wie nass so ein Regenwald ist. Und wie dunkel. Und wie schwül. Und wie voller Insekten, die anscheinend alle nur auf mich gewartet hatten, um mich anzubeißen, zu stechen, auszusaugen, mir unter die Kleidung und in Nasenlöcher und Ohren zu kriechen.
Aber trotz allem: Als es in unserer Gruppe zum großen Krach kam und wir uns wegen unüberwindlicher Abneigung trennen, dachte ich keinen Augenblick daran, das Unternehmen abzubrechen und in mein trockenes, insektenfreies, angenehmes Münchner Leben zurückzukehren. Der Urwald hatte mich gepackt, seine Großartigkeit hatte mich überwältigt, und außerdem erwachte mein Ehrgeiz mit einem hinterhältigen Bohren. Ich beschloss, diese verfahrene Expedition eben alleine anzugehen. Denen würde ich es zeigen! Zu Hause sollten alle weinen und lachen, wenn sie meine Schilderungen über das Leben dieser vom Aussterben bedrohten Pygmäen hörten und lasen.
Zum Glück schlugen sich Lundi, unser Fährtenleser, und Sangui, ein dunkelhäutiger Professor aus Bangui, auf meine Seite und waren bereit, mich zu begleiten.
»Ich bewundere deinen Mut, Cornelia«, sagte Lundi und musterte mich mit einem nachdenklichen Blick.
Nun, Mut … Eigentlich war es mehr Trotz als wirklicher Mut, aber das spielte schließlich keine Rolle.
So kam es, dass wir jetzt als Kleinstexpedition unterwegs waren, immer in der gleichen Ordnung: Lundi voraus, ich in der Mitte, dann ein Träger und Sangui als Nachhut. Alle schwer bepackt. Durch das dichte Blätterdach fielen ein paar karge Sonnenstrahlen schräg durch die Zweige auf ein breitfächriges Gebüsch, wo uns auf langen Stängeln hellviolette Blüten entgegenleuchteten. Es musste schon später Nachmittag sein. Demnach war ich wieder einmal seit zehn Stunden unterwegs, doch an Rast war nicht zu denken. Wir blieben höchstens einmal kurz stehen, wenn Lundi mir etwas zeigen wollte.
»Schau!«, sagte er zum Beispiel, indem er auf eine unauffällige Mulde zwischen einigen angebrochenen Zweigen und
überhängendem Laub wies. »Der Schlafplatz einer Gazelle!« Ich war Lundi tief dankbar, dass er mir voller Stolz seinen
Wald erklärte und mich akzeptierte. Zwar sah er in mir eindeutig eine tollpatschige und unwissende Europäerin, aber er hatte schnell erkannt, dass ich empfänglich war für die Schönheiten und Besonderheiten dieses unerschöpflichen Paradieses.
Während ich weiter hinter Lundi her hechelte, beklagte ich innerlich, wie wenig Ähnlichkeit so ein Urwaldpfad mit unseren heimischen Waldwegen hat. Man muss seine Augen
überall haben, um all den Zweigen, Lianen und Insekten auszuweichen, die den »Weg« versperren, und um gleichzeitig den Boden zu prüfen, der praktisch nur aus Gefahrenstellen besteht: Wurzeln, Löcher, Schlangen …
Nicht zu vergessen das Wasser. Gerade stapften wir wieder einmal durch tiefen Matsch, das Wasser mitsamt seiner ganzen Fauna sickerte mir von oben in die Stiefel. Bei jedem Schritt sank ich rutschend und schlingernd ins Ungewisse und hoffte nur, irgendwo da unten festen Grund zu finden.
Laut surrende schwarze Fliegen und farbenprächtige Libellen mit schlanken Leibern standen über dem Wasser, das allmählich seichter wurde. Endlich hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen, da wollte ich mich an dem merkwürdigen stechend-muffigen Geruch, der mir in die Nase stieg, nicht groß stören.
Während der vergangenen Tage war mir aufgefallen, dass es hier im Urwald die unterschiedlichsten Duftetappen gab; wie verschiedene Stadtviertel grenzten sie aneinander, ohne sich dabei zu vermischen. Wehte eben noch eine herbe Laubschwade um mich herum, war die Luft im nächsten Moment erfüllt von süßlichen Blütenwolken, die einem die Sinne schärften. Auf den frischen Geruch nach kühlem, feuchtem Moos waberte plötzlich ein widerlicher Gestank nach faulendem Aas heran.
Ein langer Ast schnalzte hinter Lundi zurück und traf mich mitten im Gesicht. Schmerzerfüllt schrie ich auf, dabei bereiteten mir die roten Striemen und das geschwollene Auge nicht einmal die größten Sorgen. Angewidert streifte ich mir die glitschigen Äste samt den darauf befindlichen Bewohnern von der verschwitzten Stirn. Plötzlich kribbelte es am ganzen Körper und ich sah förmlich vor mir, wie sich die Insekten mit dem seit zehn Stunden kultivierten Schweiß vermischten und mir die Beine entlang über die Kniekehlen und Waden bis in die Stiefel rannen, um dort an dem rohen Fleisch meiner Hacken endlich den Schmerz des Jahrhunderts auszulösen.
Während wir nach dem kurzen Zwischenfall unbeirrt weiterliefen, stellte sich allmählich eine gewisse Apathie ein, Schmerz und Gefühle ließen nach, mechanische Abläufe, die nichts mehr mit meinem Körper zu tun hatten, trieben mich wie einen Automaten voran.
In Gedanken aber war ich schon wieder in München. Meine Freunde waren mir ständig in den Ohren gelegen, ich dürfe diese einmalige Chance, von der angeblich jeder träumte, nicht sausen lassen und hatten mich schließlich wegen meiner Feigheit dermaßen beschimpft, dass ich mich langsam schämte. Also hatte ich beschlossen, meinen angsterfüllten inneren Schweinehund am Kamin zu lassen und mich – wenn auch mit sehr gemischten Gefühlen – zu diesen neuen Abenteuern aufzumachen. Vielleicht konnte ich ja auch mit eigenen interessanten Forschungsergebnissen zurückkehren.
Hätte ich mich bloß weiter geschämt, dann müsste ich mir jetzt nicht dauernd Sorgen machen, wie die Pygmäen uns empfangen würden. Würden sie uns gleich massakrieren? Oder bei sich dulden? Oder sich vielleicht gar mit uns anfreunden? Ob ich je das Glück hätte, ihr Leben näher kennen zu lernen? Vielleicht waren wir sogar auf einer Wellenlänge, und sie lachten gar über ähnliche Dinge wie ich?
Eine Affenschar kreischte neugierig vorbei, lange schaute ich den Tieren nach, sie wirkten so unbeschwert, doch kam ich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück … hier und da ein unheimliches Rascheln, lange, farnartige Monsterfinger, die sich um meine Hosenbeine schlangen: Mir war durchaus nicht geheuer zumute in dieser neuen Umgebung, die nun für einige Zeit die meine sein sollte.
Fast schon wütend beobachtete ich, wie Lundi noch immer leichtfüßig vorwärts eilte. Sollte er doch ruhig einen neuen Rekord aufstellen, ich wollte mich nicht mehr hetzen lassen. Ein fremdes Geräusch ließ mich nach oben schauen, und ich sah, wie sich ein Adler pfeilschnell aus den unendlich hohen Baumwipfeln herabstürzte.
»Hast du das gesehen?«, rief ich erschrocken.
Lundi blieb stehen und drehte sich zu mir um. »Sie verfehlen ihre Beute so gut wie nie«, erklärte er mir und schaute kurz in den Himmel.
»Bei uns ist das ganz genauso. Sogar viel kleinere Vögel reißen manchmal das Wild«, fügte ich fachmännisch hinzu.
»Die Adler sind unglaublich schlau«, fuhr Lundi fort.
»Durch ihre leisen Pfiffe locken sie sogar neugierige Affen an und schnappen sich dann den dümmsten. Manchmal folgt einem jagenden Adler ein Panther am Boden, um den Affen zu stehlen, falls er im Kampf vom Baum fällt.«
»Willst du damit sagen, dass vielleicht sogar ein Panther in der Nähe ist, Lundi?«
Das durfte doch wohl alles nicht wahr sein, er sagte das so beiläufig, als wollte er mich auf eine neue Currybude an der Ecke hinweisen.
Mein Begleiter sah sich nach allen Seiten um, wobei er einige kleine geknickte Äste betrachtete. Mich überging er völlig, sogar meine lächerliche Frage nach dem Panther. Alle meine Sinne waren geschärft für die kleinste Veränderung, angestrengt horchte ich auf unvorschriftsmäßige Katzenlaute … und plötzlich wich die ganze Harmonie und einmalige Schönheit des Urwaldes wieder dieser nackten, kriechenden Angst. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, falls wir angegriffen würden. Lundi würde uns sicher nicht ausreichend verteidigen können und machtlos zusehen müssen, wie ich mit hysterischem Geschrei in die Büsche rannte – und der Panther hinter mir her.
Lundi blieb so plötzlich stehen, dass ich beinahe auf ihn aufgeprallt wäre.
»Seht ihr? Da vorne kommt eine Lichtung; dort ist das Lager der Bayaka. Ganz still jetzt!«
Und tatsächlich vernahmen wir jetzt die üblichen Geräusche menschlichen Lebens: Rufen, Lachen, Kindergeschrei. Wir schlichen vorsichtig näher, und etwa 20 Meter vor der kleinen Lichtung machte uns Lundi Zeichen, wir sollten zurückbleiben. Sangui blieb stehen, aber ich ließ mich fallen, meinen Körper zog es fast von alleine nach unten, so fertig war ich von dem endlosen Marsch, meine bleischweren Füße spürte ich sowieso schon nicht mehr. Wir warteten gut geschützt hinter einem Riesenbrettwurzelbaum, dessen in der Form eines Dreiecks aus der Erde strebende Wurzeln fast die Höhe eines einstöckigen Hauses hatten, von dem Rest ganz zu schweigen. Vielleicht waren es 80 Meter – grob geschätzt.
»Bleibt hier«, sagte Lundi. »Ich gehe voraus und bereite sie auf eure Ankunft vor.«
Als Lundi aus dem Schutz des Waldes heraus das Lager betrat, verstummten die Geräusche, als sei jedes Leben erstorben. Ich schielte aus der Deckung hinter ihm her und sah ein paar kleine, runde Blätterhütten, genau wie Halbkugeln geformt, und dazwischen einen freien Platz. Dort traten zwei steinzeitliche Gestalten auf Lundi zu, zwei Männer von vielleicht ein Meter fünfzig Körpergröße, die nichts am Leib trugen als eine Lianenschnur mit einem kleinen Schamschurz; sie hatten kräftige, sehnige Gestalten und, wie mir schien, finstere Mienen. Einer hatte sich eine Steinaxt auf die Schulter gehängt, der andere hielt einen Speer in der Hand. Sie palaverten mit Lundi und führten ihn dann zu einem genauso nackten alten Mann, der vor einer der Hütten bei einer Feuerstelle am Boden saß. Dort ging das Palaver weiter.


* * *

Hier endet die Leseprobe.

* * *


Copyright der E-Book-Ausgabe © 2012 bei hey! publishing, München

Originalausgabe © 2002 bei Heyne Verlag, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

ISBN 978-3-942822-01-5

www.heypublishing.com

Ende der Leseprobe aus 346 Seiten  - nach oben

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Autor: Cornelia Canady

Cornelia Canady

Cornelia Canady, geboren 1942 in Berlin, war Cutterin und Naturfilmexpertin am Max-Planck-Institut für Verhaltensforschung, bevor sie für über zehn Jahre in die Zentralafrikanische Republik übersiedelte. Dort engagierte sie sich für die Erhaltung des Urwaldes, der dem letzten traditionell lebenden Pygmäenstamm Lebensraum bietet. Cornelia Canady beschreibt ihr abenteuerliches Leben in der fremden Kultur in ihrer Biographie "Die Gottestänzerin" sowie in den Romanen "Tränen am Ouibangui" und "Ruf des Abendwindes". Heute lebt die Autorin auf Teneriffa – doch wie ihre Heldinnen zieht es auch sie immer wieder nach Afrika zurück.
Foto: (c) Privat
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Leseprobe aus  346  Seiten

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